Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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weisen, z. B. an Dr. K., allenfalls Dr. St. in C., die evtl, einen Eingriff vornehmen 
könnten. Denn wenngleich es dem Unterzeichneten höchst unwahrscheinlich 
erscheint und alles so gut wie dagegen spricht, dass es sich thatsächlich 
um einen Fremdkörper (möglicherweise auch Wandernieren) im Körper 
handelt, so wird schliesslich, wenn die Klagen des Patienten dieselben 
bleiben, doch nichts weiter übrig bleiben, als sich durch einen operativen 
Eingriff von dem wirklichen Befunde zu überzeugen. 
Einer gefl. Rückantwort gewärtig zeichnet mit grösster Hochachtung 
Dr. med. G. 
Also Herr Dr. med. G. war mit seinem Latein zu Ende; ich dachte 
also, wir werden die Sache nun mal deutsch versuchen. 
Ich gehe am 28. Mai nach dem eine Stunde von hier entfernten N. 
und besuche S., treffe ihn im Garten an, wie er sich abmüht, etwas Be 
wegung sich zu machen. Ich machte ihn nun mit dem Zweck meines Be 
suches bekannt, sagte ihm, was mir Dr. G. geschrieben habe, und fragte 
ihn, ob er bereit sei, sich operieren zu lassen. Ja, entgegnete er, was soll 
ich denn thun, ich habe nun seit 7 Wochen diese Schmerzen, es wird nicht 
besser, alle Einreibungen und Mixturen, die mir verordnet worden sind, 
haben mir nicht das geringste geholfen, es ist täglich schlimmer geworden, 
ich sehe selbst weiter keinen Ausweg als die Operation. Ich fragte ihn 
weiter, haben Sie sich auch überlegt, dass nur sehr wenige Operationen 
erfolgreich sind, dass aber sehr viele tötlich verlaufen? Haben Sie auch 
Familie? Ja, sagte er, ich bin selbst vor 2 Jahren bei einer Operation in 
meiner Nachbarschaft zugegen gewesen, nach 3 Tagen allerdings war der 
Operierte tot. Und Familie habe ich auch, ich habe Frau und 8 Kinder, 
aber was soll ich thun, arbeiten kann ich nicht und in 4 Wochen ist auch 
meine Krankenunterstützung zu Ende. Ich sagte dann, gut, wir werden Sie 
auf ihren Wunsch operieren lassen, aber die Operation kann nicht in Ihrer 
Wohnung vorgenommen werden, wir werden Sie deshalb in das Krankenhaus 
nach C. bringen lassen. Ich mache Ihnen aber zunächst noch einen anderen 
Vorschlag, versuchen Sie es einmal mit einer anderen Heilweise, ich werde 
Ihnen jemand herschicken, und wenn es in 8 Tagen nicht besser ist, 
kommen Sie jedenfalls mit der Operation auch noch Zeit genug. S. war 
mit meinem Vorschläge einverstanden, und ich empfahl mich. Zu Hause 
angekommen, schreibe ich an den Naturheilkundigen Herrn Emil Grohmann 
in Chemnitz, schildere ihm den Zustand und bitte ihn, S. zu besuchen und 
auf dem Rückweg mir zu berichten, ob er sich getraue, die Behandlung des 
Patienten zu übernehmen, oder ob er eine Operation für unerlässlich halte. 
Herr Grohmann kam nun meinem Ersuchen auf das bereitwilligste nach und 
berichtete mir über den Fall folgendes: Der Patient befindet sich allerdings 
in einem kranken, aber nicht hoffnunglosen Zustande, eine Operation ist 
nicht nur absolut unnötig, sondern direkt zwecklos und schädlich. 
Die ganzen Eingeweidepartieen des Kranken befinden sich in einem 
höchst entzündlichen und geschwollenen Zustande, der Magen ist aufgetrieben, 
die Leber so angeschwollen, dass eine Geschwulst in der Grösse eines 
Kinderkopfes herausgetrieben ist, Darm, Blase und vor allen Dingen die 
Nieren entzündet und geschwollen. Es entstehen bei der leisesten Berührung 
der geschwollenen Teile sofort die heftigsten Schmerzen. 
Ich übertrug nun Herrn Grohmann die Behandlung des Patienten, 
welche nun sofort begonnen wurde. 
Bereits am 7. Juni konnte Patient schriftlich mitteilen, dass er mit 
der Kur aufs beste zufrieden sei und nach vierwöchentlicher Behandlung 
konnte der Kranke als geheilt entlassen werden. Im Frühjahr d. J. habe 
ich S. nochmals zu mir kommen lassen und ihn über seinen Zustand ver 
nommen, wobei er mir erklärte, dass er wieder voll und ganz gesund sei, 
seine Gesundheit aber verdanke er nächst Gott nur der Naturheilmethode, 
welche Herr Grohmann auf das sorgfältigste bei ihm angewendet habe.
	        
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