Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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möglich, wenn von Staats- oder Kommunewegen große Naturheilanstalten 
errichtet und dem Bedürftigen unentgeltlich oder gegen einen bedeutend 
billigeren Preis wie jetzt zur Verfügung gestellt werden. Damit hat es 
wohl noch gute Weile, ist aber jedenfalls anzustreben 
Schreiber dieses hält es für seine Pflicht, im Interesse unserer Kassen 
auf alles dieses mal aufmerksam zu machen, und ist überzeugt, daß er von 
der Coulanz der Vertrauens- und Kassenärzte, seien es nun Mediziner oder 
Naturheilkundige, erwarten darf, daß sie diesen kleinen Notschrei berück 
sichtigen werden, soweit sich dies mit ihren ärztlichen Pflichten vereinbaren 
läßt. Daß sich dies aber thun läßt, schließen wir daraus, daß diese Wünsche 
von den meisten schon berücksichtigt werden. 
Das Naturheilverfahren und die Erkrankungen unserer 
Stimmorgane. 
Dr. med. A. Kupf er schmid, Arzt des Naturheil Vereins zu Gablonz. 
(Schluß.) 
Schon seit den ältesten Zeiten hat man erfahrungsgemäß eine 
Beschaffenheit der Körperteile angenommen, welche die Medizin als 
Disposition oder Praedisposition bezeichnet hat; man weiß, daß diese 
Praedisposition erblich ist, daß sie erheblich beeinflußt werden kann, 
ja daß man selbe sogar erwerben und schaffen kann. 
Wir kennen eine Reihe solcher Praedispositionen, so zum Bei 
spiel für das kindliche Alter die skrophulöse, die rheumatische, die 
gichtische, die tuberkulöse, die nervöse, zu welchen für den Erwach 
senen noch die Anlage zur Fettsucht, zur Zuckerbildung, kommt. 
Diese Praedispositionen werden erblich übertragen. Daß andere 
erworben werden können, geht daraus hervor, daß Personen, welche 
eine Halsentzündung, einen Bronchialkatarrh, einen Magenkatarrh ge 
habt haben, sehr leicht wieder einep bekommen können. Man kann 
von diesen Leiden sagen, daß sie eine Disposition zu Wiederholungen 
(Rezidiven) hinterlassen. Man sagt auch wohl von Herzfehlern, daß 
sie zu Gehirnschlag disponieren, allein hier findet die Anwendung des 
Begriffes Praedisposition in einem anderen Sinne statt, da das Gehirn 
sich in keiner Weise von einem ganz normalen zu unterscheiden 
braucht. Hier besteht schon eine Krankheit, und eine Praedisposition 
ist eben der Zustand, bei dem es sich noch nicht um eine Krankheit 
handelt, der noch im Bereishe der Gesundheit liegt, wo uns nur 
Erfahrungssätze, nicht pathologisch-anatomische Befunde sagen, daß 
wir mit einer großen Wahrscheinlichkeit die Entwicklung einer 
Krankheit erwarten können. 
Es ist also die Praedisposition in unserem Sinne eine gewisse 
Schwäche in der Anlage, welche vom Arzte vermutet werden kann 
und zu deren ^Behandlung wir erfahrungsgemäß den oder die ge 
schwächten Teile zu kräftigen versuchen, indem wir sie abhärten. 
Nachdem jedoch bis jetzt Niemand wissenschaftlich feststellen konnte, 
worin dieser Zustand eigentlich begründet ist, wir mithin gegen die 
ursächliche Schädlichkeit direkt nicht einschreiten können, ist es klar, 
daß hier nur die indirekte Heilmethode am Platze ist, und suchen wir 
nun da weiter nach Vorstellungen, die uns vorwärts leiten, so führt 
uns dies zunächst zu jenem Organe, welches von jeher schon als der 
Mittelpunkt aller jener zahlreichen Krankheitsursachen gedacht wird,
	        
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