Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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in frischer Luft, Massage, Hautpflege in Form der verschiedensten Bäder 
und Güsse, Gymnastik und strenger Diät bestand. Weil er dabei so viel 
das Trinken von kaltem Wasser anempfahl, so nannten ihn seine Feinde,, 
um das Publikum abzuschrecken, höhnisch den Kaltwasserarzt. 
Die Erfolge des Asclepiades waren trotz aller Missgunst von Seiten 
der in Schatten gestellten Medicindoctoren nicht zu vertuschen, und er, wie- 
seine Schüler verrichteten oft Wunderthaten. Auch viele Laien nahmen sich 
der Methode mit grosser Begeisterung an, und ein Laie war es, welcher 
schliesslich durch die Heilung des Kaisers Augustus den Sieg der Natur 
heilmethode über die Allopathie entschied. Dieser Kaiser litt nämlich schon 
seit Jahren an den heftigsten Hüftschmerzen (Ischias) und an chronischem 
Bronchialkatarrh, der zeitweise mit Bluthusten verbunden war. Seine drei 
Leibärzte, Doctoren der alten Schule, hatten schon alle ihre Kunst aufge- 
boten, mit Arzenei, heissen Bädern etc. kuriert, aber ohne Erfolg. In seiner 
Verzweiflung versuchte er es trotz alles Abratens seiner Freunde einmal 
mit der Naturheilmethode und wandte sich deshalb an den Freigelassenen 
Antonius Musa. Die Verordnungen dieses Naturheilkundigen bestanden im 
innern und äussern Gebrauch des kalten Wassers, Schlafen in einer Säulen 
halle, Deklamieren, Beiten, Ballspielen und in anderer Gymnastik, und in einer 
erfrischenden vegetarianischen Diät mit häufigem Genuss von Lattich. Hier 
durch wurde der Kaiser Augustus in kurzer Zeit und zwar dauernd von 
seinen hartnäckigen und schmerzhaften Leiden befreit, eine That, die begreif 
licher Weise im ganzen römischen Bei che ein ungeheures Aufsehen erregte 
und dem Aberglauben an die Heilwirkungen der Gifte einen schweren Schlag 
versetzte. 
Es dürfte nicht uninteressant sein, zu erfahren, wie weit im Altertum 
bereits das Naturheilverfahren ausgebildet war. Aus den verschiedensten 
Werken der Alten, namentlich aus Cornelius Celsus, Cälius Aurelianus, 
Plinius, Plutarch, Soranus, Lucianus, Galenus, Seneca, Horatius, Hippo- 
krates u. a. lässt sich darüber folgendes zusammenstellen, wobei wir uns 
möglichst nur der Worte dieser Schriftsteller bedienen wollen. 
Briefkasten. 
Harz« Bass ein Naturarzt bei einem Lehrkursus den daran teilnehmenden Damen 
Cigarrenrauch ins Gesicht bläst, halte ich für ungemein taktlos. Der Fall aber wird 
so vereinzelt sein, dass wir wohl von einem Sprechsaal-Artikel absehen und uns mit 
dieser Kennzeichnung begnügen können. 
L. in 0. Ihrer Ansicht, dass in letzter Zeit zu wenig „Krankengeschichten“ ge 
bracht worden seien, kann ich nicht zustimmen; ich verweise Sie z. B. auf S. 11, 16,. 
17, 75—78, 98, 99—102, 134, 145. —. Dass ein Blatt, das wie der „Naturarzt“, unter der 
schärfsten Kontrolle von Freund und Feind steht, gerade auch in Aufnahme von Kranken- 
heilungen sehr vorsichtig sein muss, liegt auf der Hand. Ein Fehler auf diesem Gebiet 
giebt mehr als ein anderer unseren lauernden Gegnern Gelegenheit, uns lächerlich zu 
machen und uns bei Schwankenden zu schaden. — Im übrigen danke ich Ihnen auf 
richtig, dass Sie mir Ihre Wünsche offen ausgesprochen haben. Nur durch ein der 
artiges, von gegenseitigem Vertrauen getragenes Zusammenwirken aller kann das mög 
lichst Beste geschaffen werden. 
N. in Z. Ich habe erst einen Auszug im „Ilaynauer Stadtblatt“ vom 14. April 
gelesen. Die Vorwürfe, die hier gegen Kneipp erhoben werden, sind derart, dass doch 
äusserste Vorsicht im Urteil geboten erscheint. Vom Namen der protestantischen Lehrerin 
ist nur der Anfangsbuchstabe, von anderen Personen jedoch der volle Namen mitgeteilt. — 
Im übrigen — auch wenn alles wahr wäre — was hätte das mit den Grundsätzen der 
Naturhedkunde zu thun. 
Sonneberga Ein Herr Franz Otto ist in Berliner Naturheilkreisen völlig un 
bekannt. Leute, die „mit einem Apparat alle Krankheiten heilen“ haben doch offen 
kundig mit uns nicht das Geringste zu thun. 
Verantw. Kedakteur: Dr. med. Schulze, pract. Arzt in Berlin. , v 
Commissions-Verlag: Gustav Sehuhr, Berlin. Druck: Wilhelm Issleib (Inhaber: Gustav bchuhr), 
Berlin SW., Wilhelmstr. 119120. , _ 
1 Inseraten-Beilage.
	        
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