Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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Die Aerzte haben mit der Bekämpfung dieses Leidens vollauf zu thun; 
ihre Erfolge aber waren bis jetzt nur sehr gering, weil man über das Wesen 
und die Ursache dieser Krankheitserscheinung keine begründeten Aufschlüsse 
hatte. Man kämpfte gegen ein unbekanntes Krankheitsgespenst und konnte sich 
daher nur auf das „Probieren" stützen. Hierbei fand man nun eine Menge 
verschiedener Heilmittel, welche die Migräne wirksam bekämpfen sollten, wie 
z. B. das Antifebrin, Antipyrin, Coffein, Phenacitin u. s. w. 
Durch diese Mittel kann man den unerträglichen, einseitigen Kopf 
schmerz zwar unterdrücken, aber das eingewurzelte Leiden nicht für immer 
beseitigen; vielmehr tritt die Migräne meist schon am nächsten Tage um sso 
heftiger auf, und eine neue, viel größere Dosis der erwähnten Arzeneien ist 
jetzt zur Beseitigung notwendig. Setzt man aber den Gebrauch des Anti- 
pyrins, Antisebrins rc. längere Zeit hindurch fort, dann wirkt es weist gar 
nicht mehr, und zu der Migräne tritt dann noch ein schweres Magenleiden 
hinzu. All die genannten Migräne- resp. Fiebermittel sind Gifte, die zwar 
den Kopfschmerz lindern, aber dafür den Magen ruinieren. So erging es auch 
dem Schreiber dieser Zeilen. Nach längerem Medizinieren hatte ich nämlich 
statt eines Leidens zwei: die Migräne und einen schweren Magenkatarrh. Ich 
schwor daher diesen Giften Rache und forschte jetzt unermüdlich nach der Ur 
sache des alten Leidens, um dann dasselbe auf „naturgemäße" Weise bekämpfen 
zu können. 
Auf die richtige Fährte leitete mich hierbei ein Arzt aus Karlsbad, der 
behauptete, die Migräne sei die Folge eines Darmleidens, seltener eines Magen 
leidens. Ich richtete daher mein Hauptaugenmerk auf die richtige Funktionie 
rung des Darmkanals und Vermeidung übermäßiger Wärme im Unterleibe. 
Durch mehr als einjährige Versuche und Beobachtungen an mir und mehreren 
anderen an Migräne Leidenden bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß 
die Migräne ohne Medikamente auf folgende Weise bekämpft resp. geheilt 
werden kann. 
Da bei den meisten an Migräne Leidenden Stuhlverstopfnng vorhanden 
ist, so muß zunächst eine möglichst regelmäßige Entleerung des Darmes an 
gestrebt werden. Dies geschieht am unschädlichsten durch laue oder kühle Kly 
stiere. Hierzu bediene man sich eines Jrregators, der unter allen zu diesem 
Zwecke dienenden Instrumenten das billigste, einfachste und ungefährlichste ist. 
Während durch Klystierspritzen, Klysopompe rc. das Wasser durch Gewalt 
(Druck) in den Darm getrieben und hierbei der Darm oft übermäßig aufge 
weitet wird, fließt es aus dem Jrregator durch die eigene Schwere von selbst 
langsam in den Darmkanal. Zu den Klystieren nehme man Wasser von 
verschiedener Temperatur, weil sich der Darm sehr schnell an ein und den 
selben Wärmegrad des Waffers gewöhnt und die Einspritzungen dann keine 
Wirkung mehr haben. Am besten wirken Klystiere von + 22 0 R 6is + 13° R. 
Sollte sich aber einmal der zur Stuhlentleerung nötige Reiz nicht ein 
stellen und nur das eingespritzte Wasser ohne Kotmassen abgehen, dann mache 
man gleich eine Eingießung mit warmem Wasser (+ 26 — 28° R), und die 
Wirkung tritt alsbald ein. Wenn so verfahren wird, dann werden auch die 
Klagen, daß die Klystiere bei längerem Gebrauch nicht wirken, bald ver 
stummen. Nach einem warmen Klystier und erfolgter Entleerung nehme man 
20—25 Minuten darauf ein sogenanntes Bleibeklystier. Dasselbe besteht aus 
1 / i bis % Glase kaltem Wasser (+ 12—16° R), welches nach der Ein 
spritzung im Darm behalten werden muß, damit er von der überflüssigen 
Wärme befreit wird. Diese Bleibeklystiere wende man noch an, wenn die 
Kotmaffen stets hart sind, denn alsdann ist zu viel Wärme im Unterleibe 
vorhanden.
	        
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