Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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gemeinverständlich auszudrücken und zugleich so, daß meine Ausdrucksweise auf 
alle Fälle von Brüchen bezw. eingeklemmten Brüchen paßte. 
Hätte ich blos an Zerreißungen des Bauchfells gedacht, so würde ich 
mich dieses Ausdrucks bedient haben; so aber glaubte ich mich berechtigt^ die 
„Ausstülpung", mit welcher das Bauchfell in den Leisten-, bezw. in den 
Schenkelkanal hinabsteigt, auch als eine Oeffnun g zu bezeichnen. Denn eine 
Sackgasse ist doch auch immer noch eine Gasse. Es lag mir fern, aus 
anatomische Einzelheiten eingehen zu wollen, welche meiner Ansicht nach für 
die „naturgemäße" Behandlung von Brüchen ziemlich gleichgiltig sind und 
von dem größten Teile des Lesepublikums des Gesundheilskalenders doch nicht 
verstanden worden wären. 
Andererseits erscheint ja natürlich dem Doktor msäioinao die „Diagnose" 
und der anatomische Befund vielleicht wichtiger, uns Anhängern der Naturheil 
methode, die wir so manches heilen, ohne auch nur zu wissen, „was cs ist" 
dagegen die Heilung bezw. die naturgemäße Hilfe. 
Akt nehmen muß ich aber davon, daß auch Sie zugeben, daß „es gefähr 
licher sei, ein ungeeignetes Bruchband, als gar keins zu tragen", so wie 
daß, wenn die „den Kreislauf störende, Brand erzeugende Einklemmung nicht 
bald aufgehoben wird, dann in den meisten Fällen schon in ein paar 
Tagen der Tod eintritt, oder sich ein „künstlicher After" oder eine „Kotfistel" bildet. 
Im Gesundticitskalender von 1890 aber führen Sie selbst an, daß bei 
der hochseligen Königin Elisabeth von Preußen sich letztere „infolge der 
Operation" bildete, was doch auch gegen und nicht für die von Ihnen be 
fürworteten Operationen spricht, weshalb Sie das nach Ihren oben bezüglich 
des Falles Meltzer mir gegebenen Ratschlägen auch nicht hätten erwähnen dürfen. 
Wenn eS nun richtig ist, daß im Falle eines schlimmen Ausganges der Tod 
in „einigen Tagen" eintritt, so kann doch ein Verfahren, welches, wie das 
von mir im Gesundheitskalender 1891 geschilderte, in 24 Stunden ohne alle 
Ueberanstrengung des Kranken durchprobiert werden kann und welches, worüber 
Erfahrungen ja vorliegen, in den Fällen, wo dieses geschehen ist, bis jetzt volle 
Heilung auch dann ergeben hat, wenn schon mehrere Tage unter vergeb 
lichen und zum Teil sogar anerkannt verkehrten medizinischen Maßregeln 
verflossen waren, wohl an und für sich keine Gefahr mit sich bringen, wenigstens 
keine andere, als die, daß die Operation und der Operateur über 
flüssig werden.*) 
Die Vermutung aber, daß durch richtige Behandlung jedes vortretenden 
Bruches besten Einklemmung überhaupt vermieden werde, gewinnt bei mir an 
Wahrscheinlichkeit, wenn ich bedenke, wie ich in der Lage gewesen bin, teils bei 
frisch entstandenen, — der Angabe und der Wahrscheinlichkeit nach — teils bei 
schon früher vorhanden gewesenen und nach Ablegung des Bruchbandes wieder 
vorgetretenen Brüchen durch meinen einfachen Rat, dicke Kompressen (8- bis 
12 fache Leinwand) in Master von 20 °R. getaucht und stark ausgerungen, auf 
zulegen und das Bruchband bezw. eine breite Leinwandbinde mit mäßigem 
Druck darüber anzulegen und in der Rückenlage bis zum Zurücktreten des 
Bruches zu verharren, alles zu erledigen. Bezüglich des Bruchbandes, 
wo ein solches schon getragen worden war, habe ich niemals den Rat gegeben, 
dasselbe sofort abzulegen, vielmehr den umgekehrten, es fortzutragen und 
darunter an der Bruchstelle eine in narurkaltem Master genäßte Kompreste von nur 
Lfacher Leinwand anzubringen, diese nach völligem Trocknen möglichst wieder zu er 
neuern. Ein ähnliches Verfahren habe ich auch nach Beseitigung eines frischen 
*) Herr Naturarzt Jentz sch- Leipzig theilt uns mehrere „aufgegebene" Bruch-Fälle mit, 
wo unsere operationSlose Heilkunde Rettung brachte. (Di: Red.)
	        
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