Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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Ob man sich vor oder nach dem Wasserbade längere Zeit in der 
Sonne „bäht“, ob man nur ein Sonnenbad, ein Lichtluftbad nimmt und 
das Wasserbad weglässt — das kommt ganz auf Neigung und Umstände- 
an und ist nebensächlich. Hauptsache ist. dass man die Sonne auf den 
unbekleideten Körper wirken lässt so oft und so viel man kann. Je 
weniger man bedeckt, desto besser. Die bestehenden Badeanstalten 
sollten von Anfang März bis Ende Oktober für Lichtluftbäder 
ausgenutzt werden. Wem das Wasser zu kalt ist, der bäht sich in 
einer windstillen Ecke in der Sonne. Die Badeanstaltsbesitzer würden 
eine längere „Saison“ haben und zufrieden sein. Wer eine solche Gelegen 
heit nicht hat, suche eine andere. Es führen viele Wege nach Bonn 
Ein durch genügend breite Leinwand abgegrenzter kleiner Teü des Gartens, 
ein einsamer Teü einer Waldschonung. „Jeder sehe, wie ers treibe, und“ 
— dass er nicht gekriegt werde. Man braucht nicht „im Holz spazieren“ 
zu laufen, braucht auch nicht jeden zum Vertrauten zu machen. Bei 
genügend warmem Wetter legt man sich aufs Plaid, bei weniger warmem 
macht man turnerische Bewegungen. Kein Mensch merkt’s. Wo ein 
Wille ist, ist auch ein Weg — selbst für Damen.. Wie ganz anders 
würden unsere Kinder gedeihen, wenn die Sonne mehr auf ihren Körper 
wirkte! Man sollte sie von klein auf mit in die Badeanstalten nehmen 
und sie dort unbekleidet sich sonnen lassen. Das Vergnügen! Die- 
kleinen Kinder der armen Landbevölkerung nehmen die Sonnenbäder 
unfreiwillig. Sie haben oft nicht viel mehr anzuziehen als das Hemdchen. 
Ach, und wie oft die sich erkälten — nicht wahr, lieber Leser! Im. 
Notfall kann man auch in einem nach Süden gelegenen Zimmer Licht 
luftbäder nehmen. So angenehm freilich ist’s nicht wie im Dreien. 
Worauf ist beim Lichtluftbade besonders zu achten? 
Man übertreibe es anfänglich nicht. Die Haut muss thätig und 1 
reaktionsfähig bleiben. Empfindliche Personen mögen zunächst das Hemd 
nicht ablegen und Sonne und Luft nur wenige Minuten auf den Körper 
wirken lassen. Wer an Blutandrang nach dem Kopfe leidet, schützt 
diesen durch einen leichten Strohhut. Die Sonne wirkt auch bei be 
decktem Himmel; doch thun Anfänger gut, zunächst nur bei Sonnen 
schein zu „baden“. Je kälter das Wetter, desto kürzer sei das Bad,, 
desto lebhafter bewege man sich. 2, 3, 4 Minuten genügen dann. Grade 
Nervöse werden von kurzen Lichtluftbädern (3, 4 Min.) auch bei kühlem 
Wetter grossen Vorteil haben. Abgehärtete „baden“ auch bei 3, 4° R, 
Nach solch abkühlendem Lichtluftbade erwärmt man sich durch einen 
kurzen Spaziergang. An warmen, sonnigen Tagen braucht man sich 
nicht ängstlich an die Minute zu binden. Das Wohlbehagen entscheidet. 
Nur der Anfänger darf auch dann nicht zu lange baden (10, 15 Min.). 
Bei grosser Hitze ist’s früh am angenehmsten. Bei warmem Wetter 
nimmt man sich, wenn es angeht, einen Krug laues Wasser mit und 
über giesst oder wäscht sich, sobald man schwitzt. Bei kühlem Wetter 
muss man von Zeit zu Zeit (wöchentlich einmal) ein kurzes Dampfbad 
(Bolnstuhldampfbad) nehmen, bis Stirnschweiss kommt, um die Haut 
thätig zu erhalten. 
Wer keine Luftbäder nehmen kann, setze wenigstens so oft ais 
möglich Unterschenkel und Eüsse der Sonne aus. Das kann jeder thun; 
da giebt’s keine Ausrede. 
Beim Spaziergange, bei der Arbeit im Freien gehe barhaupt, ziehe 
Jacke, Schuhe und Strümpfe aus und streife die Aermel hoch, um Sonne?
	        
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