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Hüften ruhen und mit Knopflöchern für die Knöpfe des Rumpfkleides durch
brochen sein; auf der Rückseite befinde sich eine mit Knöpfen versehene halbe
Klappe. — Für die dritte Schicht, das Obörkleid, empfiehlt Spener, dass der
Rock, wie bisher, in der Taille hängend getragen wird; dass Strassenkleid soll
kurz, also kein Staubfang sein.
Kinderpflege und Schulhygiene.
Mangelnde Gesundheitspflege für die Schulkinder.
Von Max May-Heidelberg.
Der Arbeiterschutz, der in neuer Zeit sowohl in der Gesetzgebung,,
wie in der Verwaltung keine Chimäre mehr ist, sondern eine Thatsache
wurde und in einem Heer von Gewerbeaufsichtsbeamten Förderung gefunden
hat von einer Art und Weise, wie sie der theoretische Sozialpolitiker und
Parlamentarier nur wünschen konnte, ist doch im Grunde, oder zumeist,
lediglich Gesundheitspflege.
Man schützt die Gesundheit der Arbeiter vor allen Zumuthungen
schädlicher Art durch die Arbeitgeber, aber nicht minder wird der Arbeiter
vor seinem eigenen gesundheitswidrigen Verhalten in Bezug auf die Arbeit,
und einem Teil der Lebenshaltung geschützt.
Wir haben einen schönen Weg auf diesem Gebiet in kurzer Zeit,
zurückgelegt, wir haben weitere Ziele bereits fest im Äuge, und wir
werden die Früchte in der Volksgesundheit und längeren allgemeinem
Lebensdauer — die schon sichtlich sind — bald in grossem Masse er
kennen.
Wir dürfen stolz sein auf das Errungene. Für die Arbeiter haben?
wir bereits gut gesorgt und sorgen weiter, aber warum sorgen wir nicht
besser und mehr für etwas noch näher Gelegenes, für das Wohl der
Kinder?
Man wird vielleicht die Frage mit Staunen lesen, aber man wird auch
beim kürzesten Nachdenken erkennen, wie berechtigt sie ist, denn unsere*
Schulen und Schuleinrichtungen sind trotz mancher Schulpaläste in den.
Städten und der vielerlei neuen Schulbänke, die die Verkrümmungen, die'
Kurzsichtigkeit vermindern oder doch vermindern sollen, noch vielfach sehr
im Argen bezüglich der Gesundheitspflege der Schulkinder.
Wir sehen ab von den so drastisch geschilderten Schulhäusern mit
Dächern, durch die der Regen ins Schulzimmer seinen Weg findet, dem
Schulhäusern, die dem Lehrer und den Kindern stets Katarrhe in schlechter
Jahreszeit bringen, weil der Wind durchzieht oder weil sie sich nicht richtig
heizen lassen, oder weil die Oefen rauchen u. s. w T .
Alle diese Schilderungen, meist aus dem Osten und aus Gutsbezirks
schulen stammend, wollen wir, weil immerhin die Zahl jener Schulen und;
die Zahl der sie besuchenden Schulkinder nur klein erscheint im Verhältnis*
zu den Gesamtzahlen, ganz ausser Augen lassen, so dringend auch Abhilfe
notthut.
Nein, was wir noch zu beklagen haben, sind nicht nur jene traurigstem
Zustände in kleinen Gemeinden, sondern auch Zustände in grossen und
grössten Schulgemeinden, und auch nicht etwa nur in Schulgemeinden, die-
bei allem Luxus auf manchen Gebieten, ihre Lehrer noch ungenügend be
solden. Unsere Klagen kommen zum Teil überall vor, zum Teil aber auch,
nur in manchen Gemeinden, weil man vor Wald die Bäume nicht sieht,*
weil man vor allen möglichen modernen Erfordernissen die Gesundheits
pflege der Kinder vergisst, oder weil alte Rektoren und Schulräte meinen,,
vor 50, 60 und 70 Jahren, als sie selbst in die Schule kamen und gingen,*