Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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handlung mit heissem Wasser wurden diesen Wollabfällen 8,7 Prozent lös 
licher Stoffe entzogen. Der Wasserauszug hatte dabei eine schmutzig röt 
liche Parbe angenommen, besass eine neutrale Reaktion und enthielt u. a. 
2.5 Prozent oxidierbare organische Substanzen, 1,5 Prozent Mineralbestand 
teile mit 0,7 Prozent Schwefelsäure. Durch Ausziehen mit Schwefeläther 
wurden daraus 7,7 Prozent eines öligen, unangenehm riechenden, grün 
schwarzen Produktes erhalten; dasselbe bestand aus 1,6 Prozent Mineralölen, 
5.5 Prozent verseifbaren fetten Ölen und 0,6 Prozent Farbstoffen etc. Es 
liegen hier also ohne Frage Verunreinigungen der Wollabfälle vor, welche 
durch die bei der Fabrikation verwendeten Maschinenschmieröle entstanden 
sind. Bei der bakteriologisch - mikroskopischen Prüfung der Wollabfälle^ 
wurden in 1 Gramm derselben nicht weniger als 124000 lebende Bakterien 
der verschiedenen Arten, darunter auch sehr viele Schimmelpilze gefunden. 
Aus diesen Untersuchungen ergiebt sich, dass eine Reinigung der Wollabfälle 
vor der Verwendung als Betteinlage nicht, oder doch nur in ganz ungenügender 
Weise stattgefunden hat. Dass die Verwendung derartig unreiner Betten, 
bezw. richtiger Betteinlagen, auf die Gesundheit der Menschen unter Um 
ständen von sehr verhängnisvollen Folgen sein kann, liegt auf der Hand r 
und es wäre zu wünschen, dass derartige Betten nicht zum Verkauf gebracht 
werden dürften, oder doch ein Nachweis der genügenden Reinigung derselben 
durch strömende Wasserdämpfe vorher beigebracht werden müsse. Diese 
Wollabfälle sind aber auch im gereinigten und desinfizierten Zustande als 
BettfüUmasse durchaus nicht zu empfehlen, da sie stark stauben und leicht 
hart und filzig werden, gez. Dr. Wilh. Thörner. Städtisches Untersuchungsamt 
für Nahrungsmittel, Genussmittel und Gebrauchsgegenstände. u 
Zur Sozialhygiene. Bei den Militäraushebungen in Mannheim wurden 
12 krätzige Bäckerburschen gefunden, was auf schmutzige JN achtlager zurück- 
Zufuhren ist. 
Die „Ameise“, das Organ des Verbandes der Porzellan-Arbeiter, 
bringt (18. Mai) das in Nr. 3 des „Naturarzt“ gebrachte Verzeichnis unserer 
Arzte, und schliesst daran folgende Bemerkung: 
Durch Beschluss des Vorstandes vom 21. April er. sind vorstehende 
Naturheilkundigen als legitimiert anerkannt worden und sind Nachweise über 
Arbeitsunfähigkeit, ^on denselben ausgestellt, gemäss des § 7 Abs. 3 des- 
Beihülfefonds-Reglements, zulässig. 
Aerzte und Frauen, Frau S. Brand veröffentlicht in den „Dr. N. 
Nachr.“ Worte, welche so viel Anregungen enthalten, dass wir einen Teil 
derselben hier wiedergebenVor einigen Monaten wurde der Dr med. N. N. 
wegen angeblicher Sittliclikeitsverbrechen verhaftet und unter Anklage ge 
stellt. Nachdem man am 26. Februar dieses Jahres sechszehn Zeugen und 
einen gerichtlichen Sachverständigen verhört hatte, verneinten die Ge 
schworenen die Schuldfrage und es erfolgte kostenlose Freisprechung. Ich 
kenne Dr. N. N. nicht, ich habe ihn nie gesehen. Aber nach meinem Da 
fürhalten dürfte man am allerwenigsten einem Arzte ein Sittlichkeits 
verbrechen ohne weiteres zumuten, Weder von Seiten der Familie, noch 
von Seiten der Behörde . . . Nach dem neuesten Erlebnis bleibt jedoch dem 
Arzte nichts anderes übrig, als seinen edlen, von Nächstenliebe und Auf 
opferungsfähigkeit erfüllten Beruf in ein ganz gewöhnliches Handlangertum 
umzuwandeln. Nach der neuesten Erfahrung ist er gezwungen, jeden Be 
weis des Mitleids zurückzuhalten, in seinem Zimmer eideswürdige Zeugen 
aufzustellen und die Untersuchungen, sowie den Besuch von Patientinnen,, 
nur in Gegenwart Dritter vorzunehmen. Oder soll der Arzt fortgesetzt in 
Gefahr schweben, dass irgend eine in Schundromanen bewanderte und mit 
krankhafter Phantasie begabte Frauensperson oder ein verlogenes Schul 
mädchen, dem die Lehrer bereits angstvoll aus dem Wege gehen, seine Ehre 
besudeln, ihn auf die Anklagebank, um den guten Namen und schliesslich 
ums Brot bringen kann? Nein, weder das Eine, noch das Andere darf ge 
schehen, wir Frauen haben die heilige Pflicht, denjenigen, der uns im Leben
	        
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