Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

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hiemit genzlich abgestrikt haben, also dass sy solliches nit. mehr 
tliiien, sondern sich dess hinführo zu allen Zyten müssigen söllint, 
by unser XJngnad und Straff. 
Ein solcher Muth in der Einschränkung einer bey den damaligen 
Zeiten vorzüglichen Finanzquelle oberamtlicher Posten ist in meinen 
Augen erhabene gesezgeberische Stärke. 
Verbrechen mit Aufopferung seiner eigenen Finanzen Innhalt 
zu thun, ist Fürstenarbeit. — Aber sie geschehen lassen und dann 
büssen, und davon Nutzen ziehn, ist gar viel weniger als dieses. 
Ein seltener Fall aus der Frauenheilpraxis. 
Professor M u n d - Hannover. 
Ende September vorigen Jahres kam zu mir Frau M. von hier. 
Dieselbe war in den letzten fünf Jahren dreimal guter Hoffnung ge 
wesen, diese Hoffnungen wurden aber jedesmal vernichtet. Das erste 
Mal kam Frau M. bis zu acht, das zweite Mal bis zu sieben und das 
dritte Mal wieder bis zu sieben Monaten. Es stellte sich nämlich bei 
jeder Schwangerschaft eine Nierenentzündung mit solch bedeutender 
Eiweissausscheidung und allgemeiner Wassersucht ein, dass es auch 
jedesmal die behandelnden Aerzte (Mediziner) für unbedingt 
nötig erachteten eine künstliche Frühgeburt vorzunehmen, um das 
Leben der jungen Frau (jetzt 31 Jahre) zu retten. Nun war sie zum 
vierten Mal und zwar im zweiten Monat schwanger. Da sich auch 
diesesmal schon wieder Eiweiss im Urin in bedenklicher Weise zeigte, 
so suchte Frau M. nun endlich — an dem bevorstehenden Mutterglücke 
bereits verzweifelnd — Hülfe bei der Naturheilkunde, dieselbe ist ihr 
denn auch in prompter Weise zu teil geworden. Bei diesem Falle 
konnte man wieder einmal deutlich sehen, was einige Menschen erst 
durchmachen müssen, ehe sie sich zum besseren entschliessen. Durch 
die gemachten traurigen Erfahrungen und augenblickliche Hilflosigkeit 
folgte Frau M. nun aber doch wenigstens gewissenhaft und mit Aus 
dauer allen meinen Anordnungen, infolgedessen der Erfolg. Der 
Kurplan bestand in Folgendem. -— Zunächst wurde eine mehrwöchent 
liche Thure Brandt’sche Massagekur in Verbindung mit Sitzbädern 
und Ganzmassage durchgemacht, um die arg mitgenommenen Unterleibs 
organe und den Ge samt Organismus zu kräftigen. Des Nachts wurde 
Leibumschlag angelegt, am anderen Morgen folgte Ganzwaschung des 
Körpers (eigenhändig), auch wurde öfter ein Vollbad von 27 Grad 
mit nachheriger kühler Abwaschung genommen. Alles schwere Heben 
sowie ehelicher Verkehr, waren streng verboten, dagegen wurde täglich 
oin- bis zweistündiges Spazierengehen verlangt. Die Diät war beinahe 
völlig vegetarisch. (Viel Milch und Obst). Hiernach liess die Eiweiss- 
ausscheidung schon bedeutend nach, war aber nicht gänzlich ge 
schwunden. Nach Beendigung der Massagekur wurden die Sitzbäder, 
nächtlichen Leibumschläge und Ganzwaschungen bis zum Ende der 
Schwangerschaft in Abwechslung gewissenhaft fortgesetzt und nun 
kamen für die nächsten Monate noch wöchentlich zwei bis drei Drei 
viertelpackungen von anderthalb bis zwei Stunden Dauer dazu. Diese 
letzte Kur machte Frau M. — nachdem ich alles gezeigt — mit Hilfe ihres 
Gatten allein. Ich ging nur aus Teilnahme alle 5—Wochen einmal.
	        
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