Volltext: Der Naturarzt 1892 (1892)

104 
Wirst der Professor wieder grausige Bilder. Die Eiterung ergreife den Hand 
rücken, wie die Hohlhand. Er breche zuerst bei jenem durch, später auch tu der 
Hohlhand, und zwar entständendortmeistzahlreicheAufbrüche' ';tnan müsse v ieleEin- 
schnitte machen, — endlich stoße sich der brandige Teil der Sehnen vom 
Gesunden ab und könne mit der Kornzange herausgezogen werden, sehe wurm 
förmig aus, wovon der Professor den im Volke verbreiteten Namen „Finger 
wurm" ableitet. (Ich leite diesen Namen von den bohrenden und kriechenden 
Schmerzen ab, die nicht blos bei der Sehnenscheidenentzündung, sondern auch 
bei der Knochenhautentzündung auftreten und im Volke die Ansicht verbreiteten, 
daß dort ein „Wurm" im Finger nage.) „Dann schließen sich die Fisteln 
allmählich und der Finger bleibt steif." Oft aber sollen nach A. diese 
brandigen Etterprozesse selbst auf den Arm bis zum Ellbogen übergreifen 
und zwar zuweilen sehr rapide: „Heute hat man die Eiterung in der Hohl 
hand konstatiert, und morgen entdeckt man schon die tiefe Entzündung 
unterhalb des Ellbogengelenks. Daß der Zustand selbst auch lebens 
gefährlich ist, braucht nicht erst hervorgehoben zu werden!!!" Ja so etwas 
passiert auch nur der „wissenschaftlichen Chirurgie." Und doch soll nach 
Billroth die innere Medizin immer „chirurgischer" werden müffen! Viel 
leicht aber hatte Billroth bei diesem Ausspruche die „naturärztliche Chirur 
gie" im Auge! Dann könnten wir ihm beistimmen! 
Gießen, 1. März 1892. 
Ueber das Dampfbad im Haufe. 
Von Sanitätsrat Di. Btlfinger in Stuttgart. 
„Gebrauchen Sie einmal eine Kneippkur, oder versuchen Sie eS einmal 
mit einer Wasterkur!" diesen Rat kann man in gegenwärtiger Zeit dann und 
wann hören; ein Zeichen, daß die Hydrotherapie trotz des seitherigen Mangels 
eines besonderen Lehrstuhles immer mehr bei unserem Volke Eingang findet. 
Nichtsdestoweniger überkommt noch den und jenen bei solchen Worten 
ein geheimes Gruseln, denn die Meisten denken dabei noch immer infolge 
alter Reminiscenzen an eine forcierte Kaltwasserkur mit all ihren nerven 
erschütternden Schrecken, so wie sie von Prießnitz und seinen eisten Schülern 
angewandt wurde. Diese falsche Vorstellung über die Wasserkur sitzt noch in 
vielen Köpfen fest,) obgleich unstreitig das Vertrauen zur Wasterkur besonders 
seit dem Auftreten von Pfarrer Kneipp, sowie infolge der immer zahlreicher 
auftretenden Naturheilveretne in immer größere Volkskreise eingedrungen ist. 
Es ist nun aber höchst einseitig, wenn man unter Wasieranwendung sich 
immer nur die Anwendung von kaltem Wasser vorstellt, denn dar Wasser, 
dieses souveränste aller Heilmittel, läßt sich in allen möglichen Formen, inner 
lich und äußerlich: kalt, lau, warm und namentlich auch in Form von Dampf 
als zweckmäßiges Heilmittel verwenden. 
Die letztere Anwendung, die eigentlich erst seit neuerer Zeit häufiger zur 
Anwendung kommt, ist nun aber, natürlich in Verbindung mit den anderen 
Wafferanwendungen, eigentlich die allerwirksamste Form und kann zu den 
allerverschiedensten Zwecken mit thatsächlich großem Vorteil verwendet werden. 
Selbstverständlich sage ich dies nur unter der ganz bestimmten Voraussetzung, 
daß die Forderung, die für die Wasseranwendung überhaupt gilt: es darf 
nämlich das Wasser immer nur sachgemäß und entsprechend dem einzelnen 
Falle zur Anwendung kommen, für die Dampfanwendung erst recht doppelt 
und dreifach gilt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.