Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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Zeit der wahre Thatbestand von uns bekannt gegeben, auch unumwunden erklärt wurde, daß 
nach seiner Prognose auf „Sterbe" kein Tropfen seiner Medizin re. mehr genommen und die 
Medizinflasche nur mit reinem Wasser gefüllt worden sei. Als er den Namen Canitz hörte 
war er sehr empört, sehr entrüstet und äußerte zu meiner Frau,- wie man ihm so etwas habe 
anthun und seinen Anordnungen nicht Folge leisten können. Daß er mich bereits als einen 
Sterbenden vollständig aufgegeben hatte, und ich unter seiner Behandlung zu Grunde gegangen 
wäre, schien er vergessen zu haben. 
Bis zum September 1887 habe ich mich in der Kur des Herrn Canitz befunden. In 
den ersten 3 Monaten erhielt ich täglich volle Kur, darauf 2 Monate einen Tag um den 
andern und sodann 4 Monate, einmal in der Woche, ein Bettdampfbad mit allen zuge 
hörigen Maßnahmen. 
Heute befinde ich mich ganz gesund, kann meinen Geschäften unbehindert nachgehen 
und danke dies nächst Gott nur allein Herrn Herrmann Canitz, dessen treue Fürsorge ich 
nicht genug rühmen kann. 
Berlin, den 10. October 1889. G. Gribowsky, Eigentümer, Pallisadenstr. 42. 
Welche Einlage sollen wir bei unseren Umschlägen, 
Einpackungen re. verwenden? 
Von Julius Wünsch, Chemnitz. 
Diese Frage ist in und außer Fachkreisen schon so oft mit mehr oder weniger Erfolg 
erörtert lvorden, daß ein Beitrag zur Lösung derselben wohl recht willkommen sein dürfte. 
Wenn wir die Beschaffenheit unserer bisherigen Einlagen aus Baumwolle und Leinwand 
genauer betrachten, so können uns die Nachteile derselben um so weniger verborgen bleiben, 
je mehr wir an uns, den Unsrigen oder an Kranken im Wirkungskreise Erfahrungen ge 
macht haben? — Sowohl Baumwolle als Leinwand sind wenig porös. Die Eigenwärme 
des Körpers kann sich also den nassen Umschlägen nicht gut mitteilen, weshalb diese mehr 
oder weniger kalt auf dem bloßen Leibe empfunden werden. Dies mag es uns wohl auch 
erklärlich erscheinen lassen, daß viele, welche die Vorteile einer durchgreifenden Wasserbehandlung 
recht gut eingesehen haben, sich dennoch nicht zur Anwendung am eigenen Körper entschließen 
können, weil Kälte ein unangenehmes Gefübl erzeugt , das Jeder instinktiv zu 
vermeiden sucht. — Ferner besteht der Zweck der Einpackungen außer Anwendung einer 
geeigneten Temperatur noch darin, die Haut zum Dünsten anzuregen, um vorhandene Krank 
heitsstoffe auszuscheiden. Da nun Baumwolle und Leinwand nicht schmiegsam genug sind, 
so können sie auch nicht dicht genug angelegt werden. Die Folge davon ist, eine ungleich 
mäßige Kälteverteilung und ungleichmäßige f rsdünstung. Um allen diesen Übelständen ab 
zuhelfen, wurden neuerdings rohseidene präparierte Umschläge in den Handel gebracht, welche 
alle diejenigen Eigenschaften in sich vereinigen, die man von einem rationellen und brauch 
baren Einlagestoff verlangen kann. Diese Fabrikate von dem alleinigen Fabrikanten der ge 
setzlich geschützten Hautpflege-Artikel Friedrich Meyer in Glauchau zuerst nach Vorschrift der 
bedeutendsten Autoritäten auf naturärztlichem Gebiete angefertigt, erweisen sich allerdings 
viel wirkungsvoller und heilsamer als die früher gebrauchten Einlagen. 
Sie sind porös, schmiegsam und wollartig wie Tricot, legen sich nicht so kalt an und 
wirken sehr wohlthuend auf die Haut. Letzteres macht sich besonders bei der Ganzpackung 
und bei der T'-Binde oder Kreuzpackung geltend. Schreiber dieses behandelte Kranke, welche 
eine ^-Binde aus Leinwand gar nicht, wohl aber eine solche mit rohseidner Einlage genügend 
lange vertrugen. Bei der großen Wichtigkeit der 1-Binde für das geschlechtliche System ist dies 
besonders bemerkenswert. Tie Vorzüge der rohseidnen Einlagen, die übrigens auch darin bestehen, 
daß sie sich wegen ihrer Durchlässigkeit schnell und gründlich reinigen lassen, sind schon längst in 
Anstalten von'Ärzten und Laienpraktikanten anerkannt worden. Eine Collektion rohseidener 
Einpackungen mindestens sollte aber auch in keiner hygieinisch strebsamen Familie fehlen, 
schnelle Hülfe ist auch meist die beste Hülfe. Der alleinige Verfertiger Friedrich Meyer, 
Glauchau, liefert dieselben preiswert in allen gangbaren Größen und sendet Interessenten 
Preisverzeichnisse zu. 
Nachbemerkung der Redaction. Die rohseidenen Einlagen bleiben zumeist auch 
länger feucht als die aus Leinwand. Man möge Versuche anstellen und weiter berichten. 
Erwiderung 
auf die kritischen Randglossen zur allopathischen Naturheilmethode vom Anatom Voigt- 
Plauen in Nr. 9 des „Natur- und Volksarztes". 
Nach dem Sprichwort: „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil", verdiente 
Herr Voigt eine geziemende Antwort; da aber, wie ein anderes Sprichwort sagt: „Durch 
Anfassen mit rüstigen Töpfen man sich selber rüstig macht", will ich es in dieser Weise 
unterlassen, und nur zur Richtigstellung auf die Angriffe im „Natur- und Volksarzt"
	        
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