Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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ihren Anpreisungen füllenden, Wohlthäter der leidenden Menschheit, die Joh. Hoff, Mohrmann^ 
Pillen-Brandt rc. können auf Ursprünglichkeit keinen Anspruch machen. 
Zu Nutz und Frommen unserer Leser, soweit ihnen an ewiger Jugend gelegen ist^ 
lassen wir nachstehend auch das Rezept zu einem wirklichen Lebenselixir folgen — man höre: 
„Nimm einen oder mehrere alte fette Kapaunen, weide sie aus, zerschneide sie, 
werfe alles in ein Gefäß, gieb dazu gelbes Sandelholz, Aloe, Gewürznelke, Muskat 
nuß, Muskatblüte, Galganthwurzel, Citronenschale, Zwitterwurzel, Saffran, Ros 
marinblüte, Salbei, Lavendel, Ochsenzunge, rote Rosen, präparierte Koralle, Canarien- 
wein und weißen Zucker. Das Gesäß muß gut verschlossen werden, daß kein Dunst 
entweichen kann, dann dünste man es acht bis zehn Tage. Gieb hierauf alles unter 
die Presse und destilliere den ausgedrückten Saft. . 
Wohl bekommt! — Erscheinen uns diese Arzneien, welche sich Jahrhunderte hindurch 
in den Apotheken vorfanden, schon wunderlich genug, so verzeichnet die medizinische Litteratur 
jener Zeit doch noch viel tollere. Man schlage nur beispielsweise die ganz ernsthaft gemeinte 
„Heilsame Doktor - Apotheke" des Paullini auf, welcher seine Kranken durch die Bank m't 
Mist und Urin von Tieren und Menschen zu heilen verspricht, ohne Mitwirkung eines Arztes^ 
und wirklich auch fachgemäß für jedes Übel ein entsprechendes Rezept vorschreibt. 
Dies ist der lange Weg der Irrungen, den die Heilkunde zurückgelegt hat, bis ihr 
endlich in unserem Jahrhunderte die Leuchte der Wahrheit in der Naturheilmethode 
aufging. Zu allen Zeiten aber hat es einzelne Männer gegeben, welche sich „in ihrem 
dunklen Drange des rechten Weges stets bewußt waren." Wenn wir heutzutage in jene 
Zeilen zurückblicken, kommt uns ein mitleidiges Lächeln an. Soviel aber steht fest, daß die 
damalige Heilweise zumeist; viel „naturgemäßer", unschädlicher war als die heutige, wobei 
nur die furchtbarsten Gifte zur Anwendung kommen. Was werden die späteren Geschlechter 
wohl dazu sagen!? Wohl uns! die wir der Zeit in der Erkenntnis des wahren Heiles 
vorausgeeilt sind. 
Bücherbesprechung. 
Dr. E. Angerstein und G. Eckler, Hausgymnastik für Gesunde und Kranke. 
Berlin 1887. Verlag von Chr. Fr. Enslin. 3 JO. 
Ich war nicht wenig gespannt, als ich die vorstehend genannte Schrift angezeigt fand. 
War doch feit Jahren Schreber (Ärztl. Zimmergymnastik, Leipzig bei Fr. Fleischer') mein 
Hausarzt, und ich nahm bisher jede Gelegenyeit wahr, dieses vortreffliche Buch allen Stuben 
hockern aufs beste zu empfehlen. Die „Hausgymnastik" ist nach manchen Richtungen hin 
besser als Schrebers Schrift. Die Wirkungen der Leibesübungen in ihrem Einflüsse auf 
den Stoffwechsel im allgemeinen, auf die Muskulatur, die Atmung und das Nervensystem 
im besonderen sind mit großer Klarheit dargestellt. Die Beschreibung der Übungen ist sehr 
deutlich, ihre Reihenfolge nach den Schwierigkeiten der Ausführung geordnet. Eine Reihe 
von Stockübungen bietet möglichste Abwechslung. Die Übungsgruppen für Gesunde (Mädchen 
und Knaben von 7—10 Jahren, Knaben von 10—15, Mädchen von 10—14 Jahren 
für das Jünglings-. Jungfrauen-, Männer-, Frauen- und Greisenalter) sind sehr vollständig 
zusammengestellt; ihnen folgen solche für Kranke (allgemeine Schwäche. Blutarmut, Bleich 
sucht, schwache Brust, Stockungen in den Nnterleibsorganen, Fettleibigkeit, Blutandrang nach 
Kopf und Brust, gebückte Haltung, seitliche Rückgratsverkrümmung). Die nach photographischen 
Ausnahmen hergestellten bildlichen Darstellungen lassen nichts zu wünschen übrig. — Ich 
empfehle allen Gesinnungsgenossen die Anschaffung dieses Buches; es ist ein vortrefflichem 
Führer auf einem der wichtigsten Gebiete der Gesundheitspflege. t. 
W "V 
* Mitteilungen des Bundesvorstandes. 
Wir erbitten uns alle für den Vorstand bestimmten Briefe an unsern Vorsitzenden 
Schmeidel, Berlin 8. Ritterstr. 101, 
alle Geldsendungen portofrei und unter Beifügung des Bestellgeldes an unsere 
Kassenstelle „Berliner Naturheilanstalt", Berlin 8. Sebastianstr. 27/28. 
Ferner ersuchen wir, alle für den Redakteur bestimmten Sendungen Herrn 
Johannes Reinelt in Neisse, 
alle Bestellungen auf Geschäftsanzeigen der Firma Wilhelm Jßleib 
(Gustav Schuhr) Berlin SW., Wilhelmstr. 124 zugehen zu lassen. 
Die Benutzung oben angegebener Adressen ist für eine rasche Erledigung der Geschäfte 
dringend erforderlich.
	        
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