Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

53 
Rochlitz, Marienberg und Zwickau. In den Medizinalbezirken Chemnitz, 
Annaberg, Schwarzenberg und Glauchau sind die Verhältnisse für die Aerzte 
noch ungünstiger, da hier mehr Pfuscher als Aerzte praktizieren. 
Im Medizinalbezirke Plauen hat sich die Zahl der im Bezirke wohnenden 
Personen, welche sich gewerbsmässig mit Ausübung der Heilkunde an 
Menschen beschäftigen, ohne dazu legitimiert zu sein, im Berichtsjahre um 
4 vermehrt. 
Im Medizinalbezirke Rochlitz wird die Kurpfuscherei in der ver 
schiedensten Porm ausgeübt und nimmt, unterstützt durch die lebhafte 
Agitation der Naturheilvereine, stetig zu. Dieselbe bewegt sich hauptsächlich 
unter dem Zeichen der „Sympathie“ und „Naturheilkunde“ und gewinnt bei 
•der Leichtgläubigkeit des Publikums trotz der vielfachen Enttäuschungen 
desselben, die belehrend wirken könnten, fortgesetzt neuen Boden. Eine 
grosse Anzahl von Personen beiderlei Geschlechts beschäftigt sich, teils 
offenkundig, teils versteckt, gewerbsmässig mit der Heilkunde, und mit 
gutem finanziellen Erfolge, zumal dann, wenn dieselben zur Behandlung von 
Krankenkassenmitgliedern zugelassen werden. Auch im Medizinalbezirke 
Zittau blüht die Kurpfuscherei. Besonders betreibt eine grosse Menge so 
genannter Heilkundiger eine zum Teil sehr ausgebreitete Praxis, und sie 
werden nicht selten auch gerade von den besseren Ständen auf 
gesucht.—Wir glauben, wir Anhänger der „Pfuscher“ können mit diesem 
Bericht wohl zufrieden sein. Unsere Bewegung wächst, auch die Gegner 
müssen sich der Macht der Thatsache beugen. Dass man unsere Vertreter 
als „Pfuscher“ bezeichnet, will uns wenig sorgen. Wo ist die neue, infor 
matorische Bewegung, die nicht in ihren Anfängen von den Zunft- und 
.Schulgelehrten als Pfuscherei bekämpft worden ist? — Uebrigens hat der 
Bundesvorstand den sächsischen Vereinen ein sehr wirkungsvolles, satirisches 
Elugblatt: „Und sie bewegt sich doch! Ein Klagelied“ zur Verfügung ge 
stellt. Einer guten Sache müssen eben alle Dinge zum besten dienen. 
Aus der Sitzung des Bundesvorstandes am 15. Januar 1894. Anwesend 
-sind die Herren Schmeidel, Braun, Damaschke, Richter, Dr. Schulze, 
Siegert. 
Der Schriftführer legt das Kopierbuch mit Schreiben nach Bonn, 
Borna, Colberg, Dernbach, Dresden, Duderstadt, Eisleben, Frankfurt a. M., 
Freiberg i. S., Friedrichshagen, Giessen, Godesberg, Hildesheim, Hinter- 
hermsdorf, Hirschberg, Königstein, Linden, Merkenheim - Geilenkirchen, 
München, Neu-Taubenpreskeln, Nürnberg, Reichstagsbureau, Rüsdorf bei 
St. Egidien, Salzburg, Tambach, Triebes, Ulm-Neu-Ulm, Wald b. Solingen, 
Wien, Wörishofen, Zürich vor. 
Herr Schmeidel giebt eine Uebersicht über die Kassenverhältnisse 
des Bundes, die als günstige angesehen werden können. 
Auf eine Anregung aus New-York wird beschlossen, künftig jedem 
Jahrgang ein besonderes Titelblatt zuzufügen. 
Ein Schreiben von Herrn Köhler, dem Vorsitzenden des Vereins 
prakt. Naturheilkundiger, wird zur Kenntnis genommen und eine Auf 
nahme des Verzeichnisses empfehlenswerter Naturärzte zugesagt. 
Ein Auszug aus dem XXIV. Jahresbericht des sächsischen Landes- 
Medizinal-Kollegiums „Ueber das Wachsen des Kurpfuschertums“ gelangt 
zur Verlesung. Ein Antrag von Glauchau, ein kurzes Flugblatt in dieser 
Sache herauszugeben, wird angenommen. —Einige grössere Unterstützungs- 
Gesuche, betreffs Gründung neuer Vereine, werden in Rücksicht auf den
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.