Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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Bücherschau. 
Das Antitoxin und die Diphtherie. 
Gedanken darüber von einem Arzte. 
(Oldenburg, Schulzesche Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei. A. Schwartz.) 
Mit ätzender Schneide geschrieben und mit attischem Salz durchwürzt, wendet 
sich die kleine, nur 8 Seiten Klein-Oktav umfassende Schrift dagegen, gesunde Kinder 
mit dem sogenannten „Antitoxin“, einem, aus dem Blute wiederholt mit Diphtherie 
sekreten geimpften Schaf bocke gewonnenen Stoffe zu impfen. 
In den Schulen sind nach der Broschüre so geimpfte Kinder ohnmächtig ge 
worden. „Auch sind vor kurzem an Diphtherie einige Kinder erkrankt, nachdem 
ihnen tags zuvor An ti t ox in ein g e i m p ft worden. Ein s d er s e 1 ben is t 
gestorben.“ 
Natürlich hilft man sich, indem man behauptet, dass „die Einspritzung heute 
zu spät geschieht, wenn morgen eine Diphtherie entsteht. Hätte man in dem 
erwähnten Falle die Einspritzung eine Woche früher gemacht, so wäre sie wahr 
scheinlich zu früh geschehen; denn so lange wird die Schutzkraft wohl nicht dauern. 
Wie wird nun die goldene Mittelstrasse gefunden?“ 
„Die Prohibitätsrechnung lässt uns hier im Stiche. Aus dieser Zwickmühle be 
freie sich ein Christ, dem Heiden ist das Rätsel zu spitzig, würde Muley Hassan sagen“ l 
So der Verfasser, der mit seiner tötlichen Logik diesem „Heilmittel“ das Lebens 
licht ausblässt, soweit solches nicht lediglich in bakteriologischem Dunkel weiter glimmt. 
Wir aber erfahren aus dem Schriftchen, das wir unseren Lesern nur wärmstens 
anempfehlen können, dass dies in Oldenburg unter den Augen der Staatsbehörden 
getrieben wird und dass bis jetzt dagegen von seiten der Staatsanwaltschaft nicht 
eingeschritten worden ist. 
Steht es so, dass das deutsche Volk schon zum corpus vile, zum wertlosen Ver 
suchsobjekt geworden ist? S. 
Moderne Bäder, erläutert am Stuttgarter Schwimmbad, von Leo Vetter. Mit 
5 Plänen, 1 Abbildung und 2 Tabellen. Medizinischer Teil von Dr. H. Fetzer. 8. Tausend. 
Stuttgart. Göschen’sche Verlagshandlung. 143 S. Preis (?) — Ein Buch, dessen Inhalt 
weit über lokale Verhältnisse hinaus von grossem Interesse ist. Wo man an Neu 
einrichtungen von Bädern geht, wird man gerade aus diesem praktischen Beispiel vieles 
lernen können. Auch der medizinische Teil ist leidlich verständig geschrieben; einige 
Irrtümer werden unsere Anhänger leicht selbst berichtigen können. Eine Taktlosigkeit 
aber ist der versteckte Ausfall gegen uns (S, 188), um so mehr, da unser Stuttgarter 
Verein der Badeanstalt 1892: 6000 und 1898 ja 8580 Billets abgenommen hat. A. D. 
Aerzte, Aerztinnen und das 6. Gebot. Berlin, Verlag von K. H. Müller. 
30 S. Preis 50 Pf. Es ist erfreulich, dass auch die kirchlich-evangelischen Kreise an 
fangen, sich der ethischen Bedeutung der Aerztinnenfrage bewusst zu werden. Was 
über die „soziale Frage“ gesagt ist, wäre allerdings besser nicht geschrieben. A. D. 
Dr. med. Drivers hygieinischer Ratgeber für Lungenkranke. 2. Auflage. Preis 
M. 1,20. Hamburg, Druck und Verlag von Gebrüder Lüdeking. Enthält wohl manchen 
wertvollen hygieinischen Ratschlag in Niemeyerschem Geiste, ist aber auch noch sehr 
von schulmedizinischer Anschauung durchsetzt. 
Rezeptbuch für ungekochte Pflanzenkost nebst Anhang: Reformküche. Not 
wendige Ergänzung zu allen Kochbüchern. Von Helene Volchert. 89. S. Preis 75 Pfg. 
1894. Lothar Volkmar, Berlin. Ein eigenartiges Büchlein, das auch Nichtvegetariern 
manche dankenswerte Anregung zu bieten vermag. 
Warum fehlt es an Diakonissinnen und Pflegerinnen? Von Mathilde Weber 
(Tübingen), Berlin 1894, L. Oehmigkes Verlag (R. Appelius). 120 Seiten, Preis 80 Pf. 
Ein Büchlein, welches einen wichtigen Teil der Krankenpflege in anregender Weise be 
spricht. Namentlich sind die Auszüge aus zahlreichen Briefen sehr dankenswert. Sie 
enthüllen üebelstände, die z. T. unglaublich scheinen. 
Der Augen Pflege in Haus und Familie. Gemeinnützige Winke zur Erhaltung 
der Sehkraft von Kgl. Sanitätsrat Dr. Katz. Berlin 1894. Verlag des Kinder-Augen- 
beim W., Potsdamerstrasse 29. 800 S. Preis 3 Mk. Es ist augenscheinlich ein wohl 
wollender Mann, der hier in volkstümlicher Sprache manchen guten Rat giebt; aber 
leider ist das Buch derart mit medizinischen Anschauungen durchsetzt, dass nur unter
	        
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