Volltext: Der Naturarzt 1892 (1892)

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unerbittliche Dämon, Lungenschwindsucht, seine Geissei auf die zurück 
gelassenen Kinder; von 4 zu 4 Jahren holte er sich eines dieser Opfer, 
nur die treue Mutter, welche noch heute lebt, blieb trotz innigen Verkehrs 
mit den Kindern von dieser Krankheit verschont, während eine sonst schein 
bar rüstige Nachbarsfrau, welche schon in ziemlich vorgerücktem Alter 
stand und die Pflege des letzten Sohnes übernommen hatte, nach kaum 
einem halben Jahre derselben Krankheit erlag. 
Eine andere urwüchsige Bauernfamilie verschwand in einem Zeit 
raum von 5 Jahren von der Bildfläche, obgleich man seit Menschengedenken 
in dieser Bauernfamilie die Lungenschwindsucht nicht kannte. Der etwas 
stolze, beiläufig bemerkt, einzige männliche Bauernsprosse heiratete ein 
blasses, wie sich später herausstellte, lungenschwindsüchtiges Mädchen, 
welches die Krankheitskeime ins Haus brachte, zunächst ihren Ehegatten 
ansteckte, welchem schliesslich der Vater, die Mutter und zu guterletzt die 
beiden, bis dahin noch gesunden und ausser dem Hause wohnenden Ge 
schwister, welche die Eltern in ihrer Krankheit bis zum Tode verpflegten, 
folgten. 
Cornet, dessen Buch: „Ueber die Tuberkulose“ ich jedem, der sich 
für diese Frage interessiert, empfehle, weist mit geradezu verblüffender 
Schlagfertigkeit auf die hohe Sterblichkeitsziffer an der Lungen 
schwindsucht unter den Kiankenpflegeorden hin, bei welchen die Sterb 
lichkeitsziffer an der Schwindsucht eine so grosse ist, dass man behaupten 
kann, das Loos einer Krankenpflegerin sei der frühzeitige Tod an Lungen 
schwindsucht. ^Dr. F. Engelmann will beobachtet haben, dass in einem 
Hause seit 8' Jahren kein einziger Lungenschwindsuchtsfall vorkam, 
während nachdem ein schwindsüchtiges Ehepaar dasselbe bezog und dort 
selbst verstorben war, nicht nur die diesen Leuten nachfolgenden Mieter, 
sondern auch ein Teil der übrigen Hausbewohner an derselben Krankheit 
erkrankten und ihr zum Opfer fielen, und zwar 12 in zwölf Jahren. 
Dr. Lehmann beschreibt in der „Deutschen medizinischen Wochenschrift“ 
1886 Nr. 13 folgenden Fall: „Im Jahre 1879 nahm in einer kleinen rus 
sischen Stadt ein an hochgradiger Lungenschwindsucht leidender Jude die 
Beschneidung von etwa 16 jüdischen Kindern nach dem bekannten jüdischen 
Ritus vor und saugte die Operationswunde an 10 Kindern mit dem Munde 
aus, während bei den übrigen die Wunde von anderen Personen ausgesaugt 
wurde. Von den 16 Kindern, welche der schwindsüchtige Jude beschnitten 
hatte, blieben nur diejenigen gesund, welchen er nicht die Wunde aus 
gesogen hatte, während die übrigen 8—12 Tage nachher in einer und 
derselben Weise erkrankten. Es bildeten sich an der Operationswunde 
kleine Knötchen, welche in flache Geschwüre übergingen, und nach drei 
Wochen schwollen bei allen 10 Kindern die Leistendrüsen an und gingen 
alle teils unter den Erscheinungen der tuberkulösen Gehirnentzündung, 
Eiterungen und Marasmus zu Grunde. 
Die Impftuberkulose, welche entweder durch verunreinigte Lymphe, 
durch die Impftechnik selbst, indem Giftstoffe an der Impflanzette haften 
bleiben, oder durch unreine Lymphe von Hause aus entstehen kann, ist 
gleichfalls ein Beweis für die Contagiosität der Tuberkulose. 
Ausserdem ist mir ein Fall aus der Litteratur erinnerlich, in welchem 
ein Professor, welcher sich mit bakteriologischen Tierversuchen beschäftigte, 
seinem Hausdiener, von dem er wusste, dass er ein Antikontagionist war, 
die strengste Weisung erteilte, seinen zu Experimentszwecken mit ver 
trocknetem Auswurf Lungenschwindsüchtigei* verunreinigten Versuchsraum
	        
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