Volltext: Der Naturarzt 1897 (1897)

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—41 Aus der Zeit. 
Zur Bekämpfung der Kurpfuscherei hat die Brandenburg-Berlinische Aerzte- 
kammer eine aus 9 Mitgliedern bestehende Kommission gewählt, welche die 
übrigen Aerztekammern zu gleichem Vorgehen auffordern und Material 
sammeln soll. — Merkwürdig ist, dass auch die bereits im vorigen Jahr 
vom Deutschen Bunde und dem Naturärzte-Verein eingesetzte Kommission 
zur Abwehr der von Seiten der Aerzteschaft drohenden Gefahr aus 9 Mit 
gliedern besteht. Allerdings hat diese Kommission im Stillen ihre Haupt 
arbeit bereits gethan und ist auf alle Eventualitäten vorbereitet. — Wie 
gross die Furcht und der Hass der Aerztekammer ist, geht daraus hervor, 
dass ein Kedner in jener Sitzung der Aerztekammer seinen Kollegen zu- 
muthete, sich zu Denunzianten zu erniedrigen. Es giebt wohl kaum etwas 
Verwerflicheres als dasjenige, seinen Gegner durch feige Denunziationen zu 
bekämpfen. Zur Ehre des Aerztestandes nehmen wir an, dass die De 
nunzianten zu den Ausnahmen gehören, denn einem Menschen mit an 
ständiger Gesinnung erscheint der Denunziant verächtlicher als der heimliche 
Brandstifter und Meuchelmörder. 
— Es tagt! Laut Vorlesungs-Verzeichnis der Berliner Friedrich-Wilhelms - 
Universität für das Winterhalbjahr 1897/98 wird Privatdozent Dr. Kosin 
sprechen über: „Wasserheilkunde, Bäderkunde und Massage. 44 — 
Wenigstens doch ein Anfang! 
— Verband süddeutscher Vereine für Homöopathie und Natnrheilkunde. Es 
war ein grosser Tag, der 2. Mai d. J., und getragen von opferwilliger Be 
geisterung war die Versammlung, welche im Gartensaale des Hotel Textor 
in Stuttgart tagte und sich zu obigem Verband zusammenthat. Bekanntlich 
hat die Naturheilkunde im Süden sich nicht in dem gleichen Grade ausge 
breitet wie im Norden, nur in einzelnen grösseren Städten finden wir Natur 
heilvereine, welche ihre Bestrebungen langsam in die nächste Umgebung 
und auf das Land hinaustragen. Dagegen finden wir beinahe in jedem 
Orte Anhänger der Homöopathie, welche seit langen Jahren den Kampf 
gegen die Schulmedizin und den Impfzwang aufgenommen haben und alle 
Chikanen der Schulmediziner und der Polizei über sich ergehen lassen 
mussten. Leider waren diese Anhänger und Vereine nicht richtig organisiert 
und hatten meist keine Fühlung unter sich, es fehlte namentlich an einer 
Centralleitung. Niemals hat sich dieses so peinlich fühlbar gemacht, als im 
Laufe des letzten Winters, als diese Vereine mit den Naturheil vereinen und 
den Zahntechnikern gemeinsam Stellung nehmen sollten gegen die „Auf 
hebung der Kurierfreiheit 44 . Nur durch Annoncen und direkte Aufforderung 
konnte der Sitz einer grösseren Anzahl homöopathischer Vereine zur 
Kenntnis des hierzu eingesetzten Arbeitsausschusses gebracht werden. 
Dieser Uebelstand und die Gewissheit, dass über kurz oder lang wieder 
Fragen auftauchen, die gegen die Bestrebungen der Homöopathie und der 
Naturheilkunde gerichtet sein werden, hat den schneidigen und umsichtigen 
Vorstand des homöopathischen Vereins in Göppingen veranlasst, für diese 
Vereine eine ähnliche Organisation zu schaffen, wie sie die Naturheilvereine 
in ihrem „Deutschen Bunde 44 besitzen. Auch sollten die Vereine mit ver 
wandten Tendenzen beigezogen werden. Diese Bestrebungen wurden 
wesentlich unterstützt durch unsere energische Vorkämpferin im Süden, 
durch Frau Frida Wörner in Stuttgart, welche im Verlauf des letzten 
Winters Vorträge in einer grösseren Anzahl homöopathischer Vereine 
Württembergs und Badens gehalten, diese mit den Grundsätzen des Natur 
heilverfahrens bekannt gemacht und so zur Ausgleichung etwaiger Gegen 
sätze beigetragen hat. Zirka 45 Vereine für Homöopathie, einige Naturheil 
vereine, der Impfgegner-, Gustav Jäger- und Vegetarier-Verein mit zusammen 
5500 Mitgliedern traten dem Verband sofort bei. Die homöo 
pathischen Monatsblätter wurden zum Verbandsorgan bestimmt, den Naturheil-
	        
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