Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

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üng, der in den ersten Lebensmonaten überhaupt noch kein Speichel 
ferment, Ptyalin, besitzt, daher auch unfähig ist, Stärke zu ver 
dauen. Die Natur hat ihm ja die eiweiss und zuckerreiche Milch 
bestimmt und deshalb entwickeln sich seine Yerdauungsdrüsen erst 
später und so viele sterben elend dahin, wenn man sie mit Mehlbrei 
aufziehen will. Ihm ähnlich ist der schwache Vegetarianer, der bei 
Pflanzenkost herunterkommt. 
Ueber die wissenschaftlichen Belege für die frugivore Beschaffen 
heit des Menschen, möchte ich einige Thatsachen anführen, die ich 
von allen Seiten zusammentrug und die weniger bekannt sind: Die 
menschliche Milch reagiert alkalisch, die des Fleischfressers sauer; 
die menschliche Placenta ist scheibenförmig, die des Fleischfressers 
gürtelförmig; Rinder- und Menschengalle enthalten Glychocol- 
säure, Fleischfresser nicht; die Entwicklung der Parotis ist bei 
Mensch und allen kauenden Tieren bedeutend, bei fleischfressenden 
Tieren viel geringer und fehlt den Vögeln; die Menge der freien 
Salzsäure im Magensafte der Fleischfresser ist etwa viermal so 
gross wie die der Menschen; der neugeborene Mensch soll wie die 
Pflanzenfresser schon Pepsin im Magen haben, die Carnivoren 
nicht; die Darmlänge des Menschen steht zwischen derjenigen der 
Herbivoren und Carnivoren und ist dem Affen gleich; die Gr alle der 
Pflanzenesser ist grünlich wie die des Menschen, diejenige der Fleisch 
fresser goldrot; Der Mensch hat vier Kaumuskeln, die beim 
Fleischfresser nicht ausgebildet sind, dagegen bei den Pflanzenfressern 
stark hervortreten. 
In folgenden Kardinalsätzen lässt sich das Gesagte zusammenfassen: 
Der Mensch kann als Omnivore leben, wie schon die 
Geschichte lehrt, seine frugivore Beschaffenheit aber ist un 
bestreitbar; 
Der bewusste Vegetarismus stellt in körperlicher und 
ethischer Hinsicht die harmonischste und vollendetste Lebens 
art dar; 
Der Vegetarismus wird daher in der heutigen Welt 
niemals allgemein werden, aber er wird stets als vorzügliches 
Heilmittel dienen. 
Eine Erziehung, d. i. körperliche Gewöhnung zum Vege 
tarismus, bei geistigem Verständnis, ist möglich, aber sie 
muss individuell und mit Sorgfalt ausgeführt werden. — 
Drängender als die Lösung vegetarischer Fragen ist jedoch die 
des Alkoholgenusses für unsere Zeit und daher wird mein 
nächster Artikel die Abstinenzbewegung und ihre Bedeutung für die 
Naturheilkunde besprechen. 
Etwas über Kopf- und Bartflechten, 
ihre Entstehung und naturgemässe Heilung. 
Von Spohr, Oberst a. D. 
Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten. 
(Schluss.) 
4. Noch auffälligere Erscheinungen bietet häufig die als „para 
sitisch“ bezeichnete Bartflechte (Sycosis parasitica oderDerma- 
tomycosis barbae nodosa) d. h. knotige Hautpilzkrankheit des Bartes,
	        
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