Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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erfolgreichste. Seine Ausdauer sollte belohnt werden. Infolge der aus 
geführten Reibungen und Drückungen, die er noch mit entsprechenden Sitz 
bädern verband, war nicht nur die Kindeslage zur Geburt eine richtige 
geworden, sondern auch die Gebärmutter- und Bauchmuskulatur hatte sich 
trefflich gekräftigt. Die Frau brauchte diesmal keinen Doktor, weil ihr Mann 
selbst ein so trefflicher Arzt gewesen. Sie hat auch in Zukunft keinen mehr 
gebraucht. Damals kam schnell und leicht ern Töchterchen zur Welt, das heute 
ein blühendes Mädel geworden ist. 
Ja, ein solcher Mann ist ein Vorbild für viele! Er hat seiner Frau 
mehr und besseres gethan wie der Arzt, der, nachdem er sie entbunden, An 
weisungen hätte geben müssen, wie man in Zukunst ähnlichem vorbeugen 
könne. Er hat sie aber nicht gegeben, vielleicht wußte er es nicht, oder wollte 
es nicht, vielleicht auch hielt er es nicht für nötig. Wie hätte auch ein ein 
facher Mensch, der blos ein armer Strumpfwirker war, das begreifen können! 
Doch ist das gerade die schönste, die ideale Aufgabe des Arztes, 
aufzuklären, sich selbst nach Möglichkeit entbehrlich zu machen. Wir sollen 
vor allem Lehrer und Wächter der Gesundheit sein, das Kurieren kommt erst 
in zweiter und dritter Linie. Und wer so denkt, wird auch ein guter Arzt 
werden! Das heranwachsende Geschlecht muß so erzogen werden, daß ein jedes 
die Befolgung der Gesundheitslehrcn als eine Pflicht ansieht, die es zum Wohle 
der Gesamtheit erfüllt. 
Immer und immer wieder vergeffe ich mich, komme auf allgemeine Dinge 
zu sprechen. Ich muß Dich, lieber Le^er, deshalb um Nachsicht bitten, es 
liegt mir so vieles am Herzen, was Nutzen bringen soll, und so eilt die Feder 
den springenden Gedanken nach! 
Mit dem heute Geschilderten habe ich nur einen von den vielen Punkten 
etwas heller beleuchtet. Ueber so manches, was hier noch in Frage käme, läßt 
sich in öffentlichen Blättern nicht sprechen, cs gehört in die Sprechstunde des 
Arztes oder in Fachschriften, die nur dem einen besonderen Zweck dienen. 
Aber andeuten möchte ich kurz noch Verschiedenes. Eine der lästigsten Be 
schwerden während der Schwangerschaft ist das meist in der ersten Hälfte der 
selben auftretende Erbrechen, das besonders früh bei nüchternem Magen sich ein 
stellt. Daß dagegen keine Arznei hilft, brauche ich,nicht eist zusagen. Im 
Gegenteil, ist es Pflicht der Frauen gerade jetzt, wo sie die Verantwortung 
für ein zweites Leben mit tragen, alles zu vermeiden, was dies letztere irgend 
wie schädigen könnte. In leichteren Fällen wird Abhilfe erreicht durch zeit 
weise ruhiges Liegen, durch häufige, kleine Mahlzeiten, statt der drei großen, durch 
den 22—24° Leibumschlag und durch laue Sitzbäder. Ist das Brechen stärker, tr tt 
es nach jeder Nahrungsaufnahme ein, so versuche man DampfkomprcssenaufMagen- 
gegend und Unterleib. Selbstverständlich muß jederzeit für geregelten Stuhl 
gang gesorgt werden, denn jene Massen, welche den Mastdarm anfüllen, üben 
einen ziemlich heftigen Reiz auf die direkt davorliegende, geschwellte und jetzt 
besonders reizbare Gebärmutter ails. 
Es liegt die Vermutung nahe, daß durch das mit dem Brechen verbundene 
Würgen eine frühzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft erfolgen könnte. 
Hier kann ich vollständig beruhigen. Die Erfahrung hat das Gegenteil gelehrt, 
und nur ganz ausnahmsweise sind solche Fälle in der Litteratur verzeichnet. 
Die Gefahr des Erbrechens liegt ganz wo anders. Wird nämlich dasselbe so 
heftig, daß jede Nahrungsaufnahme unmöglich wird, daß dabei die be 
treffende Frau in ihren Kräften ganz hcrabkommt, dann haben wir einen Fall, 
der wegen der direkten Lebensgefahr die künstliche Unterbrechung der Schwanger 
schaft nötig macht. Hier hilft die Natur wiederum sich selbst des öfteren da
	        
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