Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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chemischen Umgestaltung _ zur Erwärmung, Entwicklung und Erhaltung des 
Körpers unvergleichliche Dienste leiste. Dr. Reklam nennt in der Zeitschrift 
„Gesundheit“ den Honig einen der ausgezeichnetsten Nährstoffe, den wir kennen, 
weil er in Bezug auf Leichtverdaulichkeit, Nährkraft und "Wohlgeschmack von 
keinem anderen Mittel übertroffen wird. 
Der Hofarzt Dr. Meyer in Wien bezeichnet in seinem „Handbuche der 
Pharmakologie“ die Wirkung des gereinigten Honigs (mel depuratum) als jener 
dem Manna ähnlich, innerlich reizend, erregend, besonders auf die Schleimhäute 
und Respirationsorgane und des Darmkanals, daher auswurfbefördernd und 
Stuhlgang erleichternd u. s. w., äusserlich erweichend, einhüllend, zerteilend, 
reinigend, bei akuten sowohl als chronischen Katarrhalaffektionen angewendet. 
Der österreichische Bienenzüchter und Wanderlehrer Karl Gatter erzählt 
in einem kleinen Schriftchen aus eigener Erfahrung als Brustkranker (Blut 
brecher), dass er, nachdem ihm Leberthran wohl Linderung verschafft, aber 
den Magen verdorben habe, zum Honig seine Zuflucht genommen und dadurch 
Heilung gefunden habe. 
Professor und Medizinalrat Dr. Krückenberg in Braunschweig sagt vom 
Honig: „Der echte, reine Bienenhonig ist eine wahre Naturarznei und ich 
habe die Wahrheit dieser Behauptung an mir und anderen erprobt.“ 
Der Honig kann namentlich Blutarmen, Verdauungs- und Nerven 
schwachen als Genuss- und Heilmittel nicht genug empfohlen werden. Sein 
Nährwert und seine Heilkraft liegen in seinen Bestandteilen begründet. 
Der Honig birgt die pilz- und bazillenzerstörende Ameisensäure in sich, 
durch welche er auf alle Organe, mit denen er in direkte Berührung kommt, 
also auf Mundhöhle, Rachen, Kehlkopf, Magen aseptisch, d. h. etwa vorhandene 
Wucherungen zerstörend und vernichtend wirken muss. 
Bei äusseren Geschwüren und Wunden kann er als unübertreffliches 
Pflaster und bei Trägheit der Unterleibsorgane, habitueller Stuhlverstopfung 
und dergleichen, sowie bei Skrophulose als purgierendes, bezw. blutreinigendes 
Mittel gelten. 
Der Honig ist auch ein hochwichtiges Vorbeugungsmittel gegen Kon 
gestionen, Blutstauungen u. s. w. und das beste Körperwärme-Erzeugungs-Mittel. 
Kinder, welche rasch wachsen und dabei bleich und matt aussehen, 
fühlen instinktiv, wovon sie Abhilfe zu erwarten haben. Sie tragen ein grosses 
Verlangen nach Süssigkeiten. Nichts aber hilft ihnen mehr und ist ihnen zu 
träglicher, als gerade der Honig, der schon durch sein liebliches Aroma von 
allen Süssigkeiten an der Spitze steht und einer der wirkungsvollsten Stoff 
wechsel-Erzeuger für den menschlichen Körper ist (im Kindesalter zeigt sich 
der Stoffwechsel äusserst rege!). Ueberdies essen die Kinder Honig zum Brote 
lieber als jede andere Beigabe. 
Wie viele Kreuzer wandern alljährlich in den Kaufladen für buntge 
färbtes Zuckerwerk und wie viele „verdorbene Magen“ folgen dem Genüsse 
desselben! Möge die sorgsame Mutter es versuchen und ihren Kleinen eine 
zöitlang Honig aufs Brot streichen und sie wird zur Erkenntnis kommen, 
welche Wohlthat sie ihnen und ihrem Geldbeutel erwies. 
Darum, ihr Mütter, sorgt, dass immer der Honigtopf auf dem Tische 
steht! Eure Kleinen werden dabei frisch und munter bleiben und so mancher 
schwere und teuere Gang nach dem — Arzte und der Apotheke bleibt 
Euch erspart! 
Willst du alt werden, so geniesse täglich die köstliche Speise der Alten 
(dem Met, d. i. Honigwein, schrieben die alten Deutschen, wie Tacitus erzählt, 
hauptsächlich ihre Gesundheit und das hohe Alter zu): Milch und Honig. 
Brocke gutes, kräftiges Brot in eine Schüssel mit Milch und thue reinen, un 
verfälschten Honig hinein. Dies ist das gesündeste, nahrhafteste und wohl 
schmeckendste Frühstück.
	        
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