Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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mit Tod ausgehende Operation) zurückgegangen sei, während er in der Vor- 
Lister'schen Zeit ppr. 45 - 50 % betragen habe. Man steht, Prof. Albert 
schreibt die neuere günstigere Ziffer der .Antisepsis" zu. von der wir, und 
sicher auch Sie, Herr Dr. Schulze nichts halten. Den glücklichen Ausgang 
aller fünf von Ihnen vorgenommenen Operationen glaube ich zum Teil 
entschieden darauf zurückführen zu dürfen, daß Sie sich eben nur einer so 
genannten aseptischen (Fäulnis verhütenden) Behandlung mit Wasser bedient 
haben. — 
Nun steht dem in Tod ausgegangenen Falle eines eingeklemmten Bruches 
bei Naturarzt Meltzer, über deffen Behandlung wir nichts Näheres wiffen, als 
daß nicht operirt wurde, der von seiten der Redaktion in Anmerkung auf 
S. 74 angegebene Fall von Heilung eines eingeklemmten Bruches, wo es 
schon zu Kothbrechen gekommen war, so wie der von G. Weicker geschilderte 
schwere Fall einer Wöchnerin entgegen. Letzteren will ich so kurz als möglich 
zum Nutzen und Frommen der Leser des Naturarzt hierhersetzen, da er 
mir mustergültig für die naturgemäße Behandlung solcher schwierigen Fälle 
erscheint. " (Fortsetzung folgt). 
Ueber Wahnsinn. 
Von Sanitätsrat Dr. Bilfinger in Stuttgart. 
Zur Geißel der modernen Gesellschaft gehört die stete Zunahme der Geisteskrankheiten. 
Von den Irrenärzten wird zwar vielfach geltend gemacht, es habe früher ebensoviele Geistes 
kranke gegeben wie jetzt, man habe aber damals von denselben weniger Notiz genommen. 
Es mag daran etwas Wahres sein; im allgemeinen wird aber die erschreckende Zunahme 
dieser Art von Erkrankungen sich nicht wegleugnen lassen. Es ist dies auch bei der der Natur 
entfremdeten Gestaltung des modernen Lebens, zumal in den großen Städten mit ihrem rast- 
und ruhelosen Treiben, durchaus erklärlich. 
Gründlich kann deshalb gegen diese Uebel nur die Rück- und Umkehr zur Natur, das 
ist zu einer naturgemäßeren Ordnung sämtlicher Lebensverhältnisse in unserer Gesellschaft, 
Hilfe schaffen. 
Sind aber derartige Erkrankungen einmal in die Erscheinung getreten, drnn kann auch ich 
auf Grund verschiedenster Erfahrung vor der Anwendung der in der Giftmedizin gebräuch 
lichen Mittel: Morphium, Chloral und ähnlichen nur eindringlichst warnen, da dadurch in 
den meisten Fällen nur traurige Endresultate geliefert werden. Aufs wärmste dagegen kann 
ich in diesen Fällen, wenn sie anscheinend auch noch so verzweifelt aussehen, eine ver 
trauensvolle, aber sachgemäße Anwendung der Naturheilmethode empfehlen, da ich hievon 
wunderbar rasche Heilungen erlebt habe. 
Einige Krankengeschichten aus meiner jüngsten Erfahrung mögen hiervon Zeugnis 
ablegen. 
Zunächst einmal ein Beispiel, wie man es nicht machen soll. 
Ein Studiosus medic. von kräftigem herkulischem Körperbau aus durchaus gesunder 
Familie, in der noch nie ein Fall von Geisteskrankheit, soweit bekannt, vorgekommen war, 
erkrankte kürz vor seinem medizinischen Staatsexamen an einem akuten Tobsuchrsanfall. Der 
Kranke war kurz zuvor nach einem einjährigen Studienaufenthalt in Berlin, wo er sehr 
enthaltsam gelebt und viel studiert hatte, nach Tübingen wieder zurückgekehrt, bereitete sich 
hier vollends auf das Staatsexamen vor und erkrankte da plötzlich nach einem Kneipabend, 
auf dem es infolge eines Loosgewinnstes etwas hoch herging, wie aus heiterem Himmel an 
einem akuten Tobsuchtsanfall. Er zertrümmerte die Fenster, sprach von Kant, Plant, Hegel, 
und konnte nur mit Mühe von seinen Kameraden gebändigt werden. 
Der zugezogene Arzt wußte keinen anderen Rat, als daß der Kranke sofort in eine 
Irrenanstalt verbracht würde. Leider wurde mir der Fall zur Begutachtung von einem 
Verwandten des Kranken erst dann vorgetragen, als dies schon geschehen war. Sofort erklärte 
ich, damit hätte es nach meiner Meinung keine solche Eile gehabt; ich fürchtete, der junge 
Mann werde bei der in der Irrenanstalt gebräuchlichen Medizinbehandlung am Ende nicht 
mehr ganz gesund aus der Anstalt herauskommen. 
Leider bestätigte sich diese Vorhers.ge im traurigsten Umfange. 
Nach einem halben Jahr, als es mit dem Kranken nicht besser werden wollte, bat 
mich sein Vater, ich möchte einmal persönlich nach ihm in der Anstalt sehen.
	        
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