Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

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Für das Flussbad merke noch die folgenden 
Baderegeln: 
1. Schon mancher hat sich durch Scherben und andere scharfe 
Gegenstände, die auf dem Grunde der Badestelle lagen, schwer 
verletzt. Fast alle Jahre kommen Unglücks- und Todesfälle dadurch 
vor, dass man an nicht ausreichend tiefen Stellen mit Kopfsprung 
ins Wasser geht, dass Nichtschwimmer in zu tiefes Wasser geraten 
oder von der Strömung fortgerissen werden. Schlinggewächse am 
Grunde des Wassers können auch geübten Schwimmern Gefahr 
bringen. Ist dir die Badestelle unbekannt, so erkundige dich 
nach der Tiefe des Wassers, nach der Strömung und den 
Grundverhältnissen, bevor du badest. 
2. Da sich beim Eintauchen des Körpers in kaltes Wasser die 
Hautblutgefässe zusammenziehen, so flutet das Blut in kräftigen 
Wellen nach innen. Ist nun irgend ein Organ schon mit Blut über 
füllt, wie z. B. das Gehirn nach dem Genuss von Bier, Wein, Brannt 
wein oder nach heftigen Gemütserregungen, Lungen und Herz nach 
raschem Gehen, die Verdauungswerkzeuge nach reichlichen Mahl 
zeiten," so kann die nach dem Innern flutende Blutwelle leicht ein 
Zerreissen von Blutgefässen und dadurch schwere Erkrankungen, 
Bewusstlosigkeit und sofortigen Tod herbeiführen. Geniesse des 
halb vor dem Baden weder Bier noch Wein oder Brannt 
wein. Bade nicht nach heftigen Gemütserregungen, bei 
plötzlich eintretendem oder vorhandenem Unwohlsein, nie 
unmittelbar nach einer Hauptmahlzeit, sondern frühestens 
zwei Stunden nach einer solchen. Nach Anstrengungen 
ruhe erst einige Zeit. Gehe langsam zum Badeplatze. 
3. Das herkömmliche „Abkühlen“ ist töricht. Das kalte Wasser 
wirkt, wie wir sahen, nur bei warmer Haut günstig und ist am an 
genehmsten, wenn man etwas schwitzt. Man darf sich deshalb vor 
dem Baden nicht längere Zeit der kühlen Luft aussetzen (ausser bei 
windstillem Wetter und wenn die Sonne recht warm scheint). Der 
Schlag, den der warme Körper beim plötzlichen Eintauchen ins kalte 
Wasser erhält, stählt ihn. Warte deshalb auf dem Badeplatze 
einige Minuten angekleidet, ziehe dich dann rasch aus und 
springe ins Wasser. Vermeide das langsame Hineingehen und 
tauche auch im flachen Wasser sofort ganz unter. 
4. Je mehr während des Badens Wasser und Luft auf die Haut 
wirken können, desto besser ist es. Im Norden badet Alt und Jung 
ohne Badehose und -„Kostüm“. Niemand nimmt Anstoss daran. 
Wir Deutschen treiben die Prüderie zu weit und verkümmern uns 
dadurch die Wirkung des Bades. Bedecke den Körper nur, 
soweit die gute Sitte es unbedingt erfordert. 
5. Da dem Körper durch das kalte Wasser viel Wärme ent 
zogen wird, so muss man sie rasch zu ersetzen suchen. Das ge 
schieht durch kräftiges Bewegen im Bade (Schwimmen, Springen, 
Tauchen). Dabei wird auch der Nasen-Kachenraum ausgespült, seine 
Schleimhaut gekräftigt. Wie vorteilhaft das ist, wirst du begreiflich 
finden, wenn du dich der wichtigen Aufgaben erinnerst, die der Nase 
zugewiesen sind. Bewege dich daher tüchtig im Wasser. Das 
Schwimmen nötigt zum regelmässigen tiefen Atmen und begünstigt
	        
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