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Verein für natürliche Lebensweise, der es sich zur Aufgabe gestellt hat,,
die stärkemehlreichen Nahrungsmittel soviel als möglich aus der täglichen
Ernährung zu entfernen.
Zur Begründung für diese Bewegung wird erstens angegeben, dass
die Cerealien für die menschliche Verdauung unzweckmässig seien uud
auf die Gesundheit nachteilig wirken, nicht wegen ihrer chemischen Zu
sammensetzung oder ihres Reichtums an Kohlehydraten, sondern wegen
der Unverdaulichkeit des Stärkemehls, das in grosser Menge in ihnen
vorkommt. Densmore sagt: Die Cerealien enthalten grosse Quantitäten
Stärkemehl (in Reis 80—90 Prozent, in Getreide 50—70 Prozent).
Diese Nahrung muss als unpassend bezeichnet werden, weil Stärke un
auflöslich ist und der säuerliche Verdauungssaft des Menschen nicht die
geringste zerlegende Wirkung darauf ausübt. Erst die Berührung mit
den alkalischen Säften der Eingeweide macht die Stärke auflösbar. Sie
wird erst zum Nahrungsmittel, nachdem sie durch den Verdauungsprozess
zunächst in Dextrin und dann in Glukose verwandelt worden ist. —
Die Stärkemehlkörnchen, behauptet Densmore, sind in eine der Ein
wirkung der Verdauungssäfte unzugängliche Kapsel oder Hülle einge
schlossen, und ohne vorherige Sprengung dieser Säckchen durch Kochen
gingen diese Nahrungsmittel fast ganz unverdaut durch den Verdauungs
kanal hindurch. Die Umwandlung des Stärkemehls in Dextrin und
Zucker nehme bis 8 Stunden Zeit in Anspruch. . . . Würde der Mensch,
statt stärkemehlhaltige Kost einzunehmen, sich von etwas nähren, was
genügende Mengen von Stickstoff und Zucker enthält, so würde er seinem
Organismus die grosse unnatürliche Abnutzung der Lebenskraft und
Nervenenergie ersparen. — Demgegenüber habe die Fleischkost, wenn
gleich sie ein gut Teil zerfallenes oder zerfallendes Gewebe enthält, den
grossen Vorzug, dass ihre Verdauung im Magen vor sich gehe, daher
viel weniger Kraft verzehre und weit weniger erschöpfend wirke.
Im Zusammenhänge hiermit wird von Densmore als ein weiterer
Grund gegen die stärkemehlreiche Kost geltend gemacht, dass die Ver
dauung in der Hauptsache im Magen, nicht aber in den Eingeweiden za
stände kommen müsse. Bei den Cerealien etc. sei dies jedoch nicht der
Fall, bei ihnen würde sie erst im Zwölffingerdärme und dem übrigen
Darmkanal vollzogen; darum seien diese Nahrungsmittel unnatürlich und
krankheitserregend und die wichtigste Ursache der überall vorhandenen
nervösen Erschlaffung und des Gesundheitsbankerotts. (Vielleicht liegt
in der hier genannten Ueberanstrengung des Darmes eine hervorragende
Veranlassung der so häufig vorkommenden und überaus lästigen
Hämorrhoiden).
Densmore führt noch weitere Gründe gegen die Brotfrüchte etc.
ins Feld. In seinem Schriftchen „Obst als Nahrung“ behauptet er, dass
das Essen vielen Brotes und anderer stärkemehlreicher Stoffe zur Ver
stopfung führe. Zur Verhütung und Beseitigung dieses gesundheitlichen
Uebels hätten einige den Gebrauch groben oder ungebeutelten Mehles
empfohlen; dasselbe rege allerdings ebenso wie das Schrotbrot die Aus
leerung sthätigkeit sehr an, sei aber dennoch von Nachteil, indem es den
Magen und die Eingeweide in einen Zustand der Entzündung versetze.
Daher habe sich gegen die Verwendung des Schrotbrotes eine Reaktion
gebildet, weil verschiedene Hygieniker versichern, dass diese täglich sich
wiederholende Magen- und Eingeweide-Entzündung auf die Gesundheit
höchst schädlich einwirken. Densmore beruft sich für diese Begründung