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Besonders zu Lanken ist es ihnen in letzterer Beziehung, daß sie auch dem Vegetarismus
ihre Schranken zur öffentlichen Behandlung öffnen. Und überall finde ich in den Vereinen
Degetarische Gesinnungsgenossen.
Zur mündlichen Aussprache (auf Deutsch „Diskussion"!) zeigt sich meist wenig
Neigung, vielmehr zu schriftlichen Anfragen, deren oft viele einlaufen und den Abend um
ein bedeutendes verlängern. Meist sind sie berechtigt und sachgemäß, manchmal freilich auch
noch von dem alten Geiste eingegeben, welcher meint, mit einem Wörtlein oder einer
Vorschrift, vielleicht sogar einem Rezipe bequem und billig, ohne selbst viel denken un
zu müssen, von Uebeln loskommen zu können, die sich einer wohl durch langjährige
der Lebenswese angezüchtet hat. Und dies auch an Plätzen, wo unsere Sache durch
heilkundige vertreten wird.
Merkwürdigerweise ist eine Lebensfrage des Volkes, „die Zwangsimpfung", gerade
kein volkstümliches Thema. Das Volk hat sich, so scheint es. nachgerade einer dumpfen
Ergebung in das Unvermeidliche ergeben. Indessen wird wenigstens gehandelt in dieser
Sache; davon zeugt der Petitionssturm *) gegen den Impfzwang, der nicht umsonst sein wird.
Wiederholt wurde an mich die'Anfrage gerichtet, ob es wahr sei, daß der Kaiser seine Kinder
und Fürst Bismarck seine Enkel nicht habe impfen lassen. Es giebt darauf
Antwort: Wohl uns, wenn wir so erleuchtete Männer an der Sprtze des Staates
sie ihre Kinder der künstlichen Verseuchung entziehen!
Alles in allem bringe ich von meinen Vof tragsreisen im allgemeinen angenehme Ein
drücke mit nach Hause. Die Sache geht vorwärts, wenn auch nicht im Sturm, aber sie
dringt vor und ein, in die Breite und in die Tiefe; und man darf hoffen, daß die aus
gestreuten Samenkörner, wenn nicht immer gleich, so doch nach einiger Zeit aufgehen und Frucht
treiben werden. Wer will die Geschichte der menschlichen Gesittung und Aufklärung statistisch
nachweisen? Man halte sich an die Hoffnung: Etliches fiel auf gutes Land und
brachte Frucht.
Diese Zuversicht, dieser vorausschauende Idealismus muß uns in der Gegenwart erfüllen
und aufrecht erhalten. Wir vertreten die Gedanken jener zukünftigen Gestaltung der Dinge,
welche früher oder später den Widerstand der dumpfen Welt überwinden werden. Dem giebt
Rücken in folgenden Versen Ausdruck:
Zwei Kampsparteien stehen im Feld der Gegenwart,
Gewaffnet jede mit besonderer Waffenart.
Wie heißen die Parteien? Und worum ist der Streit?
Die „Zukunft" heißen sie und die „Vergangenheit."
Die kämpfet fürs „Bestehen" und jene für das „Werden."
Wer prophezeit, wie es mit ihnen wird auf Erden?
In ihrem Namen ist der Ausgang prophezeit:
Nie hielt noch vor der Zukunft Stand Vergangenheit!
Aus den Naturheilanstalten.
Kurberichte aus der Stiftung von Zimmermannsche Naturlieilanstalt
zu Chemnitz.
Nervosität mit Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Magen- und
Verdauungsbesch werden.
Fräulein M. aus G. war längere Zeit schon an Magenleiden, verbunden mit
Aufstossen, Druck in der Magengegend, Säurebildung etc. erkrankt, sie klagte ebenfalls
über Kopfschmerzen, grosse Erregbarkeit, kalte Füsse, Schlaflosigkeit etc.
Patientin bekam wegen ihrer Verdauungsbeschwerden Bmal wöchentlich leichtes
Fleisch, besonders weisses Fleisch, Kalbfleisch, Geflügel, Kalbsmilch, Hirn und viel
Milch, ebenso Beis-, Gries-, Hirsebrei-, Schleimsuppen, wegen der Nervosität Ganz
waschungen 20° 1 / 2 Stunde vor dem Aufstehen ohne Abtrocknen, 3 mal wöchentlich Halb
bad 26° 10 Min., 3 mal wöchentlich Sitzbad 24° 8 Min., am Nachmittag eine leichte
Giessung 24° 1-2 Kannen ohne Abtrocknen mit folgender Bewegung bis zur Er
wärmung.
Wegen der kalten Füsse und der Kopfschmerzen wurden Abends Fussdampfbäder
20 Min. mit folgenden nächtlichen Wadenpackungen 20° und nächtlichem Leibumschlag
22° verordnet.
Schon nach 14 tägiger Behandlung konnte Kranke die Anstalt bedeutend ge
bessert verlassen. Die Kopfschmerzen waren bei der Entlassung verschwunden. Sie
konnte wieder gut schlafen und hatte keine Verdauungsbeschwerden mehr.
Gerade bei den nervösen Leiden und bei den Magenerkrankungen ist die Anstalts
behandlung von so grossem Erfolg; bei ersteren, weil die Kranken aus ihrer Beschäfti
*) Bis jetzt sind dem neuesten „Jmpfgegner" zu Folge 1927 im Reichstage. Man
wird schon mit uns rechnen lernen!! D. Red.