Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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doch jeder beamtete Arzt den zu seiner Kenntnis gelangenden Fällen 
naturärztlicher Hilfe ein gleich objektives warmes Interesse entgegen 
bringen, wie Herr Kreisarzt Dr. Br.! 
Zu bemerken ist noch, daß etwa zur selben Zeit bei einer 
anderen im selben Hause wohnenden Familie v. d. H. ein weiterer 
Diphtheriefall verkam, welcher ein dreijähriges Mädchen betrat Der 
selbe wurde von Dr. med. L. 20 Tage behandelt. .Eine 6tägige Stuhl 
verhaltung konnte durch Abführpulver nicht behoben werden. Ein 
zweiter zugezogener Arzt Dr. F. gab dann Klystiere, wohl mit 
Erfolg, aber gewiß zu spät, denn das Kind starb dennoch an Blut 
vergiftung. 
(Schluß folgt.) 
Bilder vom 66. Naturforscher- und Aerzte-Tag in Wien. 
Professor Forel aus Zürich sprach über „Gehirn und Seele“: Hierzu ist es 
freilich nötig, daß die Naturwissenschaft, und. vor allem die Medizin, ihren 
heute so gangbaren cynischen, auf reine, egoistische Genußsucht hinzielenden 
Materialismus preisgiebt. Schade ist es wahrhaftig nicht darum, denn es 
führt die Menschen nicht zum Glück, sondern durch alkoholische und andere 
Vergiftungen des so fein organisirten Menschengehirns und des ganzen Körpers 
zu einer progressiven zugleich seelischen und körperlichen Entartung. 
* * 
* 
Professor Dr. Victor Kitter v. Hacker hielt einen Vortrag über die 
Bedeutung der „Untersuchung der Speiseröhre und des TJeberganges der 
selben in den Magen mit dem elektrischen Lichte.“ Durch die Beleuchtung 
des Innern des Körpers mittels des Elektro-Orsophagoskops ist es möglich 
geworden, in zahlreichen Fällen frühzeitig die Diagnose von Erkrankungen 
zu stellen, welches Verfahren für den Heilerfolg von maßgebendem Einflüsse 
war. Kedner wies dies in einer großen Anzahl von Fällen nach, in denen 
es ihm gelungen ist, oft tief im Brustteile der Speiseröhre stecken gebliebene 
Fremdkörper (wie falsche Gebisse, eingebohrte Knochenstücke, große Frucht 
kerne etc. etc.) ohne blutigen Eingriff auf eine den Patienten schonende 
Weise herauszuziehen. Es sei dies eine wichtige Leistung der Therapie; 
denn durch diesen Vorgang werden eingreifende blutige Operationen (Speise 
röhrenschnitt, Magenschnitt) dem Kranken erspart. 
* * 
* 
Etwa 150 Mitglieder des Congresses leisteten heute nachmittags einer 
Einladung Professor Winternitz’ zum Besuche der Kaltwasser-Heilanstalt in 
Kaltenleutgeben Folge. An eine eingehende Besichtigung der Anstalt, über 
deren Einrichtung sich die Besucher in der schmeichelhaftes! en Weise äußerten, 
reihte sich eine Bewirtung der Gäste im Kursalon, wobei die Professoren 
Winternitz und Oser die Honneurs machten. Professor Winternitz führte in 
einem Trinkspruche aus, daß die Hydrotherapie seit dreißig Jahren einen 
unglaublichen Aufschwung erfahren und sich einen bleibenden Platz in der 
Wissenschaft errungen habe. Nachdem einige jüngere Aerzte gesprochen 
hatten, nahm Herr Kedakteur Ferdinand Groß, als ältester Kurgast von 
Kaltenleutgeben, das Wort und führte in launiger Weise aus, es sei bisher 
noch kein Kongreß von Patienten veranstaltet worden, wenn aber ein solcher 
zustande käme, so würden die Aerzte und Naturforscher gewiß von den 
Arbeiten dieses Kongresses viel profitieren. 
* * 
* 
Der geplante Besuch der „Valerie-Krippe“ hat nicht stattgefunden, 
weil das Vereinshaus noch nicht mit Kindern belegt ist. Das Haus (ein
	        
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