Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

b. Wie ist die Impfung verlaufen, regelmäßig oder unregelmäßig? 
e. Welche Krankheiten sind innerhalb drei Monaten nach ver Impfung bei 
den Geimpften aufgetreten? 
d. Welche der Geimpften bezw. Wiedergeimpften sind gestorben und an 
welchen Krankheiten? 
6. Wie ist der Gesundheitszustand der noch Lebenden? 
2. Dieselbe Untersuchung hat in den 10 Städten von 20000 — 100000 
Einwohnern stattzufinden, welche die größte, und in den 10 Stäoten, welche 
die geringste durchschnittliche Srerblichkertsziffer seit 1874 aufzuweisen haben und 
3. In den 25 Dörfern, welche die größte, und den 25, welche die 
geringste durchschnittliche Sterblickkeitsziffer seit 1874 aufweisen. 
Die statistische Zusammenstellung der Ergebnisse dieser Untersuchung würde 
unzweifelhaft den schon hundertmal erbrachten Beweis auf's Neue erbringen, 
daß die Impfung durchaus nicht vor den Pocken schützt, daß sie selbst 
aber für die Gesundheit der Geimpften gefährlicher ist, als die 
Pocken selbst. 
Zum Schlüsse nur noch der Hinweis darauf, daß man sich medicinischer- 
dcs ungeheuren Widerspruches zwischen den Lehren der modernen 
Antiseptik und der Impfung, einer septischen Blutvergiftung, wohl bewußt 
ist. Hat es doch neuerdings an Versuchen, die Antisepsis mittelst Karbolsäure 
und Sublimat auf die eiternden Impfstellen anzuwenden, nicht gefehlt. Das 
Ergebnis war ein niederschmetterndes für die Lehre. Die Jmpfwunden 
verschlimmerten sich, die Antisepsis mittelst giftiger Chemikalien erwies 
sich ihnen gegenüber durchaus ohnmächtig. 
Die Blutvergiftungen spielen überhaupt heutzutage — trotz oder in 
Folge der antiseptischeil Lehren — eine höchst traurige Rolle in der 
Medicin. Har man doch in den letzten Wochen wieder zwei Daumen in Berlin 
amputieren zu müssen geglaubt, nicht, weil tolle Hunde, sondern nur boshafte 
Menschen in denselben gebissen. Und bald wird von hier, bald von dort ein 
Todesfall in Folge von Blutvergiftung trotz wissenschaftlichster antiseplischer 
Behandlung gemeldet*). Niemals ist uns aber ein solcher nach einer lediglich 
mit Wasser unternommener antiseptischen Behandlung bekannt geworden. So 
heilte z. B. ein bei einem Einjährigen der Kavallerie in H. im November v. I. 
in Folge der beim Militär üblichen Impfung vorgekommener Fall von schwerem 
Eryupel — der Betreffende war 24 Stunden steif am ganzen Körper, der 
mit neun Jmpfschnilten bedachte linke Arm schwoll außerordentlich an und 
eiterte ganz gewaltig — bei ausschließlicher Wasserbehandlung binnen acht 
Tagen vollständig und ohne irgend welche sichtbaren Folgen zu hinterlassen. 
Welche Irrwege werden wir aber noch wandeln müssen, ehe wir aus dem 
Jrrsal, in welches uns dre drei parlamentarischen Ärzte: Löwe, Zinn und 
Thilenius gestürzt, die einst der, die Wege noch als nicht genügend geklärt 
einsehenden, Regierung mit solcber Zuversicht entgegentraten, wie sie nur 
blinde Parteiwut. einzuflüstern pflegt, uns wieder an's Helle Tageslicht der 
gesunden Vernunft zu retten im Stande sind- 
3. Früchte der vivisektorischen Versuche. Eine Probe von 
m Irrwegen enthält Virchow's Archiv Band CIX von 1888. In demselben 
*) In Sorau ist sogar ein Fuß abgenommen worden, weil derselbe sich an einem im 
Stiefel vorstehenden Stift verletzt hatte, und der Schuster ist zur Zahlung von 900 Mark 
jährlicher Rente an den betr. Mann verurteilt worden. Wir gedenken auf diesen Fall, 
der ein höchst grelles Licht auf unsere medicinisch-juristischen Zustände wirft, noch aus 
führlicher zurückzukommen.
	        
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