Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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Saponarius. (Stets geziert und nervös.) Auf freiem Platz, sub Diu? 
Buochberg. Damit alle es desto besser vernehmen können. Er 
rechnet auf die Neugier, und uns will er dadurch noch frecher herausfordern. 
Saponarius. Im Dreien! Man siehet noch niemand; habet 
Ihr Euch nicht getäuscht? 
Buochberg. Nein, nein. So steht’s im Anschlag am schwarzen 
Brett; ich ging hin, ihn zu lesen, und dazu war trutzig geschrieben, ganz, 
in seiner Weis’, — denn ich hab’ mir Wort für Wort gemerkt: (Langsam} 
„Der Arzt soll ein’ andern Grund suchen zu heilen und nicht, wie die Alfen 
auf einer Leyren gezeiget haben, derselben nachtanzen.“ 
Saponarius. Ha! War’s denn teutsch geschrieben? 
Buochberg. Ja wohl! Er schreibet und dozieret immer teutsch. 
Saponarius. Kann drum nichts Recht’s. Wird nicht Latein gelernt, 
haben ..... Aber ein andern Grund, berichtet Ihr, hiess es in der Aus 
kündigung. Welchen Grund denn? 
Buochberg. Er meint, der Grund, drauf die Lehr’ des Galenu& 
stehet. So heisset’s auch in dem Anschlag. 
Saponarius. Der thöricht’ Mann! Hebet sich, über den Galenu& 
die grösst’ auctoritas. 
Buochberg. Ich hört’ auch schon von dem. 
Saponarius (bedeutsam). Schon 1500 Jahr’ dauert sein Ansehn., 
Vir celeberrimus fuit et medicus illuminatissimus, — der berühmtest Mann 
und erleuchtetst’ Arzt. Ander’ Mixturen zu erfinden als der Galen, ist 
Verwegenheit. 
Buochberg. Meinetwegen möcht’ er diesen Galen anfechten; aber 
lass’ er uns aus dem Spiel. Er hat schon mit der Revision der Apotheken 
angefangen; — will ein Examen der Apotheker haben, — bläst dem: 
Magistrat die Eestsetzung von Taxen ein, — verbietet die einträglichsten 
Sude, die uns wenig Herstellung kosten Mich kümmert der Galenu& 
ein Pfifferling, wenn . ... . 
Saponarius. Das versteht Er nicht, Apotheker! Das gehöret ins 
Urteil der Doctorum. Unser ganze Kunst kommt in Prag’ und die ehr 
würdig’ Weisheit der gelehrten Aerzt’! 
Buochberg (heuchlerisch). Das schon, und ich begreif, dass Euch,, 
so Ihr ein fürtrefflicher Gelehrter seid, dies all’s den mehrsten Kummer 
macht und Euch weh thut. 
Saponarius. Sehr weh! Sehr weh! Est magna contritio cordis; Ihr 
verstehet, ein tiefster Herzkummer .... 
Buochberg (mit heimlicher Grimasse). Aber mir darf doch auch 
daran gelegen sein, dass er unsre Profitverträg’verbieten will bei strenger Straf’. 
Saponarius (empört). Wie! Das sollt er wagen? Das geht ihn 
nichts an. Solch ein Vagabund und Landschelm! Nirgends in der Welt, 
wo er herumgezogen, hat’s ihn gelitten und will uns Bas’ler Burgern Ord 
nung machen! 
Buochberg. Die alten Aerzt’, sagt er, schreiben zu lange Rezept’ 
und verdienen drum so viel Geld für nichts .... Denn diese Rezeptkunst 
sei eitel Trug. Sie sollen mit den Apothekern keinen Vertrag über die 
War’ abschliessen und nicht von ihnen Schenkung nehmen; dann werden 
die Rezept schon kürzer. 
Saponarius. Ein infamer Mensch! 
Buochberg. Wobei auch wir Apotheker ungeheuren Nachteil haben, 
denn wer nähm’ uns weiter die grossen Syrupflaschen ab und so viel Gurgel 
wasser und Latwergen oder die haufenweisen arabischen Pillen! Paracelsus 
traktiert uns als gemeine Krämer undKöch’; (langsamer) die Leut’, schimpft 
er, seien unsre Milchkuh’, und von Euch, ehrwürd’ger Herr Doktor, hat er 
sich ausgedrückt, als er mit mir in Zank kam .... (Er macht, statt weiter 
zu reden, Handbewegungen.)
	        
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