Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

reines, kühles Wasser ist gewiss das naturgemässeste Getränk für Fieber 
kranke; ausserdem sind Auflösungen von Himbeersaft und anderen Frucht- 
säften, besonders Citronensaft, in Wasser, sowie etwas Hafer oder Gersten 
schleim am meisten zu empfehlen. Wo Verlangen danach vorhanden ist, 
können auch Milch und leichte Milchsuppen dargereicht werden; Obst wird 
von Fiebernden meist gerne genommen und kann in frischem oder ge 
kochtem Zustande gegeben werden, auch eingemacht, vorausgesetzt, dass 
hierzu nicht Essig in grösseren Mengen verwendet worden ist. Heidel 
oder Blaubeeren als Muss und mit Zucker angesüsst, sind sehr zu 
empfehlen. 
Ist der Appetit nicht gänzlich aufgehoben, oder beginnt er mit Nach 
lass der Krankheitserscheinungen sich wieder etwas zu regen, so können 
zu dem bereits genannten andere leichtverdauliche Nahrungsmittel hinzu 
treten, ausser Milch und Milchsuppen, Buttermilch, Sauermilch, Milchkäse, 
Weissbrot, Schrotbrot, auch mit etwas Butter, Bretzeln, Zwieback und 
leichte Mehlspeisen mit Obstsaft. Wenn dieselben zu beschaffen sind, so 
ist der Genuss leichter frischer Gemüse sehr zuträglich, auch ist 
jetzt ebenso wie vorher auf den zeitweiligen Genuss guten Obstes Wert 
zu legen. 
Schwarzbrot, Kartoffeln, auch Eier, letztere am besten in weichge 
kochtem Zustande, dürfen genossen werden, jedoch nur in sehr mässigen 
Mengen. 
Gänzlich zu verwerfen ist der Genuss von Fleisch und Fleischspeisen, 
überhaupt von allen den Stoffen, welche von einem getöteten Tiere irgend 
welcher Art abstammen. Diese Stoffe enthalten stets ausscheidungsbe 
dürftige, zersetzte Stoffwechselprodukte in grösseren Mengen und können 
daher dem Körper des Erkrankten, dessen ausscheidende Thätigkeit schon 
durch die in seiner Säftemasse enthaltenen Krankheitsstoffe in erhöhtem 
Masse in Anspruch genommen ist, nur eine vermehrte Arbeitslast auf 
bürden. Aus denselben Gründen ist auch der Genuss von Käse irgend 
welcher Art, da auch in diesem stets gewisse Zersetzungen der Eiweiss 
stoffe stattgefunden haben, zu untersagen; ausgenommen ist nur der 
bereits genannte, frisch zubereitete, sogenannte Milch- oder Quarkkäse. 
Alle Nervenreizmittel, wie Kaffee, Thee, alkoholische Getränke, so 
wie die auch in dieser Beziehung schädliche Fleischbrühe, müssen bei der 
Behandlung eines Diphtheritiskranken in Wegfall kommen; diese Stoffe 
vermögen zwar nach ihrem Genuss die Thätigkeit des Körpers für eine 
gewisse Zeit zu erhöhter Leistung anzufachen und daher für eine Weile 
über bestehende Schwächezustände hinwegzutäuschen; aber je mehr die 
Thätigkeit angespornt wird, um so eher müssen die noch vorhandenen 
Körperkräfte der erhöhten Arbeitsleistung unterliegen; der erhöhten 
Leistung folgt nur allzubald eine um so grössere Ermattung und Schwäche, 
und der Tod infolge Erschöpfung und Herzlähmung, welcher bei dem Be 
harren der Körperthätigkeit auf einer gewissen Mindestleistung vielleicht 
hätte vermieden werden können, wird durch den Genuss genannter Nerven 
reizmittel nicht nur nicht hinausgeschoben, sondern eher beschleunigt oder 
geradezu herbeigeführt. 
Wenn bei jedem Kranken die Sorge für den steten Genuss reiner, 
frischer Luft eines der Haupterfordernisse für die Herbeiführung einer 
möglichst baldigen Genesung ist, so ist dies bei einem Diphtheritiskranken 
in um so höherem Masse der Fall, als durch die Ausatmungsluft und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.