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ob die Weiber an getrennten Anstalten studieren sollen oder an den be*
stellenden Universitäten. Es wäre denkbar, eine der Landesuniversitäten
mit allen Laboratorien und Instituten für die Weiber zu reservieren ; aber
es ist auch die Frage schon für Sie allmählich aufzuwerfen, ob nicht
die gemeinschaftliche Ausbildung (Co-Education) vorzuziehen. Dieselbe
hat mich vielfach beschäftigt. Ich will Ihnen im Vertrauen schon jetzt
mitteilen, wie ich zu ihr stehe. Viele Jahre habe ich die Co-Education in
Gedanken verworfen. Die Frage ist an mich praktisch nie heran
getreten. Aber ich gestehe Ihnen gern, dass ich jetzt, im Interesse
gleichmässiger Instruktion und daher in demjenigen des Publikums
und im Interesse der studierenden Jugend, die Co-Education vorziehen
würde. Bei gleichen Anforderungen (Abiturientenexamen u. s. w.)
erwarte ich von der Gegenwart der jungen Weiber einen anspornenden
und veredelnden Einfluss für die männliche Jugend. Sie werden
weniger Lärm, weniger Duelle, mehr Gesittung und mehr Arbeit
erleben.
Ueber Bartflechte/-)
i.
In der Märznummer des „Naturarzt“ befand sich eine Auf
forderung, die Frage zu beantworten, wie die Bartflechte durch das
Naturheilverfahren zu heilen sei. Von den eingelaufenen Berichten
bringen wir folgende.
Da ich durch mein Geschäft (ich bin Barbier) sehr oft in die
Lage komme, die Bartflechte zu sehen und ihre Entwicklung
und Heilung zu beobachten, so erlaube ich mir, die erhaltenen Ein
drücke Ihnen zur eventuellen Veröffentlichung mitzuteilen.
Die Bartflechte ist eine Entzündung der äusseren Haut, welche
immer durch Uebertragung entsteht; sei es durch unreine Wäsche
oder durch sonstige Berührung mit einem derartig Erkrankten. Dass
eine Uebertragung durch das Rasiermesser möglich sei, habe ich nie
glauben können, da doch die Messerschneide beim Schärfen auf den
verschiedenen Riemen ganz sauber polirt wird; und nur die Schneide
ist es ja, die mit der Haut des zu Rasierenden in Berührung kommt.
Es giebt ebenfalls hier zwei Arten von Bartflechten: die trockene
und weniger gefährliche und die nässende Flechte. Eine besondere
Eigentümlichkeit dieser Flechte ist es, dass dieselbe sich spiralförmig
vergrössert, die äusseren Ränder sind etwas erhöht und haben eine
blaurote Farbe.
Wenn eine Ansteckung durch Bartflechte stattgefunden hat, so
bemerkt man in den ersten Tagen ein gelindes Jucken, welches jedoch
nach 4—5 Tagen so stark auftritt, dass man sich nicht anders helfen
zu können glaubt, als durch immerwährendes Scharren mit den Finger
nägeln. Gerade dadurch erreicht man aber, dass die Flechte sich
möglichst schnell ausbreitet, so dass dieselbe, die im Anfang doch
nur ein ganz kleines Pünktchen war, innerhalb 3 Wochen eine Aus
dehnung von der Grösse eines Thalers haben kann.
*) In der nächsten No. erscheint eine grössere Arbeit des Herrn Oberst Spohr
über „Kopf- und Bartflechten“.