Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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geführt. Beide haben bis jetzt neben einander bestanden, und wenn der jüngere 
von ihnen auch anfangs mit pekuniären Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, so 
war es ihm doch gelungen, Ende vorigen Jahres die finanzielle Sicherung des 
Vereins herbeizuführen. Sobald dieses Ziel erreicht war, hat aber der Vorstand 
des Vereins „Hygieia“ Schritte gethan, um eine Verschmelzung der beiden 
Vereine in die Wege zu leiten, und .seine Bemühungen haben denn auch gottlob 
zu einem glücklichen Ende geführt. Nachdem von der ausserordentlichen 
Hauptversammlung des Vereins „Hygieia“ der Verschmelzung bereits zu 
gestimmt worden war, hat auch der Verein „Priessnitz“ dieselbe Ende Februar 
unter den vom Verein „Hygieia“ gestellten Bedingungen einstimmig angenommen 
und besitzt nunmehr Bremen nur noch einen Naturlieilverein, der aber dafür 
eine Mitgliederzahl von über 700 besitzt. Schwer ist es geworden, der Natur- 
lieilbewegung in der Nordwestecke Deutschlands Eingang zu verschaffen, lang 
sam aber sicher schreitet sie jetzt fort: möge Bremen ihre Hochburg werden; 
möge aber auch das hier gegebene Beispiel der Vereinigung anderen Vereinen 
ein Sporn sein zu gleichem Thun; denn auch für die Naturheilbewegung gilt 
das ewig wahre Wort: „Einigkeit macht stark!“ 
—^ Bücherschau, 
Einem dringenden Bedürfnis entsprochen hat der rührige Verlag von 
Wilhelm Möller, Berlin, durch Veranstaltung einer Neuauflage des Büchleins „Die 
erste Hilfe bei Unglücksfällen“, von Dr. A. Smee, (Preis 50 Pfg.). Der Wert des 
Buches liegt nicht allein in der kurzen, volksverständlichen Besprechung der Ver- 
haltungsmassregeln bei allerlei Unglücksfällen, sondern auch darin, dass die prägnante 
Form des Ausdruckes unterstützt wird durch zahlreiche, in den Text gedruckte Ab 
bildungen. Das Buch stellt ein vorzügliches Agitationsmittel für Vereine dar und 
wäre es wünschenswert, dass die Verlagshandlung bei Abnahme grösserer Massen eine 
Ermässigung eintreten liesse, um dem wertvollen Buche grösste Verbreitung zu sichern. 
§ 175 des Reichs-Straf-Gesetz-Buches. Die homosexuelle Frage im Urteile der 
Zeitgenossen, bearbeitet von Dr. med. M. Hirschfeld-Charlottenburg. Leipzig. 
Verlag von Max Spohr, 1898. — Ich begrüsse das Erscheinen dieses Buches mit hoher 
Freude, denn es wird berufen sein, breite Schichten des Volkes über die Bedeutung 
der verkehrten Geschlechtsempfindung aufzuklären. Mit heissem Bemühen hat auch 
Schreiber dieser Zeilen seit Jahren daran gearbeitet, diese Aufklärung zu verbreiten, 
aber ein Buch — dieses Buch vermag mehr und es sollte in keiner Bibliothek 
fehlen. Ganz und gar schliesse ich mich dem Ausrufe eines bekannten Juristen an, 
der dem Verfasser schrieb: „Das ist kein Buch, das ist eine That!“ — Wahrlich es 
gehört Mut dazu, diese Frage rffentlich zu diskutieren. Dr. Hirschfeld hat diesen 
Mut gefunden, Tausende, die zu den „Enterbten des Liebesglücks“ gehören, Werdens 
ihm danken und wenn er vielleicht hier und dort verständnislosen Anfeindungen be 
gegnen sollte, so mag ihn das Wort Simons, des Galiläers, erheben, welches er seinem 
Buche als Motto vorangestellt hat: „Höher als Gesetz und Opfer steht die Liebe!“ 
K. Gerling. 
Briefkasten. 
Antwort I. Auf Anfrage 3 der Märznummer sei bemerkt, dass Herr E. Schön 
born in Suderode am Harz eine „Sommerfrische“ gegründet hat, und in seinem 
Fremdenheim ausschliesslich Pflanzenkost verabreicht. 
Antwort 2. Auf dieselbe Frage teilt Frau M. Boettcher, Villa Sommer Oliva 
(Westpr.) mit, dass sie Vegetariern gern Kost und Pension zu gewähren bereit ist. 
Antwort 3. Auf Anfrage 4 teilen wir mit, dass in der nächsten Nummer ein 
Artikel über Dörges Nussbrot erscheinen wird. 
Verantw. Redakteur: Dr. med. Schulze, prakt. Arzt in Berlin. 
Kommissions-Verlag und Druck von Wilhelm Möller, Berlin S M Prinzenstrasse 95.
	        
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