Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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wohl nicht S. 65 von ihm heißen: „für wärmere Sitzbäder und Dämpfe 
jedoch war er als echter „Puritaner" der echten Pricßnitzffchen Heilslehren 
nicht zu gewinnen I" Eben diese würden ihm seine entsetzlichen Blasenleiden zu 
nächst gelindert. später geheilt und ihn endlich auch zur Erkennung von 
deren Hauptursache geführt haben. 
Denn wir glauben nicht zu irren, daß in der Gewohnheit, sich täglich 
kalt zu waschen, womöglich naturkalt, sein Blasen- und das ihm sicherlich 
bei genauer Untersuchung zugesellte Nierenleiden wurzelte. Ich habe nun 
schon eine aanze Anzahl starker und hochgewachsener Männer kennen gelernt, 
welche der Gewohnheit, sich täglich, im Winter sogar auf kalter Stube, mit 
naturkaltem Wasser den ganzen Körper zu waschen, schwere Nieren- und 
Blasenleiden verdankten, von denen sie in Karlsbad zwar Linderung, aber keine 
Heilung fanden, während die Verminderung allgemeiner Waschungen in Zahl 
und Temperatur und deren Vornahme auf gewärmter Stube (im Winter) 
im Verein mit mehr oder weniger Fleischentsagung volle Heilung brachte. Da 
ich selbst während vieljähriger Gewohnheit solcher übertriebener Abhärtungs 
waschungen Anfänge solcher. Nieren- und Blasenleiden verspürte, welche mit 
Aenderung jener Gewohnheiten spurlos vergingen, so bin ich schon manchmal 
in der Lage gewesen, solchen Wasserpuritanern, a la Schindler, guten und erfolg 
reichen Rat zu erteilen. Er gipfelt darin, bei kalter Außentemperatur Ganz 
abwaschungen des Körpers auf 2—1 mal wöchentlich zu vermindern, sie 
mit temperiertem Wasser (16—18 0 E.) je nach der Konstitution) auf warmer 
Stube (16—18" E.) vorzunehmen, durch leichte gymnastische Uebungen für 
baldige volle Hautwärme zu sorgen und dann erst weiteren Beschäftigungen 
nachzugehen. Mit ganz kalten Waschungen sollte man im Winter nur die 
stets freigctragenen Hände, Gesicht und Hals behandeln. 
Zu kalte und zu oft wiederholte Waschungen des ganzen Körpers er 
schöpfen dessen Wärmevcrmögen, unterdrücken die Hautausdünstung auf zu 
lange Zeit und strengen dadurch eben Nieren und Blase, welche dann 
die Kohlensäure, verschiedene Salze, den Harnstoff und die Ptomalne 
(Leichenstoffe), welche sonst durch die Haut entweichen, vorzugsweise ab 
führen müssen, besonders an. Dampfstuhlbäder (auch Canitz'sche Bett 
dampfbäder) und Rumpfbäder milder Temperatur (22—24° E.) nach Kühne 
bilden das beste Gegenmittel gegen bereits vorhandene Schädigungen. 
So glauben wir denn, daß auch Schindler einer zu Unit getriebenen Pietät 
gegen seinen Meister und einem gewissen mechanischen Methodismus seines 
eigenen Systems zum Opfer gefallen ist. 
Wie dem auch sein möge, sein Streben war redlich, sein Wille gut, 
und beide haben in Verbindung mit Einsicht und Erfahrung in Tausenden 
von Fällen ausgereicht, Leben und Gesundheit zu erhalten bezw. letztere wieder 
herzustellen. Ehre dem redlichen und aufopferungsvollen Arzte! 
Friede seiner Asche! 
Das Buch ist ein echtes Denkmal wahrer Freundschaft und aufrichtiger 
warmer Verehrung des Verstorbenen. Die Sprache ist einfach und edel, der 
Inhalt voll von verstreuten Winken und Weisungen für jeden erfahrenen Natur 
arzt, um so wertvoller, als Schindler selbst niemals ein Tagebuch über seine 
vielen Kuren und Erfolge, seine beobachteten Regeln und Grundsätze geführt. 
Für die Widerlegung des vielfach von Medizinern früher verbreiteten Ge 
rüchts, Schindler sei ein Jmpfanhänger gewesen, gebührt dem Verfasser be 
sonderer Dank. 
Einen kleinen Irrtum litterarischer Natur wollen wir berichtigen. Die von 
Schindler und dem ihm im Tode lange vorausgegangenen vr. med. v. d. Decken
	        
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