Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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Die Ohrmuschel ist stark verdickt, stark gerötet und heiß. .In solchen 
Fällen muß, neben einer kräftigen Allgemeinbehandlung, z. B. gegen die 
Scrophulosis? auch örtlich tüchtig vorgegangen werden. 
. Die Kur für diese so häufig vorkommenden Leiden gestaltet sich etwa so: 
Das Kind erhält jede Woche mehrere Dampfbäder, von denen ja die Technik 
der Natuiheilmethode eine große Anzahl von Arten aufweist, die selbst für 
das früheste Alter anwendbar sind. Nach dem Dampfbade folgt stets ein 26° 
Halbbad mit 24° R Begießung. Während der Nacht wird der Kranke mit 
einem 22°—24° 2fachen Leibumschlage und 25° Wadenfußpackung versehen, 
zu gleicher Zeit ihm ein 22° Kopfhaubeverband angelegt, der das Ohr gut 
bedeckt. Man nehme zu dieser Prozedur ein Taschentuch und bereite daraus 
eine „Zipfelmütze", wie wir sie wohl fast Alle in der Jugend gemacht haben, 
indem an den Zipfeln des Taschentuches Knoten gemacht werden. 
Über diese nasse „Zipfelmütze" kommt dann eine ähnliche, trockene, aus 
Wollstoff hergestellte. Dieser Verband hält besser, luftdichter und rutscht nicht 
so, wie ein gewöhnlicher Ohrenverband. Auch im Laufe des Tages können 
wiederholt, neben der Wadenfußpackung solche Kopfhaubenverbände gemacht 
werden, woran sich stets eine 20° Waschung der bedeckt gewesenen Teile knüpfen 
soll. In manchen hartnäckigen Fällen (langdauernd sind sie ja zumeist) wendet 
man, um örtlich etwas mächtiger zu wirken, häufige Kopfdampfbäder an. Der 
Kranke hält zu diesem Zwecke das Ohr über einen mit heißem Wasser gefüllten 
Topf und bedeckt das Gesicht nebst Topf mit einem wollenen Tuche. 
Das Kopfdampfbad -dauert so lange, als es dem Kranken behagt; im 
Anschlüsse daran ist stets eine 24° Waschung der gedämpften Teile vorzunehmen. 
Zur Vervollständigung der Behandlung muß der Kranke vorwiegend vegetarisch 
und trocken leben, muß stets frische Lust, ausgiebige Bewegung, luftiges Lager 
und offenen Leib haben. 
Sehr häufig wird das äußere Ohr in seinen Nervenpartieen befallen, und 
man hat es mit dem äußerst schmerzhaften Ohrenreißen zu thun, dem zumeist 
eine nicht zu ermittelnde Ursache zu Grunde liegt. Außer den Schmerzen und 
lebhaftem Hitzegefühl, äußerlich durch lebhafte Rötung erkenntlich, hat der 
Kranke keine Symptome. Bei einem lebhaften Anfalle ist es ratsam, sich sofort 
den beschriebenen Kopfdampfbädern zuzuwenden, die im Verlaufe des Tages 
mehrere Male vorgenommen werden. Meist schon nach dem ersten wird der 
Schmerz geringer werden und bald vollkommen schwinden, wenn der Kranke 
unmittelbar nack dem Kopfdampfbade mit 24° Waschung der gedampften Teile, 
das Ohr in feuchter Wärme hält. Ist das Kopsdampfbad aus irgend welchen 
Jndicationen (Anzeigen) nicht anwendbar, so sind Dampfcompreffen in lOminut- 
lichem Wechsel, 6 bis 8 nacheinander, an das Ohr zu legen. Man tauche ein 
4 bis 8 fach gefaltetes Taschentuch in siedendes Waffer, lasse es abtropfen und 
hülle es in ein Stück Flanell ein. In Fällen, wo das nötige Material nicht 
vorhanden ist, tauche man einfach ein Taschentuch in 35° Wasser, ringe es 
aus, lege es in 1 bis 2 minütlicher Erneuerung auf das schmerzende Ohr. 
Ist jemand bewandert, so füge er leichte Ohrenmassage hinzu. 
Der Schmalzfluß des Ohres kommt bei beschränkten Catarrhen der 
Schleimhaut des äußeren Gehörganges, sowie bei Einwirkung von Reizen auf 
die Schmalz absondernden Drüschen zu Stande. Während im gesunden 
Zustande verhältnißmäßig wenig Schmalz abgesondert wird, und dieses wenige 
Schmalz durch die Kieferbewegungen, oder durch Handgriffe, vom „bohrenden" 
Finger, entfernt wird, kommen beim Ohrenschmalzfluß sehr große Mengen, wie 
von Kranken versichert wird, „literweise" heraus, einen unangenehmen Geruch 
verbreitend. Sehr häufig sind dauernde mechanische Reizungen an diesem
	        
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