Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

Muskelanstrengungen bei der Ortsveränderung unseres Organismus,, 
sowie beim "Widerstreben gegefi das Untersinken wird der ganze- 
Muskelapparat in heilsame Thätigkeit versetzt. Die rhytmischen 
Bewegungen des Schwimmens, die nach allen Richtungen hin frei 
sind und mit nacktem Körper in einem stetig und gleichmässig ab 
kühlenden Medium vollzogen werden, dürfen nicht mit Unrecht als 
das Ideal aller gymnastischen Uebungen zu bezeichnen sein. Jene- 
Klagen über Engbrüstigkeit und Atemnot, über Lungen- und Brust 
leiden würden bedeutend herabgemindert werden, wenn sich schon 
unsere Jugend mehr der edlen Schwimmkunst zuwenden würde. Bei 
der Schwimmbewegung giebt es wohl keinen einzigen Muskel, der 
ausser Thätigkeit bliebe. Arme und Beine sind natürlich in erster 
Linie beteiligt, dann aber die Muskeln des Bauches, welche dem 
Becken Halt geben bei der Beugung der Oberschenkel, auch die 
"Wirbelsäule wird gebeugt und gestreckt, die Rückenmuskeln halten 
das Becken beim Strecken der Beine, die Nackenmuskeln müssen den 
Kopf hochhalten, kurz, die ganze Skelettmuskulatur ist in Arbeit. 
Durch das heftige Arbeiten der Muskeln, die im Wasser einen 
erheblichen Widerstand zu besiegen haben, wird auch die Thätigkeit 
der Lunge bedeutend erhöht. Mit Wohlbehagen saugt sie die reine 
und warme Luft ein, welche übe§ dem Wasser schwebt, und es voll 
zieht sich hier eine Gymnastik und Reinigung der Atmungsorgane, 
wie man sie nirgend anderswo besser haben kann. Durch das zur 
Ortsveränderung des Organismus notwendige weite Ausgreifen der 
Arme werden die oberen Brustmuskeln in heilsame Thätigkeit ver 
setzt, wodurch der Brustkorb und damit die Lungen bedeutend an 
Umfang gewinnen und einer Erkrankung der Atmungsorgane mit 
Erfolg entgegenarbeiten. 
Durch die erhöhte Thätigkeit der Lungen wird auch ein be 
schleunigteres, also auch vermehrtes Einsaugen von Sauerstoff herbei 
geführt, welcher unmittelbar ins Blut geleitet wird und diesem Frische 
und Reinheit verschafft. Gleichzeitig wird es rascher und heftiger 
nach den Lungen und den entferntesten Teilen des Körpers getrieben, 
wodurch jenes Wärme- und Kraftgefühl geschaffen wird, welclies- 
sich nach dem Bade so angenehm bemerkbar macht. Je rascher 
das Blut durch die Adern rollt, desto schneller schafft &s eine Um 
wandlung der genossenen Nahrung und trägt die ernährenden Bestand 
teile nach den entferntesten Teilen des Körpers, um sie an Nerven, 
Muskeln und Knochen abzugeben und die verbrauchten Stoffe im 
Umtausch fortzuschwemmen. Durch die vielfach sitzende Beschäfti 
gung und den Mangel an Bewegung findet eine geringe Verteilung 
und Verarbeitung der blutbildenden Stoffe statt, sodass Blutüber 
füllungen und Blutstockungen häufige Erkrankungen des weiblichen 
Geschlechtes sind. Infolge der Muskelthätigkeit aber, wie sie- das, 
Schwimmen erfordert, werden die blutüberfüllten inneren Organe- ent 
lastet und das Blut nach den arbeitenden Muskeln geleitet, sodass-; 
durch diese Thätigkeit jene Störungen des Blutkreislaufes völlig ver 
schwinden. 
Wenn wir nun noch in Betracht ziehen, dass jede willkürliche 
Bewegung auf einer lebendigen V^echselwirkung mit den Nerven 
beruht und die Nerven wiederum einflussreich auf die geistige Thätig 
keit sind, so wird man gewiss begreifen, warum das Schwimmen auch
	        
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