Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

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desto weniger kann ich hoffen, dass die Menschheit je eine weise, 
kluge, glückliche Masse werdet Das sind Stimmungen — sie 
kommen, und sie gehen. Verfolgen wir jedoch die geistige Ent 
wickelungsgeschichte der Menschheit, so finden wir, dass Ideen zum 
Siege gelangt sind, die an die Grösse und Nützlichkeit unserer Sache 
noch lange nicht heranreichen. Nietzsche hat recht, wenn er sagt: 
„Nicht um die Erfinder von neuem Lärme, um die Erfinder von neuen 
"Werten dreht sich die Welt. Die stillsten Worte sind es, welche den 
Sturm bringen; Gedanken, die mit Taubenfüssen kommen, lenken 
die Welt! 66 Schauen wir hin nach dem Gräfenberge! Ein ungelehrter 
Bauer erfand den neuen Wert des Wassers und der anderen natürlichen 
Heilfaktoren. Er sprach diesen stillsten Gedanken ohne allen Lärm 
aus. Nun hat dieser Gedanke die Bunde um den Erdball gemacht 
und die Götzentempel einer falschen Wissenschaft zum Wanken 
gebracht. Bald werden sie auch fallen! Aber was im Fallen ist, das 
muss noch gestossen werden. So wollen wir denn alle auf unserem 
Posten bleiben und siegesmutig in die Zukunft schauen. Erleben wir’s 
nicht, so erlebend Andere. Was hat es zu sagen? Und dass ich 
Ihnen den Altmeister Goethe noch einmal zum Guten citiere, so 
lassen Sie mich mit seinem Trutzworte schliessen: 
„Allen Gewalten 
Zum Trutz sich erhalten, 
Nimmer sich beugen, 
Kräftig sich zeigen —• 
Bufet die Arme 
Der Götter herbei! 66 
Die Behandlung der Gicht. 
Von Dr. med. Emmel, Badearzt zu Gräfenberg. 
In Bezug auf die Entstehung dieser quälenden Krankheit be 
stehen verschiedene Ansichten. Eine derselben ist jene, nach welcher 
stets diätetische Fehler die Veranlassung geben, wie reichliche üppige 
Mahlzeiten, übergrosse Aufnahme eiweissartiger Nahrungsmittel, über 
triebener Genuss von Alkoholicis, und so kommt es, dass auch ohne eine 
ererbte Prädisposition solche Dinge im Stande sind, Gicht zu er 
zeugen; und aus diesem Grunde geht die Wahrnehmung hervor, dass 
die Gicht mehr oder weniger eine vorwiegende Krankheit der wohl 
habenden luxuriös lebenden Stände ist. Eines wesentlichen Momentes 
ist hiebei aber zu erwähnen, dass zu der Gefahr gichtischer Erkran 
kung, noch körperliche Buhe, Bewegungslosigkeit, zu einer opulenten 
Lebensweise hinzukommt; doch ist nicht ausgeschlossen, dass auch 
Entbehrungen, dürftige Lebensweise, feuchte Wohnungen, dem Uehel 
zu gründe liegen. Bekanntlich steht das Lebensalter zu dieser Krank 
heit in gewisser Beziehung, es tritt dies Leiden meist im 30. bis 40. 
Lebensjahre auf, und zeigt sich am meisten betroffen das männliche 
Geschlecht, weil dasselbe sich den meisten Gelegenheitsursachen 
aussetzt. Bei Vielen ist also, was die Behandlung anbelangt, die 
Meinung vorhanden, dass die Uebersättigung des Blutes mit Harnsäure 
den Gichtanfall hervorruft, und daher kommt die vielfältige Anwen 
dung der harnsäurelösenden Mittel, doch hat man in der Wirklichkeit
	        
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