Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

in frischer Luft gezwungen wäre, würde es mit seinen Gesundheits Verhältnis sei* 
noch weit schlimmer stehen; denn sein häusliches Leben lässt in sanitärer 
Hinsicht oft noch mehr zu wünschen übrig, als das des Stadtbewohners. 
Ueber die Bedeutung von guter Luft, Reinlichkeit ist der Bauer sich ebenso 
wenig klar, wie über eine rationelle Ernährung, ja noch weit unklarer, wie* 
ein grosser Teil der Stadtbewohner. 
Man hat somit alle Ursache, das Landvolk allerorts und auf jede- 
Weise durch Vorträge und Gründung von Volksbibliotheken und Lesehallen, 
vor allem aber durch den Unterricht in der Schule darüber aufzuklären, dass 
eine gesunde Entwicklung und Gesunderhaltung, ein gesundes Fühlen r 
Denk en und Wbllen vor allem abhängt von einer naturgemässen Er 
nährung und Lebensweise, dass eine gesunde Entwicklung von Pflanze,. 
Tier und Menschen nur möglich ist durch eine gesunde Landwirtschaft,, 
durch Wiederherstellung eines mineralstoffreichen Bodens vermittels der 
Steinmehldüngung, durch Beseitigung oder Beschränkung der Ueberladung 
desselben mit ungesundem, weil zu Stickstoff- und ammoniakreichem, höchst 
einseitig und mangelhaft zusammengesetztem Kunstdünger und Miste, bezw. 
durch Vermischung des letzteren mit reichen Mengen Steinmehl, überhaupt 
durch ein Verhalten, wie solches in den klassischen Schriften von JuL 
Hensel und Dr. Emil Schlegel über Steinmehl zum Ausdruck gelangt. 
Die Lehrerschaft aber mache sich mit den Schriften Heiisels,, 
Dr. Schlegels, Dr. Ullersbergers, Dr. Lahmanns, Dr. Walsers, Dr. Klenckes r 
Oberst Spohrs, u. a. mehr als bisher vertraut, damit sie die Wurzeln unserer 
heutigen sozialen Not, des Massenelendes und der Misswirtschaft auf so vielen 
Gebieten des öffentlichen Lebens gründlich kennen lernt und im stände 
ist, durch Aufklärung des Volkes* erfolgreich auf Ausrottung derselben zu 
dringen; damit ihr auch zum Bewusstsein kommt, dass unserem sonsthin so 
hochentwickelten Schulwesen gerade die zwei allerwichtigsten Unterrichts 
gegenstände noch fast gänzlich fehlen: nämlich der Unterricht in naturgemässer 
Uesundheitslehre und in gesunder Landwirtschaft! 
—4g Heilberichte. 
Eiterige Gehirnhautentzündung und Genickstarre. 
Mitgeteilt von 0. Wentzel, Naturheilkundiger in Worms. 
Kätchen Hobel, ein Mädchen von 11 Jahren in Monzernheim 
bei Worms, erkrankte im Juli 1895 an eiteriger Gehirnhautentzündung 
und Genickstarre. Behandelt wurde das Kind von Dr. med. Fink 
aus Westhofen und dem, auf Verlangen der Eltern noch hinzuge 
zogenen Dr. med. Rolle aus Osthofen. 
Nachdem beide Aerzte das Kind am 17. Juli nochmals gründlich 
untersucht, machten sie die Eltern auf die Gefährlichkeit der Krank 
heit aufmerksam, gleichzeitig aber betonend, dass an eine Heilung 
nicht zu denken sei. Die Eltern, von Bekannten aufmerksam gemacht, 
eilten nun schleunigst zu mir, mich bittend, die Behandlung zu über 
nehmen. Gegen Abend des 17. Juli traf ich in Monzernheim ein. 
Das Kind lag seit 6 Tagen schon bewusstlos, Stuhl und Harn unter 
sich weg machend. Von Zeit zu Zeit traten heftige Krämpfe ein, 
welche einen überaus schrecklichen Anblick darboten, der Puls war,, 
sehr schwach, vor dem Munde dicker Schaum, ein Eisbeutel auf 
dem Kopfe, Fenster und Thüren, bei der herrlichen Sommerluft, fest 
geschlossen. 
Eine Hoffnung auf Erhaltung des Lebens konnte ich, im 
Hinblick auf die so schwere Krankheit, den Eltern nicht machen,
	        
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