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dann wird man sich nicht mit Titeln und wiffenschastlicher Kleinigkeitskrämerei
heilen lassen wollen, sondern man wird von praktischen Heiikünstlern nach ein
fachen Naturgesetzen auf leichteste, billigste und schnellste Weise auch wirklich ge
heilt werden. Es soll niemand klagen, daß es schlimm in der Welt hergehe.
Die Menschen wollen es ja nicht anders. Der Wille regiert die Welt! sagt
Ibsen. Philo vom Walde.
Hütet euch vor den falschen Propheten!
Von der Redaktion.
Vorigen Herbst hielt ein gewisser Herr Dr. med. Prager aus Nortorf
in Holstein im Hallener Naturheilverein einen Vortrag, in welchem er
gegen die Laien-Naturärzte arg zu Felde zog und eine Anzahl Medika
mente als „unentbehrlich“ hinstellte. Unser Gesinnungsgenosse, H. Guido
Pickert, trat ihm entgegen und führte ihn auch später in seinem „Zu
kunftsarzte“ gebührend ab. Zur selben Zeit schrieb Herr Dr. Prager an
die Redaktion des „Naturarzt“ die unterthänigsten Briefe, bot ihr seine
Mitarbeiterschaft an und empfahl sich als Vortragender. Durch die
Hallener Vorgänge aufmerksam gemacht, legten wir dem Manne unseren
Standpunkt in einem längeren Briefe klar, worauf eine ausführliche Ant
wort folgte, welche folgende Kristallisationspunkte Herrn Dr. Pragers aus
der fast unleserlichen Schrift doch deutlich hervortreten liess: „Ich ver
trete die wissenschaftliche Naturheilkunde. Wenn Sie mich per
sönlich kennen lernten, würden Sie sehen: dass ich ganz Ihr Mann bin.“
Nein, Herr Dr. Prager, für derartige Beleidigungen müssen wir danken! Unser
letzter Anwortbrief an ihn war dermassen gehalten, dass zwischen Nortorf
und Neisse keine Post mehr verkehrt. Dabei würden wir es belassen
haben, denn solche Duelle hinter den Coulissen gehören zum täglichen
Brote eines Redakteurs.
Da aber kam unser verdienstvoller Mitstreiter, Herr Ingenieur Born-
Magdeburg, mit einem Briefe an den Bundesvorstand und machte ent
rüstet auf die Dr. Prager’sche Schrift: „Die Vor- und Nachteile der Natur
heilkunde“ aufmerksam. Wäre uns dieselbe nicht zufällig hier zur Ansicht
gesandt worden, so hätten wir sie wie s. Z. die Dr. Axel-Winkler’sche
(Dr. Alanusü) über die Dampfbäder unbeachtet gelassen; denn solchen
Schund mit unserem guten Gelde zu unterstützen — soweit geht unsere
Feindesliebe nicht.
Wenn man die Dr. Prager’sche Schrift liest, so traut man seinen
Augen kaum. Derselbe Mann, der an unsere Thüren anklopft und vor-
giebt, ganz auf unserem Standpunkte zu stehen, kämpft in der hämischsten
Weise gegen unsere Bestrebungen. Was uns ein Herr Dr. Prager sagen
will: dass z. B. zum Naturarztsein Wissen etc. gehört, das ist uns
längstens mundgerecht. Das haben wir ja auch durch Einsetzung der
Prüfungs-Kommission, über die sich Herr Dr. Prager nur geringschätzig
auslässt, doch wenigstens einigermassen sogar zu bethätigen versucht.
Dass aber Wissen und Können in gleichem Verhältnis ständen, wird
wohl niemand behaupten. Bei unseren Aerzten ist fast das direkte Gegen
teil der Fall. Kein Kranker wird vom Wissen, sondern vom
Können des Arztes gesund. Die Diagnose spielt natürlich in dem
Dr. Prager’schen Buche die Hauptrolle. Dieser Punkt kommt uns nach
den vielfachen haarsträubenden Erfahrungen zu nichtig vor, als dass wir
erst darauf eingingen; unsere frühere „Zeitschrift“ hat aus der Feder