Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

173 
Bei uns hat man namentlich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts 
im Gebrauche dieses einfachen uii*d natürlichen Gesundheit^- und 
'Schönheitsmittels Rückschritte gemacht. Man kann deshalb wohl mit 
Recht behaupten, dass ein Teil der Krankheiten unserer Tage von 
der geringen Sorgfalt herrührt, die man auf Reinigung und Stärkung 
der Haut durch Baden und Schwimmen zu verwenden pflegt. Erst 
als der berühmte Dr. Hufeland auf die heilsame Wirkung des Wassers 
aufmerksam machte, seitdem der einfache österreichische Bauer 
Priessnitz so gewaltige Heilerfolge damit erzielte, wie sie Pfarrer 
Kneipp erreichte, wurde dem Schwimm- und Badewesen wieder er 
höhte Beachtung geschenkt. Nicht nur, dass in Gross- und Mittel 
städten Wohnungen mehr denn je zuvor mit Badeeinrichtungen ge 
sucht werden, dass in bescheideneren Verhältnissen die Dittmannsche 
Wellenbadschaukelwanne eine Rolle spielt, so ist auch der Besuch 
-der öffentlichen bezw. Privatbadeanstalten ein stärkerer geworden. 
Die Form des Brausebades hat sich für die weniger bemittelten 
Stände aufs Beste bewährt. Viele städtische Behörden nehmen daher 
Veranlassung, dieselben zu vermehren oder neu einzurichten. Auf 
dem Lande und in kleinen Städten mangelt es jedoch meist an öffent 
lichen Bade- und Schwimmanstalten, nur der Sommer bietet diesen 
Bewohnern in Seeen und Flüssen Gelegenheit, sich Gesundheit und 
Jugendfrische in den kühlen Fluten zu holen. 
Das Schwimmen birgt eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen 
in sich, wie sie kein anderer Gesundheitsfaktor aufzuweisen hat. 
'Schon das mit dem Schwimmen unwillkürlich verbundene Bad er 
frischt, stärkt und stählt den Körper und Geist. Ausserdem erfährt 
die Haut durch das Wasser eine gründliche Reinigung. Dies ist 
umso nötiger, als dieses Organ die wichtige Aufgabe hat, einen Teil 
der unbrauchbaren, abgenutzten Stoffe durch ihre Millionen von Poren 
auszudünsten. Und in der That finden wir, dass die Haut selbst 
Giftstoffe absondert, die man in der Wissenschaft als Menschengift 
(Anthropotoxin) bezeichnet. Auch der Schweiss, das flüssige Ab 
scheidungsprodukt der Haut, ist giftig, wie häufig schon sein übler 
Geruch andeutet. Wenn nun noch Staub und Schmutz die Poren der 
Haut verstopfen, ohne dass man für eine gründliche Reinigung sorgt, 
dann ist ein Hauptfaktor zur Erhaltung der Gesundheit lahm gelegt. 
Untersuchungen haben ergeben, dass 100 Pfund schmutzige Wäsche 
1—4 Pfund absoluten Schmutz v enthielten. In richtiger Erkenntnis 
dieser Thatsache wechselt der Mensch des öfteren seine Leibeswäsche, 
er schickt diese ins Bad, anstatt seinen Körper. Und doch ist nichts 
so gefährlich, kein Ansteckungsherd grösser, als ein schmutziger 
Körper. Unsaubere Menschen leiden daher häufig an allerlei Haut 
krankheiten. Wer aber durch Wasser und Seife täglich seinen Körper 
bis zur Hüftgegend wäscht und vom Schmutze reinigt, wird bald eine 
angenehme und wohlthuende Erfrischung seines Organismus wahr 
nehm m; freilich thut er damit nur das Notwendigste. Wer dagegen 
nicht bloss wäscht, sondern auch badet und schwimmt, der gleicht 
dem Weisen, der für die Zukunft sorgt. 
Welchen Einfluss hat nun die Schwimmbewegung auf den 
menschlichen Organismus? 
Das Schwimmen ist eine Körperbewegung in zusammengedrängter 
Form, Durch die schnellen Gliederbewegungen und erheblichen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.