Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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schon einmal einen Bericht über einen Mißerfolg bei dieser oder jener Kur zu Gesichte be 
kommen? Noch nicht? Ich auch nicht. Und doch geht die Zahl dieser Mißerfolge ins Un 
geheure, wie jeder erfährt, der, wie ich, Jahr für Jahr Heilanstalten aufsucht, Augen und 
Ohren offen und daneben einen großen Briefwechsel unterhält. Wenn wir auch einen nicht 
geringen Teil dieser Mißerfolge auf Rechnung mangelnder Beharrlichkeit in der Verfolgung 
der Kur, unrichtiger und zu kurz dauernder Anwendung derselben u. a. setzen müssen, so 
bleiben doch noch so viele Mißerfolge übrig, daß sie die Zahl der Erfolge außerordentlich 
übersteigen. Könnten wir z. B. bei allen jenen anklopfen, die die Kuhnekur durchgemacht 
haben, so würden wir, ich bin dessen gewiß, so viele Mißerfolge antreffen, daß die paar Er 
folge dagegen ganz perschwinden. Daß über jene gewiß nichts in die Oeffentlichkeit dringt, 
das ist unzweifelhaft die Ursache, daß das Kuhneverfahren eine solche Ausbreitung gewinnen 
konnte. Wenn unablässig die Reklametrommel gerührt wird und niemand da ist, der auch 
einmal hinaus ruft: „Nehmt Euch in acht, die Sache ist anders!" so glaubt schließlich jeder 
mann den Verheißungen, namentlich aber der arme, zwanzigmal getäuschte und dennoch 
immer wieder vertrauende Kranke. Heraus mit den Mißerfolgen, und der Kuhnerummel ist 
zu Ende! 
Und doch — wird der geschätzte Leser bei sich denken — ist der schließliche Erfolg der 
einzige Maßstab dafür, ob eine Sache an sich gut war, und ob wir sie richtig angepackt. 
Wir dürfen daher Heilberichten nicht, wie es manche, namentlich Aerzte thun, all und jeden 
Wert absprechen. Was könnten wir an die Stelle des Erfolges setzen, um nur mit einiger 
Sicherheit daraus Schlüsse ziehen zu können? 
(Schluß folgt.) 
Ueber Wesen, Ursachen und Entstehung, Verlauf, 
Behandlung und Verhütung der Diphtheritis. 
Von Dr. med. Martin-Meiderich a. Rhein. 
(Schluss.) 
Man erreicht den beabsichtigten Zweck am sichersten durch einen 
kühlen Halsumschlag, welcher mit einem 4—6 fach gefalteten, in Wasser 
von 12—15 Grad ausgerungenen Leinwandstücke gemacht wird; der Um 
schlag wird, sobald er sich erwärmt, was je nach der Wärmeabgabe des 
Kranken nach Ablauf von 10—20 Minuten stattfindet, gewechselt und 
bleibt am besten entweder unbedeckt, oder wird nur mit einer dünnen 
trocknen Leinwandlage umgeben. 
Bei Erwachsenen wie bei bereits etwas älteren Kindern, welche die 
hierzu erforderliche Geschicklichkeit besitzen, kann man auch durch 
Gurgeln mit Wasser von 18—20 Grad einen schnelleren Nachlass der 
örtlichen Erscheinungen erzielen. Wird dieses mehrmals hintereinander, 
in nicht zu grossen Zwischenpausen ausgeführt — und man kann es vor 
nehmen lassen, so oft es der Kräftezustand des Kranken gestattet — so 
wird hierdurch die Blutzufuhr zu den Schleimhäuten verringert, die ent 
zündliche Schwellung vermindert und durch die Anregung einer normalen 
Schleimhautthätigkeit wie durch die mechanische Wirkung der Wasserbe- 
spülung die Loslösung und Abstossung der Beläge beschleunigt. Solchen 
Kranken, welche sich, ohne erregt zu werden, in den Mund fahren lassen, 
reinige man öfter den Mund mit dem Finger, den man mit einem feuchten 
Leinwandläppchen umhüllt hat. Auch Zuckereinstäubungen wirken auf die 
Pilzwucherungen vernichtend ein. Zucker ist als diätetisches Aetzmittel 
nicht zu unterschätzen* 
Eine wichtige Bolle bei der Behandlung der Diphtheritis wie aller 
übrigen Erkrankungen spielt eine sorgfältige, zweckdienliche Auswahl der 
Speisen und Getränke. In der Mehrzahl der Erkrankungsfälle, namentlich 
hei Bestehen von Fieber, liegt anfangs der Appetit gänzlich darnieder, die 
Patienten haben nur ein vermehrtes Durstgefühl, und man thut daher 
gut, sich auf die Verabreichung von Flüssigkeiten zu beschränken. Frisches,
	        
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