Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

an der Hebung des Bundesorganes gearbeitet worden. Keine der uns be 
rührenden Fragen — wie Impffrage, Frauenfrage, Schulhygiene, Ernährung 
— wurde ausser Acht gelassen, die Reichhaltigkeit des Bundesblattes wurde 
selbst von gegnerischer Seite mehrfach anerkannt. Allerdings war dies nur 
möglich infolge der Entlastung des Bundesorgans durch das Naturärztliche 
Wochenblatt. Gewiss ist’s nicht leicht, ca. lOOOOO Leser verschiedenen 
Bildungsgrades zufrieden zu stellen und wenn nicht allen Wünschen Rechnung 
getragen wurde, so darf nicht vergessen werden, dass ein Bundesorgan als 
Repräsentant einer grossen Bewegung auch grosse Gesichtspunkte vertreten 
muss und nicht kleinlich persönlichen Interessen zu dienen vermag. 
Indessen sind berechtigte Wünsche vorgemerkt worden und der „Natur 
arzt“ wird dieselben berücksichtigen. Zunächst sollen wenig gebräuchliche 
Fremdwörter vermieden bezw. durch Beifügung der Uebersetzung erläutert 
werden; sodann soll forthin jede Nummer ein in sich abgeschlossenes Ganzes 
bilden, sodass gleichsam jedes Heft eine Agitationsbroschüre darstellt. Hie be 
währtesten Schriftsteller — Aerzte, Praktiker, Lehrer, etc. — haben ihre 
Mitarbeit zugesagt und die sechs nächsten Nummern werden u. a. folgende 
Beiträge enthalten: 
Wie behandeln wir Kinderkrankheiten (Croup, Hiphtlieritis, 
Scharlach, Masern, Keuchhusten, Brechdurchfall). — Hie Vorbeugung 
und Behandlung der Syphilis. — Hie Vorbeugung und häus 
liche Behandlung der Lungenschwindsucht. — Berufskrank 
heiten und deren Heilung. — Rheumatismus. — Gicht. — 
Asthma. — Verdauungsstörungen u. s. w. Her Ernährung und 
Bekleidung, der Erziehung, der Krankenkassenfrage werden mehrere Artikel 
gewidmet sein, durch Pflege der Natur - Tierheilkunde wird die Land 
bevölkerung mehr als bisher interessiert und dem Feuilleton wird ent 
sprechende Beachtung gewidmet werden. 
Has Bundesorgan wird „Vieles“ und somit „Jedem Etwas“ bringen. 
Wenn aber ein Verein glaubt Ursache zum Tadel zu haben, so spreche er 
denselben nach reiflicher Ueberlegung unumwunden aus, aber er spreche 
ihn nicht nach, d. h. er kaufe nicht „seine Meinung“ aus irgend 
einem, im Gewände des Idealismus lediglich Privatinteressen dienenden 
Organ. Aenderungen, Verbesserungen werden am besten gefordert 
und erstrebt, nicht erschimpft, zumal wenn sich diesen Verbesse 
rungen niemand widersetzt. — Wir brauchen den Frieden und die 
Einigkeit im eigenen Lager um unsere gesamte Kraft und Aufmerksam 
keit dem äussern Feinde zuzuwenden, denn wir gehen schweren Zeiten 
entgegen! 
Nicht als ob wir für unsere gute Sache Befürchtungen hegen! Aber 
von seiten einer interessierten Aerzteschaft wird die Gesetzesmaschine gegen 
unsere Pioniere und Kämpfer in Bewegung gesetzt und damit die weitere 
Verbreitung unserer „frohen Botschaft“ erschwert. Hie Aerzte im Königreich 
Sachsen sind als Agitatoren für unsere Bewegung ebenso verloren wie die 
Lehrer und im übrigen Heutschland beginnt man dem gegebenen Beispiele 
zu folgen. Hie Aufhebung der Kurierfreiheit wird in absehbarer Zeit die 
Volksvertreter beschäftigen, sollte diese Vorlage Gesetz werden, so wäre das 
ein schwerer Schlag für unsere Bewegung. Indessen sind auch wir nicht 
unthätig gewesen. Wir gehen gerüstet in den Kampf. Ein engerer Zu 
sammenschluss ist erfolgt mit den Kneipp-Vereinen, mit der homöopathischen 
Bewegung und mit einem Teile der Zahnkünstler. Entbrennt der Ent 
scheidungskampf, so werden sich die Segnungen der Organisation und ihrer 
stillen, vielfach bemängelten friedlichen Arbeit zeigen! 
Wir haben auch mächtige Bundesgenossen in den bedrohten Interessen 
und dem Freiheitsgefühl des Volkes. Her gegen uns gerichtete Schlag 
trifft auch die Krankenkassen, da er diese ebenso wie das Selbstbestimmungs 
recht des Eiranken an die Aerzteschaft ausliefert. Einschneidender als die 
des Seuchengesetzes sind die Bestimmungen eines Kurpfuschereiverbotes.
	        
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