Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

176 
Es ist daher beklagenswert, dass sich die Vorteile desselben 
bisher in der Hauptsache nur dem männlichen Geschleckte zuwandten,, 
während doch die Frauen und Mädchen dieser Körperstirkung ebenso 
nötig, zuweilen noch nötiger bedürfen. Hören wir, wie sich Professor 
Dr. Crede-Leipzig hierüber ausspricht: 77 Wohl begegnet man häufig 
dem Vorurteile, dass aas Schwimmen für die Frauen r wenn nicht 
nachteilig, mindestens überflüssig sei. Keine Ansicht kann irriger 
sein als diese. Abgesehen von dem praktischen Hutzen des Schwimmens 
bei Unglücksfällen, sind die beim Schwimmen auszuführenden Körper 
bewegungen für die Frauen ganz ebenso kräftigend und die Gesundheit 
befördernd, wie für Männer. Die so überaus verbreitete Blutarmut 
unserer Frauen und Mädchen und die daraus hervorgehende Nerven 
erregbarkeit und Körperschwäche bedarf dringend der Abhilfe durch 
die verschiedensten zweckmässigen körperlichen Bewegungen und 
Uebungen. Das Turnen und Schlittschuhlaufen der Frauen hat sich 
seit Jahren Bahn gebrochen, in vielen grösseren Städten ist aber 
auch das Schwimmen der Frauen bereits ein unentbehrlicher Teil der 
körperlichen Erziehung geworden. So werden hoffentlich allerwärts 
die etwa noch bestehenden Vorurteile gegen das Schwimmen der 
Frauen und Mädchen fallen. u 
Da es schwerlich eine Leibesübung giebt, die den Menschen so 
viel gesundheitlichen Nutzen bringt wie das Schwimmen, so muss 
diese heilsame Körperbethätigung mehr und mehr Gemeingut des 
ganzen Volkes werden. Besonders sollten die Eltern ihren Kindern 
die W'ohlthat des Schwimmbades, welches ein vorzügliches körperliches 
Erziehungsmittel und eine hygienisch-hydrotherapeutische Prozedur 
ersten Hanges ist, zu verschaffen suchen. Es muss ihnen daran gelegen sein,. 
derWelt vollständigeMenschen zu erziehen, welche neben der geistigen 
Ausbildung auch körperlich gesund, stark, mutvoll und selbständig: 
sein sollen. Möchten doch viele Eltern diesen Gedanken beherzigen,, 
möchten sie doch bedenken, dass man sich an seinen Kindern und* 
der Welt versündigt, wenn man nur Menschenfragmente heranzieht,, 
anstatt sie durch harmonische Entwickelung aller Anlagen und Kräfte' 
zu gesunden und nützlichen Gliedern der menschlichen Gesellschaft 
heranzubilden. 
Alte Zöpfe, die abgeschnitten werden müssen. 
Es sind im Publikum so viele irrige Ansichten verbreitet, die ihm- 
wahrscheinlich von den Aerzten und ebenso wahrscheinlich vor unvordenk 
lichen Zeiten eingeflösst sind, dass man sich in der Thal wundern « muss,. 
wie es möglich gewesen ist, dass dergleichen Irrtümer sich von Geschlecht 
zu Geschlecht fortpflanzen konnten, als wenn es gar keine denkenden 
Menschen gäbe. Diese Eigentümlichkeit ist nur dadurch zu erklären,' dass 
die Laien bei ihrem, besonders in früheren Zeiten unbedingten Vertrauen 
zu den Aerzten und deren Aussprüchen und namentliche von ärztlichen 
Autoritäten gar nicht über den Wert oder Unwert solcher Aussprüche nach 
zudenken sich einfallen liessen, sondern dieselben als die barste Münze 
annahmen. Ich habe mir erlaubt, diese irrigen Ansichten als „alte Zöpfe u 
zu bezeichnen, und will mich bemühen, um in derselben Metapher zu 
bleiben, dieselben „abzuschneiden“ und in wenigen Worten das Widersinnige 
derselben zu erklären. 
Eige der widersinnigsten Ansichten, der man so oft bei • Patienten 
begegnet, wenn man die Milch als Nahrungsmittel empfiehlt, ist* die, .dass
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.