Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Blindheit des Einzelnen sowie der kommunalen und staatlichen Gemein 
schaft zu fordern haben, wenn wir uns Anhänger der naturgemässen 
'Gesundheitspflege nennen. 
Damit betreten wir das Gebiet praktischer Vereinsthätigkeit. 
Hier wird der praktische Sinn und der feste Zusammenhalt unserer 
Gesinnungsgenossen seine Triumphe feiern. 
Würden uns beispielsweise die Forschungsergebnisse auf dem 
Gebiete der Ernährung zu intensiverem Fruchtgenusse drängen, so 
hätten wir die Mängel des heutigen Marktes etwa durch billige 
Massenbezüge auf Grund von Bundesabschlüssen sowie durch An 
regung zu Massenanpflanzungen zu korrigieren. Die Forschungen 
auf dem Gebiete der Nahrungsmittelfälschung machen uns zu Hütern 
der gesetzlichen Bestimmungen. Es scheint mir durchaus nicht unmöglich, 
•dass wir unserer überwachenden Thätigkeit auf dem Gebiete der Er 
nährungsfrage durch Einrichtung eines für diese Zwecke unentgeltlichen 
Prüfungslaboratoriums nach Londoner Muster einen festen Hintergrund 
gewähren. 
Bethätigen wir uns in diesem Falle als Hüter staatlicher Ge 
sundheits-Einrichtungen, so wollen wir auch andererseits an der 
Gesetzgebung teilnehmen. 
Kein Reichstags-, Landtags- oder Gemeinderatskandidat, gleich- 
giltig, welcher politischen Dichtung er angehört, dürfte in öffentlicher 
Versammlung auftreten, ohne auf unser hygienisches Programm fest 
gelegt zu werden. Es müsste bei solchen Gelegenheiten Ehrenpflicht 
unserer Anhänger sein, recht zahlreich zu erscheinen, um dem „Frage 
steller“ durch energische Beifallsbezeugungen ihre moralische Unter 
stützung zu verleihen. Wahlkandidaten sind bekanntermassen der 
artigen Stimmungserscheinungen gegenüber äusserst empfindlich. 
Dort aber, wo sicÜ in einer gesetzgebenden Korporation der 
schädliche Einfluss unserer Gegner breit macht, gilt es denselben 
durch grosse öffentliche Kundgebungen, sowie durch zahlreiche 
Petitionen zu vernichten. Der Erfolg wird um so sicherer sein, wenn 
wir ausserdem verstehen, die Tagespresse für unsere gute Sache mobil 
zu machen. Zu diesem Zwecke laute daher eine praktische Regel: 
Kein Inserat, es betreffe Vereinsbekanntmachungen oder Geschäfts 
bekanntmachungen unserer Anhänger, ohne redaktionellen Hinweis auf 
unsere Sache. Sind es auch nur wenige Zeilen, fesselndeNotizen aus einem 
eigens zu Presszwecken gewählten Komitee, so wird sich doch an 
ihnen das Sprichwort bewahrheiten: Steter Tropfen höhlt den Stein. 
Das seien in kurzen Strichen meine Gedanken über „neue 
Gesichtspunkte“ in unserer Bewegung. Sie machen weder auf Voll 
ständigkeit noch auf kritiklose Annahme Anspruch. 
Sie sind herausgewachsen aus der Begeisterung eines viel 
geprüften, vielverfolgten treuen Anhängers der Naturheilkunde und 
haben keinen anderen Zweck, als mit zu bauen an den Festungs 
werken, welche unser liebes, deutsches Volk gegen den An 
prall der unaufhaltsam heranstürmenden Degeneration 
schützen sollen. 
Auf denn zur Arbeit, zum Kampf, zum Sieg! Hinweg mit 
allen kleinlichen Zänkereien! Unsere Zeit ist zu kostbar und unser 
Ziel zu edel, als dass wir es mit dem Schmutze persönlicher Eifer 
süchteleien besudeln sollten.
	        
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