Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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kleinen Neger, die im Hause von Weissen angestellt, den letzteren sofort 
gewisse Namen geben, wenn sie die tägliche Douche vergessen. Im Innern 
Afrikas widmet auch der verkommenste Wilde seinem Körper eine Sorge, 
die in Europa vielfach unbekannt ist. Die erste Sorge unserer Träger, 
wenn sie am Ruheplatz ankamen, war immer, Wasser zu einer gründlichen 
Reinigung zu bekommen. In den Hütten wird morgens und abends von 
Männern, Weibern und Kindern gewaschen, geseift und gebürstet. Das ist 
manchmal ein recht drolliger Anblick. Die Seife ist sehr primitiv: Asche 
und Del; ebenso primitiv ist der Schwamm: eine Hand voll feiner Wurzeln, 
und das Waschbecken: ein hohler Kürbis. Aber so dürftig auch das Ma 
terial, so ist doch die Operation gründlich, wie in den feinsten und modern 
sten Bad ekabinets Europas. Wenn die Neger trotzdem so scharf riechen, so 
ist das eine subjektive Nasenfrage; denn die Neger behaupten, dass auch 
wir Weissen für sie einen scharfen, unangenehmen Geruch haben, selbst 
wenn wir alle Gebote der Reinlichkeit sorgsam erfüllen. Der Umstand, dass 
die Neger riechen, spricht also nicht gegen ihren Reinlichkeitssinn. Ich 
kenne auf der ganzen Welt nur ein einziges Yolk, das in dieser Beziehung 
über ihnen steht: das sind die Chinesen. Ich erinnere mich noch, mit 
welchem Staunen ich einmal an einem chinesischen Flusse die Kulis bei 
ihrer Toilette beobachtet habe. Es handelt sich dabei um Leute der nied 
rigsten Klassen, meist Lastträger, die mit schwerer Arbeit sich ihr Brot 
verdienen. Zuerst wurde ein allgemeines Flussbad genommen und das 
Waschen im grossen verrichtet. Dann kam die Arbeit im einzelnen. Jeder 
Mann hatte einen kleinen Schwamm für die Ohren, einen iür die Nase, 
einen für den Mund, und mit einer feinen, im Bogen gespannten Bambus 
klinge wurde sogar die Zunge geschabt. Nichts wurde übersehen. Das 
dauerte eine ganze Stunde, nach der Tagesarbeit, und dann erst ging es 
zum Essen. Bei allen Naturmenschen, mit denen ich lebte, habe ich eine 
ähnliche Sorgfalt für die körperliche Sauberkeit beobachtet. Der Sinn da 
für ist instinktiv, kein Luxus, nichts Anerzogenes; die Reinlichkeit ist bei 
den Naturmenschen keine Eigenschaft, sondern ein Bedürfnis.“ 
Unsere „Heilmittel“. Das Therapeutische Komitee der britischen 
medizinischen Gesellschaft hielt bei englischen Aerzten Umfrage, wie oft 
beim Gebrauche von Antipyrin, Antifebrin und Phenacotin schädliche 
Folgen eintreten. Es wurden berichtet von Antipyrin 160 solcher Fälle 
(Schwäche, allgemeine Hinfälligkeit, plötzlicher lebensgefährlicher Kräfte 
verfall, Krampferscheinungen, Herzschwäche, blaue Färbung des Körpers, 
heftiger Schweiss, Atemnot, Ausschlag u. a. m. Nach dem Gebrauche von 
Antifebrin trat fast überall da, wo der Kranke über 1 / s g eingenommen 
hatte, plötzlicher Kräfteverfall ein; es bestand Lebensgefahr; in einzelnen 
Fällen erfolgte der Tod. Aehnliche Erscheinungen wurden bei Phenacotin 
beobachtet. 
Kartoffeln statt Brot? Professor Jaruschek schätzt in seinen „Ueber- 
sichten der Weltwirtschaft“ den Konsum von Brotgetreide in Deutschland 
pro Kopf der Bevölkerung im Jahresdurchschnitt 1880-81 bis 1884-85 auf 
184,97 Kilo, im Jahresdurchschnitt 1885-86 bis 1889-90 auf nur noch 
176,08 Kilo. Hier beträgt der Rückgang über 8 Kilo. Noch mehr hervor 
tretend ist die Abnahme des Konsums,, wenn wir den Jahrgang 1885-86 mit 
dem Jahrgang 1889-90 verglichen. Im ersteren betrug der Konsum rund 
174 Kilo, im letzteren nur noch 162 Kilo, war also um 12 Kilo pro Kopf 
zurückgegangen. 
Hausfrauen und Kiichenmädchen seien davor gewarnt, wenn sie eine 
Wunde an der Hand haben, Kartoffeln abzukeimen. Die aus den Kartoffeln 
gewachsenen Keime sind giftig. In dem bei Wehlau gelegenen Bürgersdorf 
hat sich eine Frau eine akute Blutvergiftung zugezogen, welche in wenigen 
Stunden ihren Tod herbeiführte. 
Die Kosten des Rauchens. Gelegentlich der Diskussion über die
	        
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