Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

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ob die Weiber an getrennten Anstalten studieren sollen oder an den be* 
stellenden Universitäten. Es wäre denkbar, eine der Landesuniversitäten 
mit allen Laboratorien und Instituten für die Weiber zu reservieren ; aber 
es ist auch die Frage schon für Sie allmählich aufzuwerfen, ob nicht 
die gemeinschaftliche Ausbildung (Co-Education) vorzuziehen. Dieselbe 
hat mich vielfach beschäftigt. Ich will Ihnen im Vertrauen schon jetzt 
mitteilen, wie ich zu ihr stehe. Viele Jahre habe ich die Co-Education in 
Gedanken verworfen. Die Frage ist an mich praktisch nie heran 
getreten. Aber ich gestehe Ihnen gern, dass ich jetzt, im Interesse 
gleichmässiger Instruktion und daher in demjenigen des Publikums 
und im Interesse der studierenden Jugend, die Co-Education vorziehen 
würde. Bei gleichen Anforderungen (Abiturientenexamen u. s. w.) 
erwarte ich von der Gegenwart der jungen Weiber einen anspornenden 
und veredelnden Einfluss für die männliche Jugend. Sie werden 
weniger Lärm, weniger Duelle, mehr Gesittung und mehr Arbeit 
erleben. 
Ueber Bartflechte/-) 
i. 
In der Märznummer des „Naturarzt“ befand sich eine Auf 
forderung, die Frage zu beantworten, wie die Bartflechte durch das 
Naturheilverfahren zu heilen sei. Von den eingelaufenen Berichten 
bringen wir folgende. 
Da ich durch mein Geschäft (ich bin Barbier) sehr oft in die 
Lage komme, die Bartflechte zu sehen und ihre Entwicklung 
und Heilung zu beobachten, so erlaube ich mir, die erhaltenen Ein 
drücke Ihnen zur eventuellen Veröffentlichung mitzuteilen. 
Die Bartflechte ist eine Entzündung der äusseren Haut, welche 
immer durch Uebertragung entsteht; sei es durch unreine Wäsche 
oder durch sonstige Berührung mit einem derartig Erkrankten. Dass 
eine Uebertragung durch das Rasiermesser möglich sei, habe ich nie 
glauben können, da doch die Messerschneide beim Schärfen auf den 
verschiedenen Riemen ganz sauber polirt wird; und nur die Schneide 
ist es ja, die mit der Haut des zu Rasierenden in Berührung kommt. 
Es giebt ebenfalls hier zwei Arten von Bartflechten: die trockene 
und weniger gefährliche und die nässende Flechte. Eine besondere 
Eigentümlichkeit dieser Flechte ist es, dass dieselbe sich spiralförmig 
vergrössert, die äusseren Ränder sind etwas erhöht und haben eine 
blaurote Farbe. 
Wenn eine Ansteckung durch Bartflechte stattgefunden hat, so 
bemerkt man in den ersten Tagen ein gelindes Jucken, welches jedoch 
nach 4—5 Tagen so stark auftritt, dass man sich nicht anders helfen 
zu können glaubt, als durch immerwährendes Scharren mit den Finger 
nägeln. Gerade dadurch erreicht man aber, dass die Flechte sich 
möglichst schnell ausbreitet, so dass dieselbe, die im Anfang doch 
nur ein ganz kleines Pünktchen war, innerhalb 3 Wochen eine Aus 
dehnung von der Grösse eines Thalers haben kann. 
*) In der nächsten No. erscheint eine grössere Arbeit des Herrn Oberst Spohr 
über „Kopf- und Bartflechten“.
	        
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