Volltext: Der Naturarzt 1892 (1892)

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Aerzte-Elend. Die Presse bringt eine Statistik über das Einkommen der Berliner 
Aerzte. Man ersieht daraus, dass die enorme Ueberproduktion dieses modernen Artikels 
ein trauriges Proletariat schuf. Bei solchen Verhältnissen aber wird einem vieles klar, 
Jeder Mensch will leben, so auch jeder Arzt. Und wenn es sonst gar nicht mehr gehen 
will, dann wird einfach . . . geforscht und erfanden! 
Anticholerin nennt der bekannte schweizerische spritzlustige Professor Klebs 
den rach berühmtem Muster aus den Stoffwechselprodukten der Cholerabazillen her 
gestellten Stoff. Was sagen wir da? Stoff? Nein, Heilmittel! Bei der grossen Spritz 
probe im Eppendorfer Krankenhause in Hamburg sollen 17 pCt. Sterbefälle weniger 
vorgekommen sein. (?) Die Färb Warenfabrik in Höchst hat das Herstellungs-Patent er 
worben. Na, wenn erst wieder wie beim Antipyrin in der Influenzazeit 57 2 Millionen 
Mark Reingewinn verteilt sein werden — dann wird das Mittel sicher wieder . . . 
nichts taugen. Immer leben und leben lassen, sterben und sterben lassen! Das Geld 
will unter die Leute! 
Impfung und Reichsgericht. Herr Ernst Sonnemann, Redakteur des „Geraer 
Tageblattes“, hatte in einem Flugblatto Ratschläge erteilt, die schädlichen Folgen der 
Impfung abzuwenden. Er wurde wegen Aufforderung zum Ungehorsam gegen die 
Gesetze zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt. Die eingelegte Berufung wurde, wie die 
Lentz’sche Reichsgerichtskorrespondenz in Leipzig soeben mitteilt, vom Reichsgerichte 
verworfen, indem der Reichsgerichtsanwalt das Impfgesetz zugleich als Zwangsgesetz 
hinstellte. — Es nutzt ^mithin alles nichts als ein verzehnfachter erneuter Petitions 
sturm an den Reichstag. Möchten alle lauen Gesinnungsgenossen endlich einmal mit 
eintreten! 
Die „Volkszeltuug", welche den Fall Harnack gleichsam als sittliche That 
preist, bringt einen wütenden Artikel gegen Schweninger. 0 Inkonsequenz der 
Inkonsequenzen!! 
Bücherschau. 
Lehrbuch der Naturheilmethode. Von DDr. med. M. und 8. Böhm. Heft 11. 
Verlag von Tetzner & Zimmer in Chemnitz. Preis 1 Mark. 
Das vorliegende Heft 11, als erstes des zweiten Bandes, behandelt in ausführ 
lichster Weise die Krankheiten der Harnorgane, zeigt neben wissenschaftlicher Tiefe 
volkstümliche Anschaulichkeit und mustergiltigen Stil. Die beigegebenen zahlreichen 
Illustrationen sind wertvoll. Wir wünschen dem unsere Methode würdig vertretenden 
Werke, das, wie man uns berichtet, über alle fünf Erdteile Verbreitung gefunden hat, 
im Interesse der Sache die allergrösste Abonnentenzahl. Für diesen Preis kann Besseres 
nicht geleistet werden. Einbanddecke zu DDr. med. Böhm’s Lehrbuch der 
Naturheilnethode. Die Verlagsbuchhandlung hat zum I. Bande vorbesprochenen 
Werkes wahrhaft künstlerisch ausgestattete Einbanddecken fabrikmässig herstellen lassen 
und giebt dieselben ihren Abonnenten zu billigstem Preise ab. Es sind in der That 
Prachtbände! Welcher gebildete Mensch einem andern ein nützliches Werk als Weih 
nachtsgeschenk verehren will, der wähle den ersten Prachtband dieses Werkes; der 
selbe ist angethan, selbst Fürstentische zu zieren. 
L. Vierecks Notiz-Kalender der Naturheilkunde für das Jahr 1893. 
München, Seitz & Schauer. 
Dieses Taschennotizbuch enthält neben Vierecks Bildnis eine Anzahl lehrreiche 
Artikel über Gesundheitspflege und Krankenbehandlung. Es kann über unsere Sache 
nicht genug geschrieben und publiziert werden. Darum sei auch diese Erscheinung 
empfohlen. 
Meyers Kleiner Hand-Atlas. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig 
und Wien. Preis des Heftes 50 Pf. 
Auch die ferneren Hefte (6—17) müssen durchaus empfohlen werden. Die Aus 
führung der einzelnen Karten ist eine, bis ins kleinste Detail mustergiltige und wahr 
haft künstlerische. Dieser Atlas ist eines der besten und billigsten geographischen 
Orientierungswerke. — Die dazu gelieferte Einbanddecke ist schön, dauerhaft 
und billig. 
Die Cholera und ihre Behandlung mit Wasser von Dr. Joseph Schindler. 
Neue Auflage. Verlag von Josef Max & Co. in Breslau und Verlag von Betty Titze in 
Freiwaldau. Preis 30 Pf. 
Dieses Schriftchen ist die einzige schriftstellerische Leistung des grossen Wasser 
arztes Schindler in Gräfenberg und enthält lediglich die Pricssnitzsche Cholerabehandlung, 
wie sie Schindler bei seinem Antritt 1851 vorfand und dann in den Epidemien 1855 und 
1866 selbst mit grösstem Erfolge anwandte. Die Breslauer Ausgabe stellt sich mehr
	        
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