Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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48 Jahre lang, ohne einen Pfennig in die Apotheke.zu tragen, leben kann, 
habe ich an mir und meiner Familie bewiesen, wobei noch besonders hervor 
gehoben werden muss, dass alle diese Krankheiten unter der Anwendung' 
der Grundsätze des Naturheilverfahrens. viel rascher als unter der An 
wendung von Arzneien verliefen und die krank Gewesenen viel schneller 
ihre frühere Kraft wiedererlangten. Es ist viel leichter, alle zwei Stunden 
einen Esslöffel Arznei zu nehmen, als die Anwendungsformen des Natur 
heilverfahrens durchzumachen, aber jedenfalls wird man sich geistig, 
körperlich und materiell besser stehen, wenn man sich von dem Gebrauch 
■der Arzneien losmacht und nach den Gesetzen der Natur lebt. 
Es würde mich nicht verdriessen, ja vielmehr mir sehr lieb sein, wenn 
sich in dieser unserer Zeitschrift Stimmen gegen meine obigen Ansichten 
geltend machten. Dr. Schulze. 
„Theorie Schenk?“ 
Von Dr. Hirschfeld -Charlottenburg. 
Endlich ist Professor Schenk in Wien mit seiner lange ange 
kündigten und mit so grosser Spannung erwarteten Veröffentlichung 
über die willkürliche Geschlechtsbestimmung — „Einfluss auf das 
Geschlechtsverhältnis“ betitelt sich sein Werk — hervorgetreten. 
Kurz gefasst handelt es sich um folgendes: Schenk will beobachtet 
haben, dass zuckerkranke Frauen nur Mädchen bekommen; selbst 
wenn nur Spuren von Zucker im Harn nachweisbar sind, was auch 
-bei ganz gesunden Personen vielfach der Fall, kommen fast aus 
schliesslich weibliche Geburten zu stände. Die Wahrscheinlichkeit, 
dass das zu erwartende Kind ein Mädchen sein wird, ist um so 
grösser, je reicher das Blut der Mutter an Zucker. (Daher sind die 
Frauen auch so süsse Geschöpfe.) Ferner hat der Wiener Gelehrte 
konstatiert, dass bei Müttern, die Knaben gebären, besonders viel 
Zersetzungsstoffe des Eiweisses, als da sind Harnstoff, Harnsäure, 
Kreatin etc. im Harn Vorkommen. Er folgert nun, um Knaben zu 
erzielen, müssen wir auch die kleinsten Spuren von Zucker aus dem 
Blut entfernen, dagegen für Vermehrung der Eiweissstoffe Sorge 
tragen. Dieser doppelte Zweck ist auf dem Wege der Ernährung zu 
erreichen durch Darreichung einer stark eiweissreichen Kost (Fleisch, 
Fische, Eier etc.) unter möglichster Beschränkung zucker- und stärke 
haltiger Nahrungsmittel, und zwar soll diese Diät bereits zwei Monate 
vor und mindestens drei Monate nach Eintritt der Schwangerschaft 
innegehalten werden. 
Den Beweis für seine Theorie ist Schenk bisher schuldig ge 
blieben, denn seine eigenen sechs Söhne können wir unmöglich als 
solchen ansehen, und die starken Zweifel, welche bereits vor drei 
Monaten laut wurden, als die ersten Andeutungen über diese Ent 
deckung in die Oeffentlichkeit sickerten, sind durch die Enthüllung 
des Geheimnisses nicht gehoben. 
Aber selbst wenn Schenk Hecht behalten sollte, was erst eine 
tausendfältige Nachprüfung erweisen kann, spricht vieles gegen seine 
Theorie. Einmal ist sein Speisezettel nur für wohlhabende Stände 
durchführbar, ferner bietet die überwiegend animalische Kost für den 
Organismus die mannigfachsten Nachteile. Der Eiweissüberfluss wirkt 
schädlich auf Herz und Nieren und mit Hecht werden verschiedene 
Stoffwechselerkrankungen, beispielsweise die Gicht, auf eine zu eiweiss