Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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wohnlichen Doktoren und von ganz gewöhnlichen Unapprobierten untersucht worden. Da 
wurde denn das Verschiedenste diagnostiziert: 1. beginnende Herzverfettung, 2. vorgeschrittene 
Herzverfettung, 3. Herzerweiterung, 4. Klappenfehler, 5. übergroße Neurasthenie, 6. Rheu 
matismus. Was will man noch mehr? Ein Approbierter verschrieb diesem Herrn Kruken 
dampfbäder, 1 Stunde Schweiß, Rumpfpackungen u. s. w. Einem der Herzverfettung oder 
Klappenfehler Verdächtigten ohne Aussicht Schwitzbäder verordnen! 
Und nun der vorhin besagte Krankheitsfall. Eine Bauersfrau aus dem Gebirge, 
Mitte 30, wurde Vor drei Jahren krank. Der Appetit wurde geringer, Herzklopfen, Schwindel 
und verschiedene nervöse Zufälle traten ein, die Schwäche vermehrte sich von Woche zu Woche; 
Schmerzen im Unterleib. Der Arzt einer kleinen Stadt kurierte auf Magenleiden. Da die 
Krankheit schlimmer wird, so wird der Kreisarzt in Anspruch genommen, der konstatiert be 
ginnenden Herzklappenfehler und kuriert darauf los. Unterleibskrämpfe, besonders zu gewissen 
Zeiten, treten aus, ein ganz gewaltiger Kopfschmerz tritt hinzu und ein dritter Arzt sieht ein 
Gehirnleiden kommen. Die schlimmen Zustände vermehren sich, allgemeine Krämpfe zeigen 
sich oft, die Tage, wo die Kranke geistesabwesend ist, treten häufiger aus und ein äußer- 
deutscher Professor, (die Kranke wohnt nicht in Deutschland) findet ein schweres Unterleibs- 
leiden, das nur durch Operation gehoben werden kann. Als sich die Patientin dazu bereit 
erklärt, glaubt der Operateur die Zeit noch nicht dazu gekommen. Die Beine werden wasser 
süchtig, ebenso der Unterleib. Alle aber waren darüber einig, daß die Kranke nun wasser 
süchtig sei! Ein Triumph der Wissenschaft! Und der einfachen Bauersfrau ging es so wie 
vielen Andern, sie verlor den Glauben an die Kunst der wackeren Diagnostiker. 
Sie wandte sich an mich; was sollte ich nun diagnostizieren, nachdem so viele Andere 
sich widersprochen hatten? Sie war es zufrieden, auch ohne Diagnose gesund zu werden. 
Natürlich nimmt man bei ungewisser Diagnose die gefährlichere Krankheit an und ist darum 
in Anwendung der Kurmittel äußerst vorsichtig; mit der geringen Lebenskraft der Patientin 
muß man haushälterisch umgehen. Kost vegetarisch, anfangs Magenkompressen, Unterleibs 
waschungen, Fußbäder, dann Ganzwaschungen, Leibpack, Sitzbäder, Magen- und Unterleibs 
massage, Halbbäder, Atemgymnastik, später Luftbäder. In der ersten Zeit ging es schnell 
bergauf, dann kam eine gewaltige Krisis und nun ging es mit kurzen Unterbrechungen der 
Gesundheit entgegen. Nach 6 Wochen gesund entlassen, arbeitet sie nun schon 12 Wochen in 
Haus, Hof und Feld wie früher. Weder Herzleiden, noch Gehirn- und Unterleibsleiden haben 
sich seitdem wieder gezeigt. Wer hatte die richtige Diagnose gestellt? Ich mag die Diagnose 
nicht missen, aber höher als dieselbe steht mir die Kunst zu individualisieren. 
Edmund Schneckenberg. 
Vortragende und ihre Themata. 
(Fortsetzung). 
Die Aufnahme in diese Liste erfolgt lediglich nur auf die eigenen Anmeldungen und 
Empfehlungen der darin Verzeichneten. 
Carl Griebel in Meran (Tirol). 
Nächste Reisezeit: 15. März bis 10. Mai k. I. 
1. Frauenkrankheiten. 
2. Kindererziehung. 
Anmeldungen auf Vorträge schon jetzt dringend erwünscht. 
Besprechung von Büchern. 
Schuhr's Sammlung volkstümlicher Vorträge auf dem Gebiete der Gesund 
heitspflege, der körperlichen Erziehung und der Unfall-Verhütung. Jedes 
Heft 50 Pfg. 
Heft I. Ueber den moralischen und physischen Einflutz der Mutter auf ihr 
Kind vor der Geburt. Von Clara Muche. 
Ich halte es für ein verdienstvolles Unternehmen das Verlegers dieser Zeitschrift, eine 
Sammlung von guten Vorträgen aus dem Gebiete der Gesundheitspstege herauszugeben, und 
zwar zu einem Preise, der es allen Vereinen ermöglicht, sich auf leichte Weise in den Besitz 
von Vortragsmaterial zu setzen. Hoffentlich gelingt es, gute Käufer für das Unternehmen 
zu gewinnen. Mit dem 1. Hefte hat der Verleger einen guten Wurf gethan. Frau M. 
unterzieht in der ihr eigenen klaren Weise einen Lebensabschnitt der Besprechung, der in 
dieser Art eben nur von einer Frau und Mutter betrachtet werden kann. Im Interesse 
der künftigen Geschlechter muß dem Schriftchen die weiteste Verbreitung gewünscht werden.
	        
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