Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

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Die Herstellung unvergorener und alkoholfreier Obst- und Traubenweihe. Von 
Prof. Dr. H. Müller -Thurgau. Verlag von J. Huber, Frauenfeld, 1896. 2. Atffl. 
31 Seiten. Preis 0,60 Mk. — Der Verfasser. Direktor der deutsch - schweizerischen 
Versuchsstation und Schule für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädensweil legt in 
diesem Büchlein seine Erfahrungen nieder und bringt zur Erleichterung des Ver 
ständnisses 4 Abbildungen. Es sei bestens empfohlen. K. 
—Feuilleton. 
Unhygienische Redensarten. 
Bearbeitet von C. Kirsten, Weissenfeis. 
„Wenn man die Lebensweise vieler Menschen mit ansieht, so möchte man 
fast an dem gesunden Sinne der Menschheit und an ihrem logischen Denken 
zweifeln“, sagt Pfarrer Kneipp. Seit Jahrzehnten bemühen sich Physiologen 
und Hygieniker, in einer grossen Zahl von Schriften das Heer der Irrtlimer, 
die bezüglich der Lebensweise noch bestehen, auszurotten; und da nun der 
Gebildete heutzutage sich auf jedem "Wissensgebiete zu orientieren bestrebt ist, 
sollte man doch annehmen, dass dies erst recht auf dem hygienischen der Fall 
sei, da es hier doch gilt, das Leben und die Gesundheit, die höchsten irdischen 
Güter zu erhalten. Doch mit nichten! Starr hält man an den längst als 
Irrtum gebrandmarkten Ansichten und Behauptungen fest, und spricht sie mit 
dem Brustton der Ueberzeugung aus wie Glaubensartikel. Die in diesem 
Artikel bearbeiteten Aussprüche kommen wohl am meisten vor, sind sozusagen 
die abg-edroschensten, aber trotz vieler Widerlegungen die am zähesten fest- 
gehaltenen. Ich habe dieselben sämtlich öfter von Leuten äussern hören, die 
sich zu den Gebildeten zählen, und von denen man etwas mehr Verständnis 
erwarten könnte. Nun werde ich ja durch diese Arbeit solche Leute. auch 
nicht bekehren können, weil dieselben etwas derartiges zu lesen als unter ihrer 
Würde halten, und das ist auch nicht der Zweck dieser Arbeit, sondern ich 
will solche bestärken, befestigen, die auf dem rechten Wege sind, die recht 
schaffen nach Licht und Wahrheit suchen, oft aber durch solche Leute irre 
gemacht werden, „die es doch wissen müssen“. Doch gehen wir nun zur Be 
trachtung . einiger dieser Bedensarten über. 
1. „Ich glaube, dass 10 Pfund Bindfleisch eine gute Bouillon 
geben.“ Das glaube ich auch, aber nun soll doch „gute“ Bouillon soviel wie 
kräftige, nahrhafte bedeuten, und das ist ein arger Irrtum. Was sind denn in 
der Fleischbrühe für Stoffe enthalten? Nun selbstredend doch Eiweissstoffe, 
höre ich sagen. "Weit gefehlt! Am Vorgang des Eierkochens kann jeder ohne 
langes Küchenchemie-Studium erkennen, dass durch das Kochen das Eiweiss 
fest wird. Schlägt man ein Ei in kochendes Wasser, so gerinnt das Eiweiss 
sofort, das Wasser aber nimmt keine Eiweissstoffe an. Denselben Vorgang 
haben wir beim Kochen des Fleisches; der Eiweissgehalt desselben wird beim 
Kochen fest, er gerinnt im Fleisch und kocht nicht heraus. Aus den äussersten 
Teilen des Fleisches wird im ersten Moment, vor dem Gerinnen desselben, 
etwas Eiweisssubstanz ausgesngen, sie wird fest, schwimmt oben und wird ab 
geschöpft, weggeworfen. Und da nun Bouillon auch keine Kohlehydrate be 
setzt, sondern nur ein wenig Fett, welches aber für die Ernährung geringen 
Wert hat, so ist Bouillon kein Nahrungsmittel, denn es hat keinen Nährwert. 
Man setzt aus diesem Grunde der Bouillon oft auch Ei zu, damit man nur 
etwas Gutes dabei hat. Ich gehe nun aber noch weiter. Bouillon ist nicht 
nur nicht nützlich, sondern schädlich. Die Fleischbrühe enthält Salze, besonders 
Kalisalze, Kreatin, Kreatinin und Leim. — Kalisalze wirken, wenn man sie 
ins Blut einspritzt, selbst in verdünnten Lösungen lähmend auf das Herz und 
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