Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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Sebastianstraße 27/28, welcher, nach genauer Untersuchung die Ueberzeugung aussprach', daß 
unbeschadet der ärztlichen Diagnose eine Heilung ohne Operation möglich sei. Ich brachte 
nun die mir vorgeschriebenen Verordnungen, wie Dampskompressen, 220 R. örtliche Umschläge 
Abreibungen des Körpers, Einpackungen, Dampfbäder rc. genau in Anwendung. Von 
Tag zu Tag besserte sich mein Arm; nach siebenwöchentlicher Kur war derselbe vollständig 
gesund, und ich konnte und kann ihn gebrauchen wie zuvor. 
Rummelsburg, Schillerstraße 30. Richard Kalkus. 
Vom wissenschaftlich sicheren Tode gerettet. 
Seit dem Jahre 1871 habe ich ununterbrochen an Rheumatismus gelitten. Derselbe 
trat in jedem Jahre, und zwar zur Herbstzeit, so heftig auf, daß ich für einige Monate das 
Bett hüten mußte und erwerbsunfähig war. Trotz ärztlicher Behandlung und der größten 
Pflege verschlimmerte sich mein Gesundheitszustand mit den Jahren immer mehr, sodaß ich 
im Sommer 1880 gezwungen war das Bad Teplitz zu besuchen. Auch diese Kur brachte 
mir nur vorübergehend etwas Linderung. 
Im Herbste des Jahres 1885 gesellten sich zu meinem rheumatischem Leiden noch 
Asthmabeschwerden und begab ich mich im April 1886 in die Kur des Sanitätsrats Herrn 
Dr. Becher in Berlin. 
Derselbe behandelte mich bis zum Juni 1886 als lungenkrank und verordnete mir 
darum einen 4wöchentlichen Landaufenthalt, welchen ich in Hermsdorf bei Berlin verbrachte. 
Während dieser Zeit verschlechterte sich mein Zustand bedeutend; ich brachte außer meinem 
vorerwähnten Leiden noch geschwollene Füße mit nach Berlin zurück. Bei meiner Zurück 
kunst war Di-. Becher verreist. Ich ging deshalb zur Universitäts-Klinik, wurde von dem Pro 
fessor Di-. Meyer untersucht und es stellte derselbe die Diagnose aus „Herzbeutelentzündung". 
Bis Mitte September 1886 verblieb ich in der Behandlung der gedachten Klinik. 
Auch in dieser Zeit verschlimmerten sich meine Leiden. Die Anschwellungen dehnten sich von 
den Füßen derartig auf die Beine und den Unterleib aus, daß ich in meinen Bewegungen 
sehr behindert war. 
Meine Befürchtung, daß ich an Wassersucht leide, wurde von den Aerzten der Klinik 
entschieden zurückgewiesen. In den letzten Tagen des Monats September 1886 consultierte 
ich den Dr. Kalischer, Veteranenstraße, Berlin. Derselbe eonstatierte Wassersucht. 
Di-. Kalischer behandelte mich sodann mit einer Medizin, mit der er, wie er mir erklärte, 
hauptsächlich auf den Urin einwirken wollte. Das Wasser vermehrte sich bei dieser Behandlungs 
weise jedoch immer mehr und mehr, sodaß^reits am 3. October 1886 die erste Operation 
vorgenommen werden mußte. Es wurdest ' mir hierbei 8 Liter Wasser abgelassen. Herr 
Dr. K. verblieb bei der begonnenen Behandlu'nDw^e. 
Das Resultat war und blieb ein negatives, denn schon nach weiteren 4 Wochen er 
folgte die 2. Operation, mit einem Wasserablaß von 12 Litern und nach 3 Wochen die 3. 
Operation mit 13 Litern u. s. w. so dak mir in der Zeit vom 3. October 1886 bis zum 
3. März 1887, an welchem Tage die letzte Punktirung erfolgte, in 7 Operationen gegen 
100 Liter Wasser entzogen wurden. 
Nach der letzten Operation verordnete mir Dr. K. noch 14 Tage Jodcali. Diese Kur 
schwächte mich aber derartig, daß ich meiner baldigen Auflösung entgegen sah. Der Dr. K. 
muß wohl dasselbe Gefühl gehabt haben, denn er machte meiner Schwägerin die traurige 
Mitteilung, daß zu meiner bestehenden Krankheit noch die Unterleibsschwindsucht (Darm- 
tuberkulose) Hinzugetreten und mein Ableben nahe bevorstehend sei. 
Der Herr Dr. K. wollte mich nunmehr einem Krankenhause anvertrauen. Hiergegen 
sträubte ich mich, sowie auch meine Ehefrau, ganz entschieden. Wenn einmal gestorben 
werden mußte, sollte dies zu Hause geschehen. 
Da ich aber schon vielfach gehört hatte, daß unter der Behandlung des Herrn 
Herrmann Canitz zahlreiche Medizin. Todescandidaten dem Leben erhalten und der Gesund 
heit wiedergegeben worden waren, wollte ich auch diesen Versuch noch machen und begab ich 
mich in die Behandlung dieses Herrn. Derselbe verordnete mir nach genauer Untersuchung 
Dampfumschläge auf den Unterleib, Trockenpackung mit Dampfkruken, milde Abreibungen, 
Knetungen und streng reizlose Diät. Innere Arzneien wurden selbstverständlich nicht gereicht. 
Trotz meiner großen Schwäche war ich im Stande diese Kur zu unternehmen und mit Er 
folg fortzusetzen. Das Resultat war ein ganz überraschendes. Der Appetit und ein damit 
vermehrter Kräftezustand trat bald ein; nach 3 Wochen konnte ich mich schon selbstständig im 
Bette erheben. Der Wasserzufluß verringerte sich zusehend, sodaß eine Operation nicht mehr 
Nöthig wurde. Nach weiteren 3 Wochen konnte ich ohne Hilfe aufstehen, das Bett verlassen 
und die ersten Gehversuche im Zimmer unternehmen. Am 7. Mai 1887 machte ich bereits 
meinen ersten Spaziergang nach dem Friedrichshain. 
Herr Dr. Kalischer, von welchem ich mich zum Schein neben Herrn Canitz noch weiter 
behandeln ließ, war von seinem vermeintlichen Erfolge ganz entzückt, bis ihm nach einiger
	        
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