Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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mit der obigen Mischung (halb Milch unter Zusatz von vegetabiler Milch) schon der Ab 
wechslung wegen, da nicht wenige Kinder die vegetabile Milch, jedesmal gereicht, auf die 
Dauer verschmähen. Zu halten ist aus eine gute Milch. Sehr zweckmäßig, auch verdauungs 
erleichternd ist die lange Abkochung der Milch (die frisch gelieferte Milch im Wasserbade 
30 Minuten kochen lassen). — Täglich eine Abwaschung des Kindes 22° E, im Bett, Teil 
für Teil, ohne Reibung; der Unterschenkel und Füße 18° mit nachfolgender, ganz sanfter Strei 
chung. Bei Fieber Leibwickelung 22°, sobald zu warm zu wechseln (und nicht etwa die Nacht 
liegen lassen). Über die Ausübung der Anwendungsformen finden Sie alles Nötige in Siegers 
Die Naturheilkunde in ihren Anwendungssormen und Wirkungen. 
C. Th. in S. 1. Unter Trockendiät versteht man die Ernährung des Körpers mit 
festen oder mehr konsistenten Nahrungsmitteln, unter Ausschluß der flüssigen (Suppen, Milch 
und Getränke). Die strengste Kur dieser Art ist die Schroth'sche, die bekannte Semmelkur, 
bei der der Kranke täglich so viel altbackne Semmel ißt, als er zu seiner Sättigung bedarf; 
da der Durst dabei meist unvermeidlich ist, wird die Kur auch Durstkur genannt. Nach je 
drei oder vier Tagen der Kur wird ein Tag eingeschaltet, an dem Patient seinen Durst löschen 
darf, der sogenannte Trinklag. Schroth wählte zum Getränk nicht Wasser, sondern Wein (leichten 
Landwein). — Die NatUrheilmethode der Jetztzeit bedient sich gewöhnlich nicht der Schroth'schen 
Kur in der oben angegebenen strengen Weise, wendet aber nicht selten das Princip derselben 
zur Heilung der Krankheiten, wenn auch in milderer Form, an; d. h. sie gestaltet außer 
Semmel und Brot auch Breispeisen (von Reis, Hafer und dergleichen), Gemüse, Obst unter 
Ausschluß von Suppen und unnützen Trinkens, namentlich bei der Hauptmahlzeit, zuweilen 
auch bei den andern Mahlzeiten. 
2. Diese Professorenweisheit mag für Leute gut sein, die täglich einige Pfund Fleisch 
essen und im Bier- und Weintrinken Tüchtiges leisten 
M. E. in B. Seit ca. anderthalb Jahren sterben mir an beiden großen Zehen all 
mählich die Nägel ab und zeigen von der Nagelwurzel an ein gelbes, undurchsichtiges, kalk 
artiges Aussehen; zugleich lösen sich die Nägel vom Fleisch los. Ich bemerke noch, daß ich 
vegetarisch lebe und mich im übrigen einer ungestörten Gesundheit erfreue. Mein Alter ist 
35 Jahre. 
Nachts feuchte Wicklung des kranken Zehen 20°, darum Fußwicklung 22° bis über 
die Knöchel, darüber Wollwicklung, so viel, daß der Fuß gut warm wird. Morgens Ab 
waschung des kranken Zehen 220, des übrigen Fußes 18°. Daneben die tägliche Körper-^ 
Waschung. — Dauernd wird jedoch das Übel nur verschwinden, wenn die Grundursache 
gehoben, besonders jeder unnatürliche Druck, wie er namentlich durch spitze Schuhe entsteht, 
vermieden wird. 
E. Th. in A. Im Januar wurde uns ein Kind geboren, welches bei der Geburt 
scheintot war. Vom dritten Tage ab stellten sich Krämpfe ein. Der Kassenarzt verordnete 
Kamillentheebäder und Kamillenaufguß als Zusatz zur Milch. Nach 14 Tagen verloren sich 
die Krämpfe, kehrten aber vor vier Wochen heftig wieder. Wenn das Kind erschrickt, was bei jedem 
unvermuteten Geräusch geschieht, so fangen die Hände an zu zucken und der Mund verzieht 
sich. Der Anfall hält ungefähr 2 Minuten an. Sonst wirft das Kind den Kopf fortwährend 
zurück, dreht sich nach dem Lichte, horcht, wenn man es ruft, ohne einen indeß anzusehen. 
Der Arzt meint, daß die Augäpfel etwas stärker als wie gewöhnlich hervortreten. Der 
Kassenarzt gab Pulver, welche aber nichts helfen. Zwei andere Ärzte, bei welchen meine Frau 
gewesen ist, haben sich außer Stande erklärt, etwas zu thun. 
Morgens: Leibwicklung 4 Stunden 22—240. 
Abends: Desgl. mit Beinwicklung 4 Stunden 22—240. Dazu jedesmal sechsfache 
Nackencompresse 18°, und wenn Kopfhitze besteht, auch Stirnumschlag (bei noch größerer 
Hitze Stirnscheitelumschlag) 18°. — Die Wicklungen und Umschläge müssen gewechselt werden, 
wenn sie zu warm werden (was zuweilen, aber nicht immer, sich durch Unruhe des Patienten 
kund thut).*) 
Morgens: Nach der Leibwicklung Abwaschung des gewickelten Teils 22°. 
Abends: Nach der Auswicklung Abwaschung des ganzen Körpers, Rumpf, Arme, 
Oberschenkel 22°, der Füße und Unterschenkel 18o. 
Diät: 1 Teil Milch mit 1 Teil Wasser verdünnt, 6 mal täglich 3stündlich. Die 
Milch wird, gleich nachdem sie geliefert ist, verdünnt und im Wasserbade 30 Minuteu 
gekocht (Der Milchtopf in einen Wassertopf gesetzt; von dem Zeitpunkt, wo die Milch kocht, 
noch 30 Minuten weilerkochen). 
*) Man muß sie zu dem Zwecke überwachen und von Zeit zu Zeit anfühlen. 
Verantw. Redakteur: I. V.: W. Siegert in Friedrichshagen bei Berlin. 
Druck und Verlag von Wilhelm Jßleib (Gustav Schuhr) Berlin SW. 48, Wilhelmstraße 124. 
1 Jnseraten-Beilage.
	        
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