Volltext: Der Naturarzt 1897 (1897)

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muss. Blutarmut und Bhachitis sind häufig die Folge einer ausschliesslichen 
Milch er nähr ung über das Säuglingsalter der Kinder hinaus. 
Die Bleichsucht wird ebenfalls durch den Milchgenuss günstig beeinflusst, 
wenn man nebenher andere Flüssigkeitszufuhr verbietet (Suppen, Kaffee) und 
die Kranken zur Durchwärmung des Körpers im Bett hält, oder leichte Dampf 
bäder giebt. 
In allen den Fällen, wo die Milch Magensäure, Diarrhoe, 'Verschleimung 
des Magens hervorruft oder wo ein bestimmter Widerwille gegen süsse Milch 
besteht, ist die Kefyrmilch unersetzlich, weil sie vorgegährt, und deshalb 
leichter verdaulich ist und dem allerschwächsten Magen bekommt. 
Verfasser dieses kann an dieser Stelle nicht näher auf die Selbstbereitung 
und Benutzung derselben eingehen*), deshalb sei nur kurz erwähnt: Die 
Kefyrmilch ist bei gewissen Zuständen ein direktes Nahrungsheilmittel 
und zwar in viel ausgesprochenerer Weise als die Süss- und Sauermilch selbst, 
bei nervösen Magenbeschwerden (sog. alkalische Dyspepsie), 
Magenkatarrhen mit und ohne erheblichen Magensäureüberschuss, M ag e n- 
g e s c h w ü r , bei welchem sie unersetzlich, ja oft die einzig bekömmliche 
Nahrung ist. Appetitlosigkeit verschwindet beim Gebrauch einer 
Kefyrmilchkur in Bälde, wofür sich ein reger Appetit einstellt; Blutarmut und 
Bleichsucht erfordern Kefyrmilch und Lungenkranke bessern sich danach 
schnell auf. 
Zum Kampfe gegen Modegifte und 
Modethorheiten. 
— Wie das Kantonale chemische Laboratorium der Stadt Basel mitteilt, wird 
Stärkezucker und Kunsthonig mit schwefliger Säure versetzt. 
— Paprika, jenes Gewürz, welches in Süddeutschland, Oesterreich und 
besonders in Ungarn an Stelle des bei uns leider gebräuchlichen Pfeffers ver 
wendet wird, ist bekanntlich nicht weniger schädlich als Pfeffer, obwohl dies 
von vielen Aerzten bestritten wird. Geradezu gefährlich aber wird dieses auch 
bei uns immer mehr in Aufnahme gelangende Gewürz durch die sehr ver 
breitete Verfälschung mit Mennige, wodurch Bleivergiftung hervorgerufen wird. 
In Wien wurde bei einer aus 6 Mitgliedern bestehenden Familie nach dem 
Genuss papricierter Speisen deutlicher Bleisaum am Zahnfleisch, grosse Anämie, 
Bleikolik u. s. w. festgestellt. Münch, med. Wchschr. 
—€ Impf-Frage. |fc— 
Freigesprochen wurde der prakt. Arzt Dr. G. H. Lay er in Pforzheim, 
welcher angeklagt war, Atteste über erfolgreiche Impfungen ausgestellt zu 
haben, obwohl Narbenbildung nicht vorhanden war. Sanitätsrat Dr. Bilfinger- 
Oberwaid gab als Sachverständiger ein Gutachten zugunsten des An 
geklagten ab. 
— Vom deutschen Bunde der Naturheilvereine ist ein Gesuch an den neu 
ernannten Staatsminister von Posadowsky-Wehner gerichtet worden um Ein 
berufung der Kommission zur Prüfung des Impfgesetzes, wie eine solche vom 
deutschen Beichstage vor Jahresfrist beantragt worden ist. 
') Näheres gern brieflich, wenn Briefporto beigelegt wird. D. V.
	        
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