Volltext: Der Naturarzt 1897 (1897)

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Luft verbunden. Des Schöpfers erstes Werk zu schauen ist also noch 
keinem menschlichen Auge möglich gewesen und wird auch nie einem 
menschlichen Auge möglich sein, weil es nicht gelingen wird, einen 
luftleeren Raum zu bilden. Gesetzt selbst den Fall, dass dies ge 
länge, so würde sich das Licht im luftleeren Raum jeder Beobachtung 
entziehen, es würde unsichtbar sein. Licht ohne die Luft ist für 
uns Menschen gleichbedeutend mit Kraft, und wenn ein grosser 
Philosoph gesagt hat „im Anfang war die Kraft“, so ist das unge 
fähr dasselbe, als wenn wir sagen „im Anfang war das Licht.“ Der 
Unterschied besteht nur darin, dass sich aus der Kraft nichts her 
leiten lässt, dass Kraft immer einen Stoff voraussetzt, an dem sie in 
die Erscheinung treten kann, während das Licht Kraft und Stoff zu 
gleich ist und infolge dessen sowohl der Anziehung als auch der 
Verwandlung unterliegt. An den grossen Lichtcentren, den Sonnen, 
könnte nicht eine so gewaltige Hitze herrschen, wenn das Licht 
nicht stofflich wäre. Durch die Drehung, die das Licht an seinen 
Centren macht, und die unter ungeheuerer Geschwindigkeit vor sich 
geht, reiben sich die Stoffteilchen fortwährend aneinander, und durch 
diese Reibung entsteht Wärme. Die Temperatur an den Lichtcentren 
ist eine so hohe, dass einfallende erstarrte, also lichtlos gewordene 
Körper sofort wieder in Licht verwandelt werden und dadurch zur 
Erhöhung des lokalen Lichtbestandes beitragen. So ist z. B. die 
Temperatur unserer Sonne von Astronomen (Watterston, Littrow u. a.) 
zu mehr als 6 000 000 Grad angenommen — und doch ist unsere 
Sonne schon in der Verwandlung in bestimmbare Formen begriffen. 
Wie hoch mag nun erst die Temperatur an den weniger vorge 
schrittenen Lichtcentren sein ?! . 
Das Licht ist ein hochinteressantes Studienobjekt, aber man 
darf bei seiner Beurteilung keinen engen Standpunkt einnehmen, man 
muss immer bedenken, dass das Licht Weltgeschöpf ist, und dass 
wir kleinen. Menschenkinder bei all unseren sogenannten „exakten“ 
Versuchen mit der Beimengung der irdischen Luft zu rechnen haben. 
Wir können aus unserer Luft nun einmal nicht heraus, wir können 
das ebensowenig wie unsere Luft im stände ist, sich von der Erde 
loszulösen. 
Die Luft ist für uns der Vermittler, der uns anzeigt, dass 
irgendwo Licht vorhanden ist. Wenn die Luft in ihren Einheiten 
durch übernormale Temperatursteigerung derartig bewegt ist, dass 
sonst nicht leuchtende Körper Licht geben, so befinden wir uns 
immer einer äussersten Kraftanstrengung dieser Körper gegenüber, 
die mit ihrer Zerstörung endigt. Was wir „Licht“ nennen, entsteht 
also in den meisten Fällen durch ausserordentlich beschleunigte Be 
wegung der kleinsten Einheiten der Körper, die sie der Luft mit 
teil en, so dass diese den Lichteffekt abgiebt; die Aeusserung minder 
beschleunigter Bewegung nennen wir ,,Wärme“. Ganz bewegungslos ist 
ja nicht ein einziger Körper auf der Erde, in ihren kleinsten Ein 
heiten bewegen sie sich alle, weil alle Körper auf der Erde immer 
noch eine gewisse Eigenwärme haben. Es giebt auf der Erde keinen 
Körper, der absolut lichtlos, also tot wäre, denn ein völlig toter 
Körper müsste die Temperatur des Weltraums haben, und was das 
zu bedeuten hat, können wir aus der Hitze an den Lichtcentren ab 
nehmen. Die Temperatur des Weltraums wird zur Erhaltung des
	        
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