Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Redaktion, Agitation, allgemeine Korrespondenz etc. — Dieselbe Arbeit, ab 
gesehen von der Redaktion, erwartet Herr Siegert von 1 Person. Bedenkt 
man, dass schon bei der gegen wärtigen Einrichtung mancher Brief längere Zeit 
uuerledigt bleiben muss, wie soll es erst werden, wenn die ganze Arbeit auf 
einem Geschäftsführer lastet! ? Die Redaktion. 
— Durch das Vortragswesen in unseren Vereinen können wir einen mächtigen 
Einfluss auf die breiten Massen des Volkes mehr und mehr ausüben, besonders 
wenn wir das Gebiet der Vortragsthemen allmählich erweitern. Es giebt Städte 
und Ortschaften, wo manche Vereine, z. B. kaufmännische Vereine, Gewerbe 
vereine, Volksbildungsvereine u. s. w. das Halten öffentlicher, wissenschaftlicher, 
belehrender und unterhaltender Vorträge so in die Hand genommen haben, dass 
das Publikum sich förmlich daran gewöhnt hat, die betreffenden Vereine mit 
als Bildungsträger im Orte anzusehen und hochzuachten. Grosse Erfolge und 
viel Gutes, unschätzbaren Nutzen haben solche Vorträge im Gefolge, wissen 
schaftliche Ergebnisse und Forschungen und mancherlei Aufschlüsse werden 
dem Volke nahe gebracht, um die es sonst kommen würde. 
An einigen grossen Orten nun sind unsere Vereine wacker mit in die 
Bahn getreten, aber viel, unendlich viel bleibt auf diesem Gebiete noch zu 
thun. Namentlich sollten die Vortragsthemata nicht auf zu engem Rahmen 
beschränkt bleiben; nicht immer nur Krankheiten behandeln, als Magen-, 
Nierenleiden u. s. w., sondern das weite Feld der Gesundheitspflege müsste 
mehr gepflegt werden. Und da giebt es nun so viele Punkte, über die zu 
sprechen wäre, dass ein reiches und schönes Thätigkeitsgebiet sich aufthut. 
Da ist der Wald und sein Nutzen, oder sei es auch nur die Schönheit und 
Poesie, die mit ihm zusammenhängt, über das zu sprechen wäre; da ist Städte 
reinigung; da ist Bau- und Wohnungshygiene, Volksspieie, Leibesübungen, 
männliche und weibliche Kleidung, leibliche Kindererziehung, Gesundheitspflege 
und Heilkunde in ihrem Verhältnisse zur Gesetzgebung, Chirurgie, Geistes 
krankheiten, das Genie, — oder wie der Dresdner Verein in seinen Plan eingefügt 
hat: Triebe, Begierden und Leidenschaften oder Gesundheitspflege des Geistes, 
und ferner: Charakter- und Gemütsbildung als das Endziel aller gesunden 
Erziehung u. s. w., u. s. w. 
Wir treten auf diese Weise mehr in den Dienst der Allgemeinheit, weite 
Kreise werden interessiert, die Angriffslinie wird breiter. Die Bestrebungen 
der sogenannten hygienischen Vereine, als deren Vater Sanitätsrat Paul 
Niemeyer anzusehen ist, würden in unsere Bestrebungen eingeschlossen sein, 
ohne dass wir von unseren Zielen etwas aufzugeben brauchten. 
Wollen allopathisch gesinnte Aerzte in diesem Sinne uns mit Vorträgen 
dienen, sollte man dies gern begriissen. Verfolgen sie im Grossen die ange 
deuteten Ziele, so ist eine Abweichung im Kleinen nicht so sehr von Belang. 
Wenn einer aus ITeberzeugung eine abweichende Ansicht hat, sollte man ihn 
deswegen nicht anfeinden. 
Auf diese Wei§e würden unsere Vereine in manchen Orten zum Teil, 
in manchen Orten vielleicht ganz das öffentliche Vortragswesen in die Hand 
nehmen und als ein wichtiges, ja notwendiges Organ der Volksbildung 
schliesslich angesehen werden. 
Es ist dazu nötig, dass die Liste der Vortragenden mit ihren Themen 
erweitert und revidiert wird, dass vielleicht eine besondere Abteilung für Vorträge 
im Bundesvorstände errichtet wird. Gute Redner melden sich nicht immer 
selbst. Es würde dann zweckmässig sein, dass der Bund Mitglied des Deutschen 
Vortragsverbandes wird, welcher eine reichhaltige Rednerliste zur Verfügung 
hat und den kaufmännischen und Volksbildungsvereinen schon dient. Zu der 
angeregten Steuerung wäre bei der bevorstehenden Bundesversammlung die 
beste Gelegenheit. Hoffentlich wird ein entsprechender Antrag in die Tages 
ordnung eingefügt werden. 
Zwickau. Louis Lorenz.
	        
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